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Hochschulbildungsreport 2020 - Stifterverband für die Deutsche ...

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BERUFLICH-AKADEMISCHE BILDUNG<br />

verpflichtende Praxisphase im Curriculum verzichtet<br />

wurde. Diesen Negativtrend gilt es umzukehren<br />

und den Anteil an Stu<strong>die</strong>ngängen mit<br />

Pflichtpraktika auf das Niveau der drei Bundesländer<br />

zu heben, deren Hochschulen <strong>die</strong> meisten<br />

Stu<strong>die</strong>ngänge mit Pflichtpraktika anbieten: In<br />

Bremen, Sachsen und Bayern sind in immerhin<br />

durchschnittlich 14 Prozent der Stu<strong>die</strong>ngänge<br />

Praktika ein unerlässlicher Teil des Studiums.<br />

Umfragen unter Stu<strong>die</strong>renden verdeutlichen regelmäßig,<br />

dass <strong>die</strong>se praxisbezogene Elemente<br />

als sehr wichtigen Teil des Studiums einstufen.<br />

Mehr als 80 Prozent der Universitätsstu<strong>die</strong>renden<br />

finden Praxisbezüge in Lehrveranstaltungen,<br />

Angebote zur Vermittlung von Praxiswissen<br />

sowie das Sammeln praktischer Erfahrungen<br />

im Studium wichtig. Den Praxisbezug der Lehre<br />

sehen 87 Prozent der Universitätsstu<strong>die</strong>renden<br />

sogar als deutlich wichtiger an als den Forschungsbezug<br />

(60 Prozent). Bei Fachhochschulstu<strong>die</strong>renden<br />

sind <strong>die</strong> Anforderungen an den<br />

Praxisbezug ihres Studiums noch mal bis zu<br />

zehn Prozentpunkte höher.<br />

Den tatsächlich geleisteten Praxisbezug beurteilen<br />

Fachhochschulstu<strong>die</strong>rende deutlich besser<br />

als Universitätsstu<strong>die</strong>rende (zum Beispiel beurteilen<br />

56 Prozent der Fachhochschulstu<strong>die</strong>renden<br />

<strong>die</strong> Berufs-/Praxisbezogenheit des Studiums<br />

insgesamt mit gut/sehr gut, aber nur 28 Prozent<br />

der Universitätsstu<strong>die</strong>renden).<br />

Die Werte der Fachhochschulen von 73 Prozent<br />

positiven Bewertungen beim Thema Praxisbezug<br />

der Lehrveranstaltungen, 55 Prozent Zustimmung<br />

bei der Frage nach ausreichender Vermittlung<br />

von Praxiswissen und 60 Prozent positiven<br />

Eindrücken bezüglich der Möglichkeit des<br />

Sammelns praktischer Erfahrungen im Studium<br />

sind deshalb Benchmark und Ziel für den Durchschnitt<br />

aller Stu<strong>die</strong>renden bis <strong>2020</strong> – unabhängig<br />

vom Hochschultyp.<br />

Auch bei der Frage, wie zufrieden <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />

mit der Möglichkeit, praktische Erfahrungen<br />

zu sammeln, sowie dem Berufs- und Praxisbezug<br />

in den Lehrveranstaltungen sind und wie sie <strong>die</strong><br />

Förderung ihrer allgemeinen Beschäftigungsfähigkeit<br />

beurteilen, sind Fachhochschulen der<br />

Benchmark, an dem sich <strong>die</strong> Ziele für <strong>2020</strong> orientieren.<br />

Bislang fühlt sich in den letzten beiden<br />

Kategorien weniger als ein Drittel der Universitätsstu<strong>die</strong>renden<br />

ausreichend gefördert.<br />

Und selbst bei den Fachhochschulstu<strong>die</strong>renden<br />

sehen nur etwas mehr als 40 Prozent <strong>die</strong> Fähigkeit,<br />

eine Beschäftigung zu erlangen und zu behalten,<br />

aktiv gefördert. Anders als beim Praxisbezug<br />

hat sich hier in den vergangenen drei Jahren<br />

wenig verbessert. Insofern erscheint <strong>die</strong> Anhebung<br />

des Gesamtniveaus auf <strong>die</strong> Zufriedenheit der<br />

Fachhochschulstu<strong>die</strong>renden bereits ambitioniert.<br />

Die Bewertung der Praxiselemente des Studiums<br />

wird im Rückblick keineswegs positiver. Die alle<br />

drei Jahre erhobene HIS-Absolventenbefragung<br />

aus dem Jahr 2011 zeigt, dass zum Beispiel weniger<br />

als ein Viertel der Universitätsabsolventen <strong>die</strong><br />

Vorbereitung auf den Beruf als gut bis sehr gut<br />

bewertet. Auch Fachhochschulabsolventen sind<br />

insgesamt deutlich unzufriedener als Fachhochschulstu<strong>die</strong>rende:<br />

Rund zwei Drittel bewerten<br />

<strong>die</strong> Verknüpfung von Theorie und Praxis als positiv,<br />

immerhin noch über 40 Prozent betrachten<br />

sich als gut auf den Beruf vorbereitet.<br />

Empfehlungen<br />

Die Berufsbefähigung von Hochschulabsolventen<br />

hängt in besonderem Maße davon ab, wie sie<br />

sich Wissen aneignen. Stu<strong>die</strong>rende, <strong>die</strong> ihr Wissen<br />

auf stets neue Kontexte beziehen können,<br />

sind gut auf eine Arbeitswelt vorbereitet, <strong>die</strong><br />

sich immer schneller verändert. Die akademische<br />

Lehre in den Zusammenhang ihrer Anwendungsmöglichkeiten<br />

zu stellen, ist jedoch nicht<br />

nur ein Baustein für <strong>die</strong> Berufsvorbereitung der<br />

Stu<strong>die</strong>renden, sondern bietet darüber hinaus<br />

ein wichtiges Element zur Förderung des Stu<strong>die</strong>nerfolgs.<br />

Das Wissen um mögliche Anwendungsfelder<br />

steigert <strong>die</strong> Motivation insbesondere<br />

beim Erlernen der theoretischen Grundlagen<br />

eines Faches.<br />

Praktika bieten eine gute Gelegenheit, frühzeitig<br />

Anwendungsfelder des Stu<strong>die</strong>nfaches kennenzu-<br />

Lupe<br />

Dritter Bildungsweg<br />

Vor dem Hintergrund des oft beklagten<br />

Fachkräftemangels will <strong>die</strong><br />

gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-<br />

Stiftung den Hochschulzugang ohne<br />

Abitur erleichtern – und mithelfen, <strong>die</strong><br />

Durchlässigkeit im tertiären Bildungsbereich<br />

zu steigern. Zielgruppen sind<br />

Berufserfahrene, <strong>die</strong> einen Bachelorabschluss<br />

im Vollzeitstudium in den<br />

Ingenieur- oder Gesundheitswissenschaften<br />

anstreben und sich in einer<br />

Arbeitnehmervertretung beziehungsweise<br />

gewerkschaftlich engagiert<br />

haben.<br />

Hochschulpartner sind <strong>die</strong> Universität<br />

Duisburg-Essen und <strong>die</strong> Fachhochschule<br />

Niederrhein. Gemeinsam mit<br />

ihnen hat <strong>die</strong> Stiftung zwei- bis sechsmonatige<br />

Brückenkurse entwickelt.<br />

Dieses „Vorstudium“ soll sicherstellen,<br />

dass <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nanfänger den fachlichen<br />

Anforderungen des Studiums<br />

gewachsen sind. Hierfür und während<br />

des ersten regulären Semesters<br />

sorgen eigens dafür abgestellte<br />

Hochschullehrer für eine intensive<br />

Betreuung in Lerngruppen mit 10 bis<br />

15 Stu<strong>die</strong>renden. Die Hans-Böckler-<br />

Stiftung bietet Teilnehmern auch einen<br />

finanziellen Anreiz, indem sie für<br />

<strong>die</strong> Zeit des Vorstudiums Stipen<strong>die</strong>n<br />

vergibt. Während des eigentlichen<br />

Studiums ist eine Förderung mit öffentlichen<br />

Mitteln möglich.<br />

Das Programm wurde 2012 ausgeschrieben.<br />

Die DGB-Gewerkschaften<br />

haben Stu<strong>die</strong>rende für <strong>die</strong> Förderung<br />

vorgeschlagen. Die Bewilligungsbescheide<br />

sind inzwischen verschickt.<br />

Die ersten Stu<strong>die</strong>renden nehmen zum<br />

Sommersemester 2013 ihr Studium<br />

auf. Gleichzeitig hat <strong>die</strong> wissenschaftliche<br />

Evaluation begonnen, um den<br />

Erfolg des Ansatzes zu untersuchen<br />

und Expertise für <strong>die</strong> Betreuung <strong>die</strong>ser<br />

neuen Zielgruppe an den Hochschulen<br />

bereitzustellen. Die NRW-Wissenschafts-<br />

und Arbeitsministerien sind<br />

bei der Initiative mit im Boot.

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