Hochschulbildungsreport 2020 - Stifterverband für die Deutsche ...
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87<br />
LEHRER-BILDUNG<br />
Geringe MIN-Absolventenanteile im Lehramt<br />
vor allem bei Informatik und Physik<br />
Abb. 2<br />
Verteilung MIN-Absolventen nach Fächern<br />
(Lehramt und andere Abschlüsse) 2011<br />
Lehramt<br />
Andere MIN-<br />
Abschlüsse<br />
Anzahl Absolventen/100% = 7.876 59.780<br />
Mathematik<br />
Informatik<br />
Physik, Astronomie<br />
Chemie<br />
Pharmazie<br />
Biologie<br />
Geowissenschaften<br />
%<br />
%<br />
%<br />
%<br />
%<br />
%<br />
%<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, <strong>Stifterverband</strong>/McKinsey<br />
zahlen auch hier ein positiver Trend: Die Zahl<br />
der Stu<strong>die</strong>nanfänger stieg von 8.000 in 2006 auf<br />
mehr als 10.000 im Jahr 2011. Auffällig ist <strong>die</strong><br />
enorme Varianz des Anteils der Lehramtsstu<strong>die</strong>nanfänger<br />
in MINT-Fächern zwischen den<br />
Bundesländern. Die MINT-Stu<strong>die</strong>renden machen<br />
zwischen 3 und 43 Prozent der Lehramtsstu<strong>die</strong>nanfänger<br />
aus. Bundesländer wie Hessen,<br />
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bay-<br />
51<br />
2<br />
5<br />
7<br />
0<br />
22<br />
13<br />
11<br />
33<br />
11<br />
13<br />
4<br />
19<br />
9<br />
ern scheinen den Lehrernachwuchs für andere<br />
Länder mit auszubilden. Besonders niedrige Anteile<br />
an Lehramtsstu<strong>die</strong>renden in den MINT-Fächern<br />
sind für <strong>die</strong> Länder Sachsen-Anhalt (drei<br />
Prozent), Hamburg (sechs Prozent) und Sachsen<br />
(zehn Prozent) zu verzeichnen. Insbesondere im<br />
Osten Deutschlands scheint der Nachwuchsmangel<br />
daher ebenso vorhersehbar wie hausgemacht.<br />
Eine etwas gleichmäßigere Verteilung<br />
über <strong>die</strong> Länder hinweg könnte vermutlich regionale<br />
Engpässe am besten bekämpfen. Als Ziel<br />
wird jedoch eine Erhöhung des Anteils der Lehramtsstu<strong>die</strong>renden<br />
in den MINT-Fächern auf das<br />
Niveau der besten drei Bundesländer (ohne das<br />
Saarland; hier sind <strong>die</strong> Fallzahlen zu klein) von<br />
29 Prozent im Jahr 2010 auf 36 Prozent im Jahr<br />
<strong>2020</strong> formuliert. Dabei sollte der Zuwachs insbesondere<br />
in den Fächern Physik, Chemie und<br />
Informatik erfolgen, für <strong>die</strong> sich bisher nur sehr<br />
wenige Lehramtsstu<strong>die</strong>rende entscheiden.<br />
Empfehlungen<br />
Um den Lehrerbedarf langfristig zu decken und<br />
zugleich auch fachlich sehr gute Abiturienten<br />
für den Lehrerberuf zu gewinnen, betreiben<br />
fast alle Bundesländer ein gezieltes landesweites<br />
Marketing für das Lehramtsstudium (siehe Lupe<br />
„Monitor Lehrer-Bildung“ auf <strong>die</strong>ser Seite). Ein<br />
Drittel der Hochschulen führt spezielle Maßnahmen<br />
zur Rekrutierung bislang unterrepräsentierter<br />
Zielgruppen durch (siehe folgender Abschnitt),<br />
in zahlreichen Bundesländern wurden<br />
zudem besondere Kampagnen für das Studium<br />
der MINT-Fächer initiiert. Diese Initiativen mit<br />
speziellem Fokus auf einzelne Fächer sollten<br />
fort geführt werden.<br />
Um <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden auch praktisch zu unterstützen,<br />
sollte künftig ein Teil der zu vergebenden<br />
Stipen<strong>die</strong>n, etwa das Deutschlandstipendium,<br />
gezielt für Lehramtsstu<strong>die</strong>rende vorgehalten<br />
werden. Auch spezielle Stipen<strong>die</strong>n für<br />
lehramtsbezogene MINT-Stu<strong>die</strong>ngänge könnten<br />
hier gezielte Anreize setzen. Zusätzlich sollte insbesondere<br />
für <strong>die</strong> gewerblich-technischen Fachrichtungen<br />
und auch für Berufsschullehrer der<br />
Quereinstieg vereinfacht werden, beispielsweise<br />
Lupe<br />
Monitor Lehrer-Bildung<br />
In jedem Land und an jeder Hochschule<br />
ist das Lehramtsstudium unterschiedlich<br />
geregelt. Für <strong>die</strong> nötige<br />
Transparenz sorgt seit Ende 2012 der<br />
Monitor Lehrer-Bildung. Er fußt auf<br />
einer breit angelegten Befragung aller<br />
lehrerausbildenden Hochschulen und<br />
der für <strong>die</strong> Lehrerausbildung verantwortlichen<br />
Ministerien in den 16 Bundesländern.<br />
Der Monitor richtet sich<br />
an (künftige) Lehramtsstu<strong>die</strong>rende,<br />
aber auch an Akteure in Hochschulen<br />
und Politik.<br />
Der Monitor bietet Basisinformationen<br />
zu jedem Stu<strong>die</strong>ngang und setzt<br />
Schwerpunkte bei den wichtigen, für<br />
<strong>die</strong> Qualität der Lehrerbildung relevanten<br />
Themen: Er analysiert unter<br />
anderem <strong>die</strong> Ein- und Umstiegsmöglichkeiten<br />
im Verlauf des Studiums,<br />
<strong>die</strong> Einbindung von Praxisphasen, <strong>die</strong><br />
Verzahnung der verschiedenen Ausbildungsphasen,<br />
aber auch <strong>die</strong> Förderung<br />
der Forschung zur Lehrerbildung.<br />
Die Art der Abschlüsse nimmt der<br />
Monitor ebenso in den Blick: Bislang<br />
ist das Lehramtsstudium in neun<br />
Bundesländern komplett auf Bachelor<br />
und Master umgestellt. Zwei Bundesländer<br />
bieten weiterhin ausschließlich<br />
das Staatsexamen als Abschluss an<br />
und in fünf Ländern sind beide Varianten<br />
möglich.<br />
Der Monitor zeigt außerdem <strong>die</strong> in -<br />
s titutionelle Verankerung der Stu<strong>die</strong>ngänge<br />
an den Hochschulen auf:<br />
Mehr als 60 Prozent haben Zentren<br />
für Lehrerbildung mit klaren Zuständigkeiten<br />
eingerichtet. An weiteren<br />
17 Prozent der befragten Hochschulen<br />
gibt es eine „School of Education“.<br />
Jedoch ist nur insgesamt knapp ein<br />
Drittel <strong>die</strong>ser zentralen Einheiten auch<br />
für <strong>die</strong> inhaltliche Gestaltung der Lehrerbildung<br />
zuständig.<br />
Der Monitor Lehrer-Bildung ist ein gemeinsames<br />
Projekt von Bertelsmann<br />
Stiftung, CHE Centrum für Hochschulentwicklung,<br />
<strong>Deutsche</strong> Telekom Stiftung<br />
und <strong>Stifterverband</strong>.