Hochschulbildungsreport 2020 - Stifterverband für die Deutsche ...
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Hochschul-Bildungs-Report <strong>2020</strong><br />
Lehrermangel in Berufs- und Förderschulen<br />
Unter den Lehramtsstu<strong>die</strong>nanfängern ist der<br />
Anteil von MINT-Fächern über <strong>die</strong> vergangenen<br />
Jahre stabil geblieben, absolut zeigt sich aber im<br />
Zuge der allgemein steigenden Stu<strong>die</strong>rendenchen<br />
Herausforderungen angemessen vorbereitendes<br />
Lehramtsstudium anbieten, werden sie<br />
leistungsstarke und gut geeignete Stu<strong>die</strong>rende<br />
für den Lehrerberuf gewinnen können.<br />
1. Rechnerische Bedarfsdeckung,<br />
aber Unterversorgung in<br />
MINT-Fächern zeichnet sich ab<br />
Rund ein Drittel der derzeitigen Lehrer wird in<br />
den kommenden zehn Jahren in Rente gehen; an<br />
den weiterführenden Schulen (Sekundarstufe I<br />
und II) sind sogar mehr als 40 Prozent der Lehrenden<br />
55 Jahre und älter. Nur <strong>die</strong> Grundschulen<br />
haben bereits heute deutlich jüngere Kollegien.<br />
Trotz der anstehenden Verrentungswelle ist nach<br />
den Modellrechnungen der Kultusministerkonferenz<br />
bis <strong>2020</strong> kein gravierender Lehrermangel<br />
zu befürchten, da zugleich auch <strong>die</strong> Schülerzahlen<br />
deutlich zurückgehen werden. Über alle<br />
Schulstufen hinweg ist sogar mit einer Überver-<br />
Abb. 1<br />
Durchschnittliche Bedarfsdeckung 2010-<strong>2020</strong> nach Schulformen<br />
In Prozent<br />
Grundschule<br />
Primarbereich und<br />
Sekundarstufe I<br />
Sekundarstufe I<br />
Sekundarstufe II<br />
Sonderpädagogik<br />
Berufsschule<br />
79<br />
98<br />
105<br />
103<br />
96<br />
158<br />
Mangel nur<br />
in einzelnen<br />
Fächern<br />
Grundsätzlicher<br />
Lehrermangel<br />
Quelle: Kultusministerkonferenz, <strong>Stifterverband</strong>/McKinsey<br />
sorgung von 120 Prozent zu rechnen, an Gymnasien<br />
wird sie sogar bei fast 160 Prozent liegen.<br />
Belastbare Trendaussagen zum Lehrerbedarf in<br />
einzelnen Unterrichtsfächern sind nicht verfügbar.<br />
Bildungsforscher rechnen jedoch mit einem<br />
Ungleichgewicht zwischen bei Lehramtsstu<strong>die</strong>renden<br />
besonders beliebten Fächern wie Deutsch<br />
und Geschichte auf der einen und MINT-<br />
Fächern, insbesondere Physik und Informatik,<br />
auf der anderen Seite. Außerdem gibt es regionale<br />
Unterschiede: Die westlichen Bundesländer<br />
werden weniger Probleme haben als der Osten<br />
Deutschlands, ihren Lehrerbedarf zu decken.<br />
Gravierende Unterdeckungen werden – wie bereits<br />
seit Jahrzehnten – vor allem für Lehrer gewerblich-technischer<br />
Fachrichtungen an Berufsschulen<br />
prognostiziert. Entsprechend fachlich<br />
Qualifizierte haben hier häufig besser bezahlte<br />
Alternativen mit attraktiveren Aufstiegsmöglichkeiten<br />
auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Fraglich<br />
ist zudem, ob der Bedarf an Sonderpädagogen<br />
vollständig gedeckt werden kann.<br />
Um zu beurteilen, inwieweit der künftige Lehrerbedarf<br />
gedeckt werden kann, ist neben der Anzahl<br />
der Stu<strong>die</strong>renden auch <strong>die</strong> Erfolgsquote von<br />
Lehramtskandidaten zu berücksichtigen. Diese<br />
ist von 2007 bis 2010 bereits von 70 Prozent auf<br />
77 Prozent gestiegen, sodass das von der EU formulierte<br />
Ziel von 80 Prozent bereits in Reichweite<br />
scheint. Diese Angaben beziehen sich allerdings<br />
ausschließlich auf das Erste Staatsexamen und<br />
damit auf den Abschluss der Hochschulausbildung.<br />
Die Lehrerausbildung in Deutschland ist<br />
aber zweigeteilt und grundsätzlich erst nach einem<br />
ein- oder zweijährigen Vorbereitungs<strong>die</strong>nst<br />
und dem Zweiten Staatsexamen abgeschlossen.<br />
Dies ist in der Regel auch <strong>die</strong> Voraussetzung für<br />
<strong>die</strong> Übernahme in den Schul<strong>die</strong>nst. Belastbare<br />
Daten für den gesamten Ausbildungszyklus gibt<br />
es nicht, sodass Aussagen über den Erfolg der<br />
Lehrerausbildung insgesamt und den Verbleib<br />
im Lehramt nur eingeschränkt möglich sind.