de_fiber_optics_2010.pdf
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3. Kabel<br />
Die unter <strong>de</strong>m Kapitel 2 (physikalische Grundlagen) beschriebenen<br />
Fasern reagieren auf mechanische Beanspruchungen wie Zug-, Biegeund<br />
Torsionsbeanspruchungen sehr empfindlich mit großen Dämpfungserhöhungen.<br />
Sie sind weiterhin <strong>de</strong>n rauen Umwelteinflüssen wie<br />
Bewitterung, chemischen Belastungen und Abrieb nicht gewachsen.<br />
Deshalb ist es unabdingbar, die Fasern durch einen geeigneten Kabelaufbau<br />
zu schützen.<br />
3.1. A<strong>de</strong>rn<br />
Direkt bei <strong>de</strong>r Fertigung <strong>de</strong>r Glasfasern wird eine erste Schutzschicht –<br />
das Coating o<strong>de</strong>r besser Primärcoating – aufgebracht. Das Primärcoating<br />
besteht in <strong>de</strong>r Regel aus einem zweischichtigen UV-ausgehärteten<br />
Acrylat und schützt die Fasern vor <strong>de</strong>r Aufnahme von Feuchtigkeit<br />
und <strong>de</strong>r daraus resultieren<strong>de</strong>n Versprödung für die Zeit bis zur<br />
Verkabelung.<br />
Die Fasern mit Primärcoating wer<strong>de</strong>n in einem ersten Verkabelungsschritt<br />
mit einer weiteren Schutzhülle versehen. Analog zum isolierten<br />
Leiter bei Kupferkabeln nennt man dieses Zwischenprodukt eine A<strong>de</strong>r.<br />
A<strong>de</strong>rn sind dann die Grundbausteine von Lichtwellenleiterkabeln, die<br />
man miteinan<strong>de</strong>r zur Kabelseele kombinieren bzw. verseilen kann.<br />
Im englischsprachigen Raum nennt man das Zwischenprodukt buffered<br />
<strong>fiber</strong> bzw. die aufgebrachte Schutzhülle Secondary Coating.<br />
Gemäß <strong>de</strong>r VDE 0888 unterschei<strong>de</strong>t man grundsätzlich drei Gruppen<br />
von A<strong>de</strong>rkonstruktionen:<br />
A. Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rn sind A<strong>de</strong>rn, bei <strong>de</strong>nen mehrere Fasern von einer<br />
gemeinsamen Schutzhülle umschlossen wer<strong>de</strong>n. Die Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rschutzhülle<br />
wird als loser Schlauch aufgebracht, <strong>de</strong>ssen Hohlraum mit<br />
einem Gel gefüllt wird. Das Gel hat die Funktion, die Fasern ganz weich<br />
einzubetten und einen größtmöglichen Bewegungsfreiraum für die<br />
Fasern beim Biegen bzw. Ziehen <strong>de</strong>s Kabels zu ermöglichen. Deshalb<br />
müssen die A<strong>de</strong>rfüllgele über <strong>de</strong>n gesamten Einsatztemperaturbereich<br />
<strong>de</strong>s Kabels eine möglichst konstante Viskosität haben, um we<strong>de</strong>r einzugefrieren<br />
bzw. auszulaufen. Um die Fasern voneinan<strong>de</strong>r unterschei<strong>de</strong>n<br />
zu können, müssen die Fasern unterschiedlich eingefärbt wer<strong>de</strong>n.<br />
Üblicherweise wer<strong>de</strong>n Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rn mit 2, 4, 6, 8, 10, 12, 16, 20 und<br />
24 Fasern hergestellt. Die Hülle <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>r kann einschichtig aus<br />
einem Kunststoff o<strong>de</strong>r zweischichtig aus zwei unterschiedlichen Kunststoffen<br />
hergestellt wer<strong>de</strong>n. Einschichtige Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n heute<br />
überwiegend aus Polyester hergestellt. Zweischichtig hergestellte Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rhüllen<br />
bieten <strong>de</strong>n Vorteil, dass eine Materialpaarung ausgewählt<br />
wer<strong>de</strong>n kann, die die Vorteile zweier Kunststoffe quasi miteinan<strong>de</strong>r<br />
vereint und Nachteile in <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>s einzelnen Kunststoffs<br />
über<strong>de</strong>ckt. Für die Fertigung von Zweischichtbün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rn wird die<br />
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FiberConnect ®<br />
FiberTech ® FiberSplit ®<br />
FiberSwitch ®<br />
Kombination Polyamid/Polyester bzw. die Kombination Polycarbonat/<br />
Polyester (jeweils Innenschicht/Außenschicht) verwen<strong>de</strong>t. Zweischichtige<br />
Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rn haben geringere thermische Längenaus<strong>de</strong>hnungskoeffizienten<br />
und sind <strong>de</strong>utlich knickbeständiger als einschichtig<br />
aufgebaute Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rn. Ein wichtiger Fertigungsparameter bei <strong>de</strong>r<br />
Fertigung von Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rn ist das Verhältnis <strong>de</strong>r Länge <strong>de</strong>r Fasern zur<br />
Länge <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rhülle. Zur mechanischen Entkopplung <strong>de</strong>r Fasern<br />
muss die Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>r so beschaffen sein, dass die Faser immer etwas<br />
länger als die Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rhülle ist. Man nennt das Faserüberlänge.<br />
Sie wird dadurch erreicht, dass die Fasern schraubenlinienförmig in<br />
<strong>de</strong>n Hohlraum <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>r eingebracht wer<strong>de</strong>n. Die Faserüberlänge<br />
muss über die gesamte Länge <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>r in sehr geringen Toleranzen<br />
von Bruchteilen von Promille konstant gehalten wer<strong>de</strong>n, um<br />
die Fasern vor an <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rhülle wirken<strong>de</strong>n Zugkräften zu<br />
schützen und an<strong>de</strong>rerseits bei Kontraktionen <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rhülle<br />
durch niedrige Temperaturen unzulässig kleine Biegeradien <strong>de</strong>r Fasern<br />
zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
B. Hohla<strong>de</strong>rn sind A<strong>de</strong>rn, bei <strong>de</strong>nen genau eine Faser von einer<br />
A<strong>de</strong>rhülle umschlossen wird. Prinzipiell haben sie ansonsten die<br />
gleichen Aufbaumerkmale wie Bün<strong>de</strong>la<strong>de</strong>rn. Sie bieten <strong>de</strong>r Faser einen<br />
großen Innenraum, <strong>de</strong>r es ermöglicht, die Faser mit einer gewissen<br />
Faserüberlänge lose in einem Gel einzubetten. Damit ist die Hohla<strong>de</strong>r<br />
für <strong>de</strong>n Aufbau von Kabeln mit einem großen Einsatztemperaturbereich<br />
geeignet, in <strong>de</strong>m nahezu keine Anstiege <strong>de</strong>r Dämpfung <strong>de</strong>r Faser<br />
auftreten.<br />
C. Volla<strong>de</strong>rn sind A<strong>de</strong>rn, bei <strong>de</strong>nen genau eine Faser von einer A<strong>de</strong>rhülle<br />
umschlossen wird. An<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>n Hohla<strong>de</strong>rn ist die A<strong>de</strong>rhülle<br />
mit einem <strong>de</strong>utlich kleineren Außendurchmesser ausgeführt,<br />
<strong>de</strong>r speziell für gängige Stecker angepasst ist. Standardabmessungen<br />
dafür sind z. B. 0,9 ± 0,1 mm bzw. 0,6 ± 0,1 mm. Man unterschei<strong>de</strong>t<br />
mehrere Unterarten <strong>de</strong>r Volla<strong>de</strong>r: Bei <strong>de</strong>r Festa<strong>de</strong>r ist die A<strong>de</strong>rhülle<br />
direkt auf <strong>de</strong>m Primärcoating <strong>de</strong>r Faser aufgebracht, ohne <strong>de</strong>r Faser<br />
Platz bzw. Spielraum zu geben. Es ist ebenso möglich, zwischen<br />
<strong>de</strong>m Primärcoating <strong>de</strong>r Faser und <strong>de</strong>r thermoplastischen A<strong>de</strong>rhülle<br />
ein sogenanntes Buffer, z. B. aus einem UV-ausgehärteten Acrylat,<br />
aufzubringen. Die Festa<strong>de</strong>rkonstruktion erlaubt in <strong>de</strong>r Regel nur relativ<br />
geringe Absetzlängen bis in <strong>de</strong>n Bereich einiger Zentimeter. Sie wird<br />
hauptsächlich für die Konfektion mit Maschinen verwen<strong>de</strong>t, da beim<br />
automatischen Absetzen die Faser nicht aus <strong>de</strong>r Hülle herausgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Eine an<strong>de</strong>re Unterart ist die Kompakta<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r semilose<br />
Volla<strong>de</strong>r. Bei dieser Konstruktion ist noch ein kleiner Zwischenraum<br />
zwischen <strong>de</strong>r Faser und <strong>de</strong>m Innendurchmesser <strong>de</strong>r A<strong>de</strong>rhülle. Der<br />
Zwischenraum kann mit Gel gefüllt sein o<strong>de</strong>r einfach nur hohl – also<br />
mit Luft gefüllt – sein. Der Vorteil dieser A<strong>de</strong>rkonstruktion ist, dass es<br />
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Grundlagen