Plakatieren verboten? â Ein kritischer Vergleich aktueller ...
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testellen gezahlt und gebaut. Die Werbefirmen<br />
hingegen erwirken sich im Gegenzug das Recht,<br />
die Werbeflächen vermieten zu können.<br />
Die Idee der Anschlagsäule, der „sensationellen<br />
Reklame“, wird von Ernst Litfaß nicht neu erfunden:<br />
Bereits 1824 lässt sich George Sam. Harris in<br />
London seine „Harrissäule“ patentieren. Schon<br />
diese frühe Form der „Litfaß-Säule“ glänzt mit<br />
schon ihrerzeit innovativen Ideen: So verfügt sie<br />
über mehrere Fächer, in die Plakate hineingesteckt<br />
werden können. <strong>Ein</strong> Auszug aus der Patentschrift<br />
deutet auf weiteren Ideenreichtum<br />
hin: „Die Maschine ist an ihrem Boden so auf dem<br />
Abb. 3: Anregung oder Kopie Der Vorläufer<br />
der Litfaßsäule ist die Harrissäule.<br />
Wagen befestigt, damit sie nach und nach jede Seite ihrer Oberfläche dem Publikum<br />
darbietet. Bei dem trüben Londoner Tageswetter oder bei Nacht wird die<br />
Säule von innen durch Lampen oder Kerzen erleuchtet. Zu diesem Zweck werden<br />
die Plakate gefirnißt oder mit Öl getränkt. Der Erfinder hat an seiner Maschine<br />
übrigens auch eine ganz moderne <strong>Ein</strong>richtung angebracht; er lässt die Säule auf<br />
einem Kranz von Rollenlagern in einer Schiene laufen, damit sie sich leichter drehe.<br />
Der Wagen kann von einem Pferd oder einem anderen Tier durch die Straßen<br />
gefahren werden. 5<br />
So sind viele Punkte der heute gängigen Aussenwerbung im Vorläufer der Litfaß-<br />
Säule bereits umgesetzt: Die modulare Anbringungsmöglichkeit der Plakate (vgl.<br />
„Allgemeinstelle“), die transluzenten, von innen beleuchteten Plakate (vgl. „City-<br />
Light-Poster“) und die Mobilität der Säule (vgl. „CityLight-Moover“). Die äquivalenten<br />
und aktuellen Erscheinungsformen dieser frühen Entwicklungen werden<br />
im Kapitel 4 und 5 dargestellt. Am 1. Juli 1855, ein bewusst gewählter Sonntag, an<br />
dem viele Menschen zu erwarten sind, wird die erste Litfaßsäule eingeweiht. Es<br />
wird eigens dafür komponierte Musik gespielt, deren Noten verlegt und verkauft<br />
werden. Dieser geschäftige Zug des „Königs der Reklame der Reklame“ ist zu vergleichen<br />
mit dem heutigen viralen Marketing. Schon wird die Litfaßsäule auch von<br />
anderen Künstlern besungen und verhilft der Reklame-Säule zu einem großberlinerischen<br />
Hype. 6<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
5 Reichwein, S. 17<br />
6 Reichwein, S. 16<br />
Abb. 3 Reichwein, S. 16<br />
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