Hochschulbildungsreport 2020 - Stifterverband für die Deutsche ...
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Hochschul-Bildungs-Report <strong>2020</strong><br />
Lupe<br />
Stu<strong>die</strong>ren ohne Abitur<br />
Die Nachfrage nach dem Studium<br />
ohne Abitur ist in Deutschland so<br />
hoch wie nie zuvor: In den vergangenen<br />
zehn Jahren hat sich <strong>die</strong> Zahl der<br />
Stu<strong>die</strong>nanfänger ohne Abitur mehr als<br />
verdoppelt – doch sie könnte deutlich<br />
höher sein. Denn für <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong><br />
sich über den beruflichen Weg für ein<br />
Studium qualifiziert haben, fehlte bislang<br />
eine zentrale Informationsquelle.<br />
Der Online-Stu<strong>die</strong>nführer stu<strong>die</strong>renohne-abitur.de<br />
schließt <strong>die</strong>se Lücke.<br />
Das vom CHE Centrum für Hochschulentwicklung<br />
und vom <strong>Stifterverband</strong><br />
aufgebaute Portal bündelt detaillierte<br />
Informationen zu Stu<strong>die</strong>nmöglichkeiten<br />
in Deutschland. Denn im föderalen<br />
Bildungssystem sind <strong>die</strong> Zugangsvoraussetzungen<br />
von Bundesland<br />
zu Bundesland sehr unterschiedlich.<br />
Die Website führt <strong>die</strong> 373 staatlichen,<br />
privaten und kirchlichen Hochschulen<br />
sowie <strong>die</strong> 71 Berufsakademien<br />
auf, <strong>die</strong> bundesweit für das Studium<br />
ohne Abitur infrage kommen. Und sie<br />
nennt <strong>die</strong> konkreten Bedingungen, <strong>die</strong><br />
zu erfüllen sind, um einen der rund<br />
9.000 grundständigen Stu<strong>die</strong>ngänge<br />
aufzunehmen. Besonderen Wert legt<br />
das Portal auf Fragen, <strong>die</strong> speziell für<br />
beruflich qualifizierte Stu<strong>die</strong>rende<br />
interessant sind – zum Beispiel, ob ein<br />
Teilzeit- oder Fernstudium möglich ist.<br />
Erfolgsquote von Stu<strong>die</strong>renden mit Abitur entspricht.<br />
Insofern ist der Anteil der Erstabsolventen<br />
in den kommenden Jahren auch derjenige Indikator,<br />
an dem sich der Erfolg der Hochschulöffnung<br />
ablesen lassen wird. Bis <strong>2020</strong> sollte sich der<br />
Anteil der Erstabsolventen ohne Abitur auf zwei<br />
Prozent mehr als verdreifachen. Die Anzahl der<br />
Absolventen ohne Abitur sollte in gleichem Maße<br />
von jetzt 1.900 auf rund 6.300 gesteigert werden.<br />
Beruflich qualifizierte Stu<strong>die</strong>rende ohne Abitur<br />
bevorzugen seit 2010 mehrheitlich <strong>die</strong> Universitäten.<br />
Während sich 2006 noch 69 Prozent der<br />
Stu<strong>die</strong>renden ohne Abitur für ein Fachhochschulstudium<br />
entschieden, waren es 2011 nur<br />
noch 47 Prozent; im gleichen Zeitraum stieg der<br />
Anteil von Stu<strong>die</strong>renden ohne Abitur, <strong>die</strong> sich<br />
an Universitäten einschrieben: 2006 waren es<br />
29 Prozent, 2011 bereits 52 Prozent. Die Bedeutung<br />
der Verwaltungsfachhochschulen als Alternative<br />
ist inzwischen vernachlässigbar.<br />
Bei den Fächern sind mit 45 Prozent <strong>die</strong> Rechts-,<br />
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften besonders<br />
beliebt, auch Sprach- und Kulturwissenschaften<br />
sind auf dem Vormarsch und machen mittlerweile<br />
16 Prozent der gewählten Stu<strong>die</strong>nfächer aus.<br />
Der Anteil an MINT-Fächern ist relativ gesehen<br />
zuletzt nicht gewachsen, absolut aber von 1.117<br />
Stu<strong>die</strong>renden ohne Abitur in 2007 auf 2.620 im<br />
Jahr 2010 gestiegen. Diese Fächergruppe macht<br />
zusammen 28 Prozent der gewählten Fächer aus.<br />
Insofern sind auch hier zumindest gewisse Potenziale<br />
zur Deckung des Fachkräftebedarfs im<br />
MINT-Bereich zu erwarten.<br />
Empfehlungen<br />
Die Anzahl der Stu<strong>die</strong>renden ohne Abitur lässt<br />
sich nur dann signifikant erhöhen, wenn <strong>die</strong> Beschlüsse<br />
der Kultusministerkonferenz von 2009<br />
in allen Bundesländern konsequent umgesetzt<br />
werden. Insbesondere gilt es, bundesweit einheitliche<br />
Regelungen zu treffen, <strong>die</strong> auch den (fachgebundenen)<br />
Hochschulzugang für beruflich<br />
Qualifizierte ohne Aufstiegsfortbildung (wie etwa<br />
den Meister), aber mit Berufserfahrung, zumindest<br />
auf einem gewissen Mindeststandard regeln.<br />
Darüber hinaus ist es entscheidend, Transparenz<br />
Das am 21. Januar 2013 freigeschaltete<br />
Internetportal schafft nicht nur mit<br />
Blick auf das Gesamtangebot Transparenz,<br />
sondern informiert auch über<br />
<strong>die</strong> finanziellen Förderinstrumente, <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong>renden ohne Abitur den Weg<br />
an Universität oder Fachhochschule<br />
erleichtern. Außerdem sammelt es<br />
Erfahrungsberichte und sorgt für Vernetzung.<br />
Der <strong>Stifterverband</strong> fördert das<br />
Internetportal.<br />
Bei Nichtabiturienten haben <strong>die</strong> Universitäten<br />
Fachhochschulen als erste Wahl abgelöst<br />
Abb. 6<br />
Anteil Stu<strong>die</strong>nanfänger ohne Abitur nach Hochschulart<br />
In Prozent<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Fachhochschulen<br />
Universitäten<br />
Verwaltungsfachhochschulen, Sonstige<br />
2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, <strong>Stifterverband</strong>/McKinsey