05.08.2014 Aufrufe

Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

Stefan f l Gergely - stefan m. gergely

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

7. Strahlenschutz in Österreich<br />

Stünde Tschernobyl an Österreichs Grenzen, so wären wir den damit<br />

verbundenen Strahlengefahren so gut wie schutzlos ausgeliefert. Wir<br />

hätten lediglich sehr bald gewußt, wo und in welchem Ausmaß die<br />

Strahlenbelastung in der Luft ansteigt: 336 vollautomatische Meßstellen<br />

im ganzen Bundesgebiet melden mnd um die Uhr Meßdaten über die<br />

Radioaktivität in der Luft an die Landeswarnzentralen und an die Bundeswarnzentrale<br />

in Wien weiter. Die Schweiz verfügt dagegen lediglich<br />

über 50 solcher Meßstellen. Viele Staaten in Europa haben mit dem<br />

Aufbau eines derartigen Frühwarnsystems noch nicht einmal begonnen.<br />

Darüber hinaus haben Polizei und Bundesgendarmerie in Österreich<br />

über 400 Strahlenspürtrupps mit insgesamt 1.200 Mann, die in der Zivilschutzschule<br />

des Innenministeriums ausgebildet worden sind. Dort hat<br />

man bislang außerdem mnd 2.000 Feuerwehrleute im Aufspüren von<br />

Strahlen unterwiesen. Auch das Bundesheer ist zur Messung von radioaktiver<br />

Strahlung im Prinzip ausgerüstet: in jeder Jägerkompanie gibt es<br />

ein Strahlenmeßgerät, jedes Kasernenkommando hat ein bis zwei Strahlenspürtrupps<br />

und bei jedem Militärkommando sind ein Strahlenschutzzug<br />

und eine Strahlenschutzkompanie im Einsatz. Insgesamt sind im<br />

Bereich des Bundesheeres mnd 600 Strahlenschutzanzüge verfügbar.<br />

Mit anderen Worten: Messen und aufspüren können wir relativ gut.<br />

Diesbezüglich war Österreich nach Tschernobyl gegenüber etwa Italien<br />

im Vorteil. Dennoch bot sich im Anschluß an die Erkenntnis, daß eine<br />

radioaktive Wolke über Mitteleuropa ziehe, in allen davon betroffenen<br />

Ländern mehr oder weniger das gleiche Bild: Mangels geeigneter Pläne<br />

und Kompetenzen für einen derartigen Katastrophenfall entstand ein<br />

zuweilen chaotisches Durcheinander. Der Bundesminister für Gesundheit<br />

und Umweltschutz veröffentlichte Empfehlungen, Gebote und Verbote.<br />

Manche Bundesländer hielten sich daran, andere wiedemm gingen<br />

eigene Wege. Ständig wurden radioaktive Meßwerte gemeldet, mit<br />

denen der Durchschnittsbürger nichts anfangen konnte. Welche gesundheitlichen<br />

Folgen die radioaktive Belastung langfristig möglicherweise<br />

haben könnte, wurde nicht gesagt. Das Volk war zwischen der Beschwichtigung,<br />

es bestehe keine akute Gefahr, und Maßnahmen wie<br />

dem Verkaufsverbot von Freilandgemüse hin und her gerissen.<br />

Selbstverständlich ist den beteiligten Behörden zuzubilligen, daß es in<br />

einem derartigen Alarmfall nicht in erster Linie darauf ankommt, daß<br />

alles wie am Schnürchen läuft (wenngleich dies natürlich wünschenswert<br />

ist). Viel schwerer wiegt dagegen, daß es bis heute weder überregionale<br />

Alarmpläne gibt noch daß die Katastrophenschutzpläne der<br />

63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!