Hochschulbildungsreport 2020 - Stifterverband für die Deutsche ...
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Chancengerechte Bildung<br />
Handlungsfeld 1<br />
Chancengerechte Bildung<br />
Das Bildungssystem in Deutschland gilt im internationalen<br />
Vergleich als besonders selektiv. Nur ein Fünftel der jungen<br />
Erwachsenen erreicht ein höheres Bildungsniveau als ihre<br />
Eltern, ein weiteres Fünftel ein niedrigeres. Damit gehört<br />
Deutschland jeweils zur Schlussgruppe.<br />
Die Aufwärtsmobilität in Deutschland ist im<br />
OECD-Vergleich eher gering, <strong>die</strong> Abwärtsmobilität<br />
eher hoch. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund kommt<br />
der chancengerechten Bildung im Hochschulsystem<br />
eine besondere Bedeutung zu. Im Fokus<br />
stehen hierbei zwei Personengruppen: Menschen<br />
mit Migrationshintergrund und Nichtakademikerkinder.<br />
Solange sie in geringerem Maße an<br />
Hochschulbildung partizipieren, bestehen ungehobene<br />
Akademisierungspotenziale: Der Gesellschaft<br />
gehen Talente verloren und der Wirtschaft<br />
fehlen Fachkräfte. Zudem existieren Gerechtigkeitsdefizite.<br />
Denn der Anteil <strong>die</strong>ser Personengruppen<br />
an der Gesamtbevölkerung ist erheblich<br />
höher als deren Anteil an der Stu<strong>die</strong>rendenschaft.<br />
Die Datenlage für <strong>die</strong> beiden Personengruppen<br />
bedarf einer kurzen Erläuterung. Die Obergruppe<br />
der Personen mit Migrationshintergrund insgesamt<br />
umfasst laut Studentenwerk rund elf Prozent<br />
aller Stu<strong>die</strong>renden. Sie setzt sich zusammen<br />
aus Bildungsinländern, das heißt Personen mit<br />
einem ausländischen Pass und einer in Deutschland<br />
erworbenen Hochschulzugangsberechtigung,<br />
aus Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit,<br />
Eingebürgerten sowie Personen mit mindestens<br />
einem ausländischen Elternteil. Doch<br />
auch <strong>die</strong>se Definition wird keineswegs durchgängig<br />
verwendet: So nehmen zum Beispiel <strong>die</strong><br />
Kultusministerkonferenz und das Forschungsinstitut<br />
HIS auch dann einen Migrationshintergrund<br />
an, wenn im sozialen Umfeld eine andere<br />
Sprache als Deutsch gesprochen wird. Aus Gründen<br />
der Datenverfügbarkeit erfolgt eine Operationalisierung<br />
zumeist über <strong>die</strong> Untergruppe der<br />
Bildungsinländer.<br />
Im Bereich der sogenannten bildungsfernen<br />
Schichten sind lediglich Daten zur Gruppe der<br />
Nichtakademikerkinder verfügbar. Sie umfasst<br />
Personen, bei denen kein Elternteil Akademiker<br />
ist. 15 Prozent aller Stu<strong>die</strong>renden fallen in <strong>die</strong>se<br />
Kategorie. Darüber hinaus gibt es eine Überlappung<br />
beider Gruppen. 66 Prozent der stu<strong>die</strong>renden<br />
Bildungsinländer stammen aus Nichtakademikerhaushalten.