Hochschulbildungsreport 2020 - Stifterverband für die Deutsche ...
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103<br />
MINT-Bildung<br />
Empfehlungen<br />
Angesichts der hohen Abbruchquoten sollten insbesondere<br />
innerhalb der MINT-Stu<strong>die</strong>ngänge <strong>die</strong><br />
Beratungs- und Betreuungsangebote an den deutschen<br />
Hochschulen deutlich ausgeweitet werden.<br />
Es gilt, Brücken zwischen Studium und Arbeitsmarkt<br />
zu bauen – und damit den ausländischen<br />
Stu<strong>die</strong>renden den Weg auf den deutschen Arbeitsmarkt<br />
zu erleichtern (siehe dazu <strong>die</strong> Empfehlungen<br />
im Handlungsfeld Internationale Bildung).<br />
Für Frauen attraktive Stu<strong>die</strong>ngänge einführen<br />
Frauen stu<strong>die</strong>ren in den meisten Industrieländern<br />
seltener ein MINT-Fach als Männer. Doch<br />
es gibt einige Ausnahmen: In Italien und Kanada<br />
sind über <strong>die</strong> Hälfte der Stu<strong>die</strong>renden in den naturwissenschaftlichen<br />
Fächern Frauen, in Polen<br />
und Spanien stellen sie zumindest ein Drittel<br />
aller angehenden Ingenieure. In Deutschland<br />
stu<strong>die</strong>ren Frauen MINT-Fächer vor allem auf<br />
Lehramt. Bei den anderen Abschlussarten liegt<br />
der Frauenanteil teilweise unter 20 Prozent, so<br />
in der Informatik (15 Prozent) und der Physik<br />
(19 Prozent). Über alle Abschlüsse hinweg liegt<br />
der Anteil von Frauen in den MIN-Fächern<br />
aufgrund der großen Bedeutung der Lehramtsabschlüsse<br />
bei 37 Prozent, in den Ingenieurwissenschaften<br />
bei 21 Prozent. Diese Quoten<br />
verharren seit Jahren auf <strong>die</strong>sem Niveau. Diesen<br />
Seitwärtstrend gilt es in den nächsten Jahren in<br />
einen Aufwärtstrend zu verwandeln. Der Anteil<br />
der Frauen sollte bis <strong>2020</strong> in den MIN-Fächern<br />
auf 41 Prozent, in den T-Fächern auf 26 Prozent<br />
steigen – das entspräche dem durchschnittlichen<br />
Niveau der besten Bundesländer derzeit.<br />
Empfehlungen<br />
Durch <strong>die</strong> Gestaltung der Stu<strong>die</strong>ngänge besteht<br />
ein erhebliches Potenzial, mehr Frauen für MINT-<br />
Stu<strong>die</strong>ngänge zu gewinnen. Einige Hochschulen<br />
haben gute Erfahrungen damit gemacht, in den<br />
ersten Semestern Angebote speziell für Frauen zu<br />
entwickeln. Diese können Frauen den Einstieg in<br />
das Studium erleichtern. Eine weitere Möglichkeit<br />
wäre eine verstärkte interdisziplinäre Ausrichtung<br />
von Stu<strong>die</strong>ngängen. Denn obwohl in Deutsch-<br />
In manchen MINT-Fächern erheblicher Frauenanteil<br />
Abb. 5<br />
Frauenanteil bei Absolventen 1<br />
in Min-Fächern<br />
land Frauen in den Technikwissenschaften insgesamt<br />
nur gut ein Fünftel der Stu<strong>die</strong>renden stellen,<br />
gibt es durchaus technische Stu<strong>die</strong>nbereiche, für<br />
<strong>die</strong> sich Frauen gerne entscheiden. In der Architektur,<br />
<strong>die</strong> technische und künstlerische Inhalte<br />
verbindet, ist der Frauenanteil traditionell hoch,<br />
derzeit liegt er bei 60 Prozent. Aber auch in anderen,<br />
an den Grenzen der Disziplinen beheimateten<br />
Stu<strong>die</strong>ngängen sind Frauen deutlich häufiger<br />
vertreten. So liegt der Anteil von Frauen etwa im<br />
Bereich Me<strong>die</strong>n- oder Umwelttechnik bei knapp<br />
30 Prozent, im Bereich Chemieingenieurwesen bei<br />
rund 35 Prozent und in der Gesundheitstechnik<br />
sogar bei fast 40 Prozent. Der Ausbau solcher interdisziplinären<br />
Stu<strong>die</strong>ngänge könnte ein Beitrag<br />
sein, um den Frauenanteil in den MINT- Fächern<br />
Frauenanteil bei Absolventen 1<br />
in t-Fächern<br />
2011, in Prozent, n= 59.780 2011, in Prozent, n= 69.229<br />
Pharmazie<br />
Biologie<br />
Geowissenschaften<br />
Chemie<br />
Mathematik<br />
Physik, Astronomie<br />
Informatik<br />
19<br />
15<br />
46<br />
46<br />
40<br />
64<br />
73<br />
Architektur<br />
Raumplanung<br />
Vermessungswesen<br />
Bauingenieurwesen<br />
Bergbau,<br />
Hüttenwesen<br />
Wirtschaftsingenieurwesen<br />
Ingenieurwesen<br />
allgemein<br />
Maschinenbau/<br />
Verfahrenstechnik<br />
Verkehrstechnik,<br />
Nautik<br />
Elektrotechnik<br />
1<br />
Ohne Lehramt. Quelle: Statistisches Bundesamt, <strong>Stifterverband</strong>/McKinsey<br />
11<br />
9<br />
25<br />
23<br />
21<br />
19<br />
19<br />
31<br />
50<br />
60