Plakatieren verboten? – Ein kritischer Vergleich aktueller ...

gedehnte Tourneen unternimmt, interessieren ihn die dramatischen Künste und
somit auch die Beziehungen zu den Berliner Theaterdirektoren. 7
Der Gemeinschaftssinn ist es, der ihn dazu treibt, das Inserat-System in Berlin einzuführen
– in der von ihm gegründeten Zeitung „Berliner Tagestelegraph“. Sowohl
Fremden als auch Einheimischen soll diese Zeitung ein Ratgeber für Theater,
Konzerte und Vergnügungen, Einkäufe und Eßrestaurants sein. Außerdem bietet
Litfaß in seiner Zeitung dem Leserpublikum Reklame in reichlichem Umfang an.
Dadurch baut er seine Buchdruckerei gleichzeitig zu einem Reklameunternehmen
aus.
Mit Sinn für Wohltätigkeit verhilft er verwundeten Soldaten und Hinterbliebenen
in der Nachkriegszeit der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 zu Linderung. Dies
geschieht durch umfangreiche Unternehmungen wie Konzerte, Feuerwerke und
Bootsfahrten zum großen Teil auf eigene Kosten. Den Ertrag dieser Veranstaltungen
stiftet er den betreffenden Komitees.
In den Kriegsjahren 1866 und 1870/71 erhält Litfaß die alleinige Konzession für die
Erstveröffentlichung der Kriegsdepeschen und Siegesbulletins für sein Anschlagunternehmen
zuerkannt. Mit diesem Vorrecht kann er seinen guten Ruf, ein Lieferant
schneller und zuverlässiger Informationen zu sein, weiter festigen. Da die
Plakate mit den offiziellen Nachrichten immer zahlreiche Interessenten zu den
Litfaß-Säulen locken, wird auch den übrigen Reklameplakaten bei dieser Gelegenheit
mehr Aufmerksamkeit geschenkt. 8
Die symbiotische Verzahnung von Werbung und soziokulturellen Informationen
sind die thematische und rahmengebende Basis, auf der die Litfaß-Säule fußt. So
widerspiegelt Litfaß mit seiner Säule das Bestrebungen der damaligen Öffentlichkeit,
am Medium zu partizipieren und zu profitieren. Auch das Anwendungsbeispiel
dieser Arbeit lehnt sich an dieses erfolgreiche Zusammenspiel an.
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN
7 Reichwein, S. 11
8 Reichwein, S. 31
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