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Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

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wieder verkauft werden, nicht aber Spinat, Schnittlauch, Petersilie und<br />

Vogerlsalat. Der Salzburger Amtsarzt Dr. Christoph König protestiert<br />

gegen die Maßnahme: Salzburg sei von der Radioaktivität nach wie vor<br />

am stärksten betroffen. Deshalb dürfe es dort auch für die Häuptel<br />

keine Freigabe geben. Schon bisher hätten Händler versucht, das Verbot<br />

zu unterlaufen und Salat aus Tirol auf den Markt zu schmuggeln. Die<br />

Ware sei aber rechtzeitig entdeckt und wieder zurückgeschickt worden.<br />

Der Wiener Internist Professor Dr. Karl Fellinger nimmt im Femsehen<br />

zum Thema Radioaktivität und Schwangerschaft Stellung: Tschernobyl<br />

werde in der Statistik der Geburtsschäden in Österreich nicht aufscheinen.<br />

Es sei kein Grund für Schwangerschaftsunterbrechungen gegeben.<br />

Die beruhigende Stellungnahme erfolgt offenbar unter dem Eindruck<br />

der Tatsache, daß die Abtreibungskliniken in den vergangenen Tagen<br />

starken Zulauf registrieren.<br />

In der Bundesrepublik Deutschland kommt es nun zu Ausschreitungen<br />

in Wackersdorf. Vor allem am Pfingstwochenende sind schwere Zusam-.<br />

menstöße zwischen Polizei und Kernkraftgegnern zu verzeichnen; zahlreiche<br />

Demonstranten und mehr als 150 Polizisten werden zum Teil<br />

schwer verletzt, als mehrere hundert militante Kemkraftgegner mit<br />

Steinschleudern, Stahlkugeln, Molotowcocktails und einem Bagger gegen<br />

den Bauzaun vorgehen. Die Polizei setzt wiederholt chemische<br />

Reizstoffe gegen die Demonstranten ein. Die Protestaktionen erreichen<br />

am Pfingstmontag einen Höhepunkt Nach Schätzungen der Polizei<br />

sind im Laufe des Nachmittags rund 10.000 Demonstranten beim Baugelände.<br />

In den sowjetischen Medien rückt die Beschuldigung, der Westen habe<br />

das Kraftwerksunglück politisch ausgeschlachtet, immer mehr in den<br />

Vordergmnd. Mehrere sowjetische Stellen lassen wissen, daß die<br />

UdSSR nicht daran denke, Schadenersatzforderungen aus anderen Ländern<br />

zu akzeptieren. Prawda und TASS attackieren den deutschen Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl wegen seiner Rede vor den Vertriebenenverbänden.<br />

Kohl habe die Gelegenheit zur Ausnützung des Unglücks von<br />

Tschernobyl nicht vorbeigehen lassen, er habe »völlig unbegründete Entschädigungsforderungen<br />

angemeldet wegen Schäden, die angeblich in<br />

der Bundesrepublik Deutschland verursacht wurden.« Diese »schamlose<br />

Forderung« zeige, daß man in Bonn offenbar die eigene, aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg stammende »untilgbare Schuld« gegenüber der Sowjetunion<br />

schon vergessen habe.<br />

Dazu schreibt die Neue Zürcher Zeitung am 21. Mai: »Die Sowjets<br />

sind, und dies gilt selbst für die vollinformierte oberste Schicht, gewissermaßen<br />

Opfer ihrer selbst bewirkten Isolation. Die seit Jahrzehnten<br />

geführte westliche Debatte über die Kernenergie ist ja stets nur als ein<br />

kurioses, allenfalls für die eigenen Zwecke ausnützbares Phänomen betrachtet<br />

worden. Die öffendiche Meinung als Faktor existiert in der<br />

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