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Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

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erfahren. Seither herrsche Funkstille. In einem einstimmig beschlossenen<br />

Antrag an die Bundesregierung fordert das Land Vorarlberg ferner, alle<br />

möglichen rechtlichen und praktischen Schritte zu setzen, um eine Inbetriebnahme<br />

Zwentendorfs auszuschließen.<br />

Auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer kritisiert das Versagen<br />

des Krisenmanagements. Als Salzburger Milchproben unauffindbar<br />

scheinen, erhält Landesrat Sepp Oberkirchner die Antwort aus<br />

Wien: »Vielleicht ist das Flugzeug abgestürzt...«.<br />

ÖVP-Agrarsprecher Josef Riegler nennt es »erschütternd, wie kopflos<br />

und hilflos« man im Gesundheitsministerium den Konsequenzen des<br />

Atomunfalls gegenüberstehe. Vorbeugende Maßnahmen hätten schon<br />

vor Jahren getroffen werden müssen.<br />

Gesundheitsminister Kreuzer weist die Kritik als ungerechtfertigt zurück.<br />

Am Abend des 6. Mai steht die Berichterstattung im Österreichischen<br />

Rundfunk ganz im Zeichen der Folgen von Tschernobyl. In einer Sondersendung<br />

von 03 bezeichnet der Strahlenschutzbeauftragte des<br />

Atominstituts der Österreichischen Hochschulen, Universitätsprofessor<br />

Dr. Erich Tschirf, die Maßnahmen des Gesundheitsministeriums wörtlich<br />

als »Blödsinn«. Der Nuklearmediziner Universitätsprofessor Dr.<br />

Rudolf Höfer meint: »Für Panikmache gibt es keinen Anlaß. Es sind<br />

keine unmittelbaren Gesundheitsschäden zu erwarten. Dafür müßte die<br />

Strahlenbelastung um das gut Eintausendfache höher liegen. Es ist aber<br />

immerhin das bisherige Gleichgewicht der natürlichen Strahlenbelastung<br />

gestört.« Bei Jod-131 müßte man derzeit, ergänzt Universitätsprofessor<br />

Tschirf, »350 Quadratmeter Gras abschlecken, um die höchstzulässige<br />

Aufnahmedosis zu erhalten, bei Cäsium-137 sogar 1.700 Quadratmeter«.<br />

Insgesamt verzeichnet der Hörfunk mit 5.000 Anrufern für<br />

die Sendung einen seltenen Rekord. Schwangere Frauen rufen besorgt<br />

an, ob sie nicht besser ihr Kind abtreiben lassen sollten. Andere wollen<br />

wissen, ob man angesichts der Situation aussäen dürfe. Ob die Marillenblüte<br />

in Gefahr sei, fragt ein dritter Anrufer. In der Folge wird davor gewarnt,<br />

»radioaktive Blumen« zum Muttertag zu schenken. Die Diskussion<br />

wird am späteren Abend im Fernsehen im Club 2 fortgesetzt<br />

Mittwoch, 7. Mai. Die öffendiche Auseinandersetzung über die Folgen<br />

von Tschernobyl erreicht einen weiteren Höhepunkt. Die Vereinigung<br />

Österreichischer Industrieller weist auf Mängel eines umfassenden Krisenmanagements<br />

in Österreich. Leere Sandkästen seien kein Zivilschutz.<br />

Gesundheitsminister Kreuzer trage mit seiner Politik der dosisweisen<br />

Verabreichung von Einzelvorschlägen für das Verhalten im Alltag sehr<br />

viel zur Verunsicherung der Bevölkerung bei. Ein umfassendes Informations-<br />

und Maßnahmenkonzept sei nicht erkennbar. Darüber hinaus ge-<br />

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