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Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

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Warten müssen vorerst auch alle anderen Bauern, bis zweifelsfrei klar<br />

sein wird, in welchem Ausmaß die bald heranreifenden Erdbeeren und<br />

Marillen und später auch das Getreide langlebiges Cäsium enthalten<br />

(das radioaktive Jod wird bis zum Sommer jedenfalls abgeklungen sein).<br />

Die Strahlenexperten sind zwar weitgehend sicher, daß das Ärgste bereits<br />

vorbei ist; dennoch könne es da und dort regional bedingte Probleme<br />

geben. Für Obst, Gemüse und Pilze ist bereits ein Grenzwert von<br />

3 Nanocurie Cäsium pro Kilogramm vorgesehen.<br />

Hart getroffen sind jedenfalls jene Obst- und Gemüseproduzenten, die<br />

sich vertraglich an Lieferanten aus dem Os__lock gebunden haben. Infolge<br />

der europaweiten Importsperren für COMECON-Lebensmittel<br />

ist diese Quelle bis auf weiteres versiegt. Wenn die Verarbeiter ihre Rohware<br />

nicht anderweitig beschaffen können, werden ihre Maschinen<br />

wohl auch bis auf weiteres still stehen.<br />

Unter Umständen macht sich Cäsium auch im Fleisch unangenehm bemerkbar.<br />

Hasen und Rehe endialten bereits bis zu 50 Nanocurie Cäsium<br />

pro Kilogramm. Schon wegen der vorübergehenden Jodbelastung<br />

wurde die Schonzeit bis 1. Juni verlängert; nun wird sie möglicherweise<br />

noch weiter aufgeschoben werden müssen. »Aber der Wildverzehr ist<br />

nicht hoch«, beruhigt Lindner; deshalb werde man mit diesem Problem<br />

leichter fertig werden.<br />

Die von Minister Kreuzer bereits für Pfingsten angekündigte »Entwarnung«<br />

läßt also auf sich warten. »Wir wollen mit den Grenzwerten«, argumentiert<br />

Lindner, »das Risiko so klein wie möglich halten«.<br />

Tatsächlich scheint das Strahlenrisiko in Summe sehr klein, wenn man<br />

es im Verhältnis etwa zu den Folgen freiwilliger Risken, etwa des Zigarettenrauchens,<br />

sieht Die gesamte Strahlenbelastung, die der österreichischen<br />

Bevölkemng aus dem Reaktorunfall von Tschernobyl erwächst,<br />

dürfte, ersten Schätzungen zufolge, kaum höher sein als das<br />

Ausmaß an natürlicher Strahlung, die im Laufe von ein bis zwei Jahren<br />

in jeden Menschen eindringt. Schwangere und Kleinkinder sind zwar<br />

empfindlicher, aber ein eventueller Schaden wird auch bei diesen wahrscheinlich<br />

nicht statistisch faßbar sein.<br />

Man kann auch die Cäsiumwerte in der Milch von zwei Seiten sehen:<br />

im Normalfall enthält sie maximal einige Picocurie Cäsium-137 (1 Nanocurie<br />

sind 1.000 Picocurie); jetzt werden also tausendmal höhere<br />

Werte gemessen. Andererseits ist in der Milch von Natur aus radioaktiv<br />

strahlendes Kalium-40 zu finden, und zwar in einem Ausmaß von wenigen<br />

Nanocurie. Demgegenüber ist die zusätzliche Belastung durch Cäsium<br />

nicht so gewaltig.<br />

Der Strahlenexperte Professor Dr. Erich Tschirf vom Atominstitut der<br />

Österreichischen Hochschulen hält deshalb die vorbeugenden Maßnahmen<br />

des Gesundheitsministeriums für reichlich übertrieben. Ministerialrat<br />

Lindner dagegen beruft sich auf die österreichische Strahlenschutz-<br />

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