Stefan f l Gergely - stefan m. gergely
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welchen Konzentrationen vorkommen, kann die gesundheitliche Bedeutung<br />
der Meßwerte für die menschliche Gesundheit ermittelt werden.<br />
Diese Rechnung muß für jedes einzelne Nuklid eigens ausgeführt werden.<br />
Eine gesamthafte Bewertung aller möglichen Strahleneinflüsse wird<br />
deshalb erst Monate nach Tschernobyl vorliegen. Immerhin hat die radioaktive<br />
Wolke Dutzende Nuklide über Österreich vergestreut; manche<br />
von ihnen, etwa das Strontium, können nicht direkt gemessen werden,<br />
sondern müssen erst durch komplizierte chemische Aufschlußverfahren<br />
abgetrennt werden. Diese Analysen sind teilweise enorm zeitaufwendig.<br />
Dennoch ist es verständlich, daß die zum Teil stark erhöhten Meßwerte<br />
in der Luft vorbeugende Maßnahmen auslösten. Von besonderer Bedeutung<br />
sind aber heute nicht so sehr die in der Luft gemessenen Werte,<br />
sondern die Radioaktivität des Bodens, des Trinkwassers und der Nahrungsmittel.<br />
Auf die dabei bedeutsamen Zusammenhänge kommen wir<br />
noch näher zurück.<br />
Natürliche Radioaktivität<br />
Nun können wir daran gehen, die natürliche und die künstliche Radioaktivität<br />
etwas näher unter die Lupe zu nehmen. Seit jeher ist der<br />
Mensch ionisierender Strahlung ausgesetzt. Bis zum zwanzigsten Jahrhundert<br />
war diese Strahlung natürlichen Ursprungs. Auch heute stammt<br />
- zumindest unter normalen Umständen - der größte Teil der Strahlendosis<br />
aus natürlichen Quellen. In den Wochen nach Tschernobyl wurde<br />
er allerdings durch die im sowjetischen Reaktor freigesetzten Nuklide<br />
um ein Vielfaches übertroffen.<br />
Die natürliche Strahlenbelastung hat verschiedene Ursprünge. Zunächst<br />
ist die kosmische Strahlung von Bedeutung. Dabei handelt es sich um<br />
aus dem Weltall auf die Erdatmosphäre wirkende Einflüsse (»Primärstrahlung«);<br />
durch Reaktionen mit dem Stickstoff und Sauerstoff der<br />
Luft wird die sogenannte »Sekundärstrahlung« erzeugt - es entstehen<br />
neue Teilchen, die weiterfliegen und zum Teil andere Kerne zertrümmern,<br />
bis die ursprüngliche Energie aufgebraucht ist Ein Teil der kosmischen<br />
Strahlen gelangt bis an der Erdoberfläche, ein anderer dringt<br />
sogar kilometertief in die Erdkruste ein. Ein einzelnes kosmisches »Primärteilchen«<br />
kann dabei bis zu 100 Milliarden Sekundärteilchen erzeugen.<br />
Bei diesen Wechselwirkungen entstehen unter anderem auch radioaktive<br />
Stoffe, zum Beispiel Stickstoff-15 und Kohlenstoff-14. Die Intensität<br />
der kosmischen Strahlung hängt im wesentlichen von der Höhe<br />
über dem Meer ab. Bis zu einigen Kilometern Höhe verdoppelt sich die<br />
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