Hochschulbildungsreport 2020 - Stifterverband für die Deutsche ...
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Hochschul-Bildungs-Report <strong>2020</strong><br />
Lupe<br />
MP 2 – Mathe/Plus/Praxis<br />
Ohne Mathematik geht es nicht. In<br />
den naturwissenschaftlich-technischen<br />
Fächern ist mathematisches<br />
Verständnis einerseits Grundvoraussetzung,<br />
andererseits auch <strong>die</strong><br />
Klippe, an der viele im MINT-Studium<br />
scheitern. Hier setzt <strong>die</strong> Ruhr-Universität<br />
Bochum an. Sie will mit einem<br />
Doppelprojekt <strong>die</strong> Abbrecherquoten<br />
senken, indem sie Mathematikkenntnisse<br />
der Stu<strong>die</strong>renden verbessert und<br />
außerdem durch mehr Praxisbezug<br />
<strong>die</strong> Lernmotivation beflügelt.<br />
Damit das Studium nicht zur Sackgasse<br />
wird, spricht das Projekt Mathe-<br />
Plus jene Erstsemester an, <strong>die</strong> zwar<br />
motiviert sind, aber Probleme damit<br />
haben, ihr Studium zu organisieren<br />
und den umfangreichen Stoff aufzunehmen.<br />
Das ganze Einstiegssemester<br />
über erhalten sie Hilfe dabei, für sich<br />
effektive Lernstrategien zu entwickeln.<br />
Zusätzliche Unterstützung gibt<br />
es bei der Vorbereitung auf <strong>die</strong> gefürchtete<br />
Mathematik-Klausur, unter<br />
anderem mit einem eigens dafür eingerichteten<br />
Helpdesk. Drei Stu<strong>die</strong>rende<br />
aus höheren Semestern helfen hier<br />
bei der Nachbereitung von Vorlesungen<br />
und bei Übungen. Ein E-Learning-<br />
Kurs ergänzt das Angebot und bietet<br />
den Stu<strong>die</strong>renden <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
sich online mit anderen Teilnehmern<br />
von MathePlus zu vernetzen.<br />
Das Projekt MathePraxis richtet sich<br />
an Stu<strong>die</strong>rende, deren Motivation<br />
unter fehlendem Anwendungsbezug<br />
leidet. Ihnen bietet <strong>die</strong> Ruhr-Uni im<br />
zweiten Semester Veranstaltungen,<br />
<strong>die</strong> durch ein dafür angepasstes Lehrkonzept<br />
und ein stu<strong>die</strong>nbegleitendes<br />
Praxisprojekt den greifbaren Nutzen<br />
des Erlernten direkt sichtbar machen.<br />
Dieser Ansatz hilft dem MINT-Nachwuchs,<br />
<strong>die</strong> theorielastige Durststrecke<br />
zu überwinden und neue Perspektiven<br />
für das eigene Lernen zu gewinnen.<br />
Das Projekt MP 2 wird im Rahmen des<br />
Programms „Nachhaltige Hochschulstrategien<br />
für mehr MINT-Initiativen“<br />
vom <strong>Stifterverband</strong> und der Heinz Nixdorf<br />
Stiftung gefördert.<br />
fen, <strong>die</strong> ihren Auslöser häufiger in konjunkturellen<br />
Auf- oder Abschwüngen haben. Zwischen<br />
den Jahren 1995 und 2005 sank <strong>die</strong> Zahl der<br />
Absolventen eines Ingenieurstudiums um fast ein<br />
Viertel. Ihr Anteil an allen Absolventen reduzierte<br />
sich damit von 22 auf 15 Prozent. Seitdem steigen<br />
<strong>die</strong> Absolventenzahlen wieder deutlich an. Doch<br />
<strong>die</strong> Absolventenlücke, <strong>die</strong> durch das Tal zwischen<br />
1995 und heute entstanden ist, hat Spuren<br />
auf dem Arbeitsmarkt und Fachkräfteengpässe in<br />
einzelnen Branchen und Regionen hinterlassen.<br />
Aus strukturellen und demografischen Gründen<br />
wird <strong>die</strong> Nachfrage nach Hochqualifizierten, <strong>die</strong><br />
ein naturwissenschaftliches oder technisches<br />
Fach stu<strong>die</strong>rt haben, auf dem Arbeitsmarkt voraussichtlich<br />
weiter zunehmen. Dies wird vor<br />
allem durch den Strukturwandel hin zu forschungs-<br />
und wissensintensiven Wirtschaftszweigen<br />
und dem hohen und steigenden Anteil<br />
der industriellen Wertschöpfung getrieben. Aktuell<br />
besitzt rund ein Drittel aller Erstabsolventen<br />
einen Abschluss in einem MINT-Fach. Dieser<br />
Wert liegt unter dem langfristigen Mittel und den<br />
Quoten, <strong>die</strong> beispielsweise vor 20 oder 30 Jahren<br />
üblich waren. Um nachhaltig der gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Bedeutung von Technik<br />
und Naturwissenschaften zu entsprechen,<br />
sollte der Anteil der MINT-Fächer bei Erstabsolventen<br />
auf 40 Prozent steigen, so wie es Wirtschaftsinitiativen<br />
wie „MINT Zukunft schaffen“<br />
bereits seit einigen Jahren fordern.<br />
Positive Anzeichen gibt es. Die Gesamtzahl der<br />
MINT-Stu<strong>die</strong>nanfänger ist in den vergangenen<br />
Jahren stark gestiegen. Ihr Anteil an allen Stu<strong>die</strong>nanfängern<br />
macht derzeit 38 Prozent aus.<br />
Während der Stu<strong>die</strong>nanfängeranteil in den Fächern<br />
Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften<br />
(MIN) leicht gesunken ist, konnten<br />
<strong>die</strong> Technikwissenschaften (T) ihren Anteil von<br />
18 auf 21 Prozent steigern. Ziel ist es, <strong>die</strong>sen<br />
Wert möglichst langfristig stabil zu halten. Eine<br />
zentrale Stellschraube, um einen höheren MINT-<br />
Absolventenanteil zu erreichen, ist <strong>die</strong> Steigerung<br />
des Stu<strong>die</strong>n erfolgs. Stu<strong>die</strong>rende der Mathematik<br />
und der Naturwissenschaften verlassen <strong>die</strong><br />
Hochschule überdurchschnittlich häufig ohne<br />
Abschluss. Die Erfolgsquote liegt bei nur 66 Prozent,<br />
Schlusslicht unter allen Fächergruppen.<br />
Auch bei den Ingenieurwissenschaften schaffen<br />
nur 73 Prozent ihren Abschluss. Bei den Fachhochschulen<br />
liegen <strong>die</strong> Abbrecherquoten in den<br />
MINT-Fächern mehr als zehn Prozentpunkte<br />
über dem Durchschnitt. Ziel ist es, <strong>die</strong> Erfolgsquote<br />
langfristig auf 80 Prozent zu erhöhen. Das<br />
erfordert jedoch große Anstrengungen. Stu<strong>die</strong>rende<br />
scheitern nach eigenen Angaben besonders<br />
häufig am hohen Leistungsniveau. Der Prüfungsstoff<br />
sei zu umfangreich, <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nanforderungen<br />
zu hoch. Insbesondere <strong>die</strong> Anforderungen<br />
in der Mathematik scheinen <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden in<br />
Erfolgsquote der MINT-Stu<strong>die</strong>renden<br />
weit unterdurchschnittlich<br />
Abb. 1<br />
Anteil der Stu<strong>die</strong>renden, <strong>die</strong> ein Studium<br />
erfolgreich abschlieSSen (Erfolgsquote),<br />
nach Fächergruppen 2010<br />
In Prozent<br />
Humanmedizin,<br />
Gesundheitswissenschaften<br />
Veterinärmedizin<br />
Agrar-, Forst-,<br />
Ernährungswissenschaften<br />
Kunst, Kunstwissenschaften<br />
Rechts-, Wirtschafts-,<br />
Sozialwissenschaften<br />
Durchschnitt<br />
aller Fächergruppen<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
Mathematik,<br />
Naturwissenschaften<br />
MINT<br />
Ziel <strong>2020</strong><br />
EU-Vorgabe<br />
1 : 80 %<br />
1<br />
Adjustiert um Wechselquote von 10 %<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, <strong>Stifterverband</strong>/McKinsey<br />
95<br />
92<br />
86<br />
84<br />
78<br />
75<br />
73<br />
66