Tanz! Und danach? - Stiftung TANZ
Tanz! Und danach? - Stiftung TANZ
Tanz! Und danach? - Stiftung TANZ
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Choreologie und der Probenplan: Methode<br />
47<br />
Bandbreite der Bedeutungsmöglichkeiten kleinster analytischer Einheiten aufzeigen.<br />
Auch systematische Vergleiche im Analyseprozess stellen eine Möglichkeit zur<br />
Erhöhung der theoretischen Sensibilität dar. Zu guter Letzt warnen Strauß & Corbin vor<br />
verallgemeinernden Worten und Floskeln wie ‚immer‘, ‚nie‘, ‚Das ist einfach so. ‘. Man<br />
sollte besonders an den Stellen, an welchen etwas selbstverständlich erscheint, genau<br />
hinschauen.<br />
Eine Herausforderung für mich im gesamten Forschungsprozess war die Balance zu<br />
halten zwischen wissenschaftlichem Arbeiten, das viel Konzentration und Klarheit<br />
benötigt, und der Offenheit und dem Loslassen von festen Strukturen, um der<br />
Kreativität einen fruchtbaren Nährboden zu schaffen. Jason Beechey (2007) fragt in<br />
einem Beitrag über die Geschichte und Rekonstruktion des <strong>Tanz</strong>es ob es nicht „möglich<br />
ist, dass viele kreative Impulse durch unsere übertriebene Art des rationalen Denkens<br />
blockiert sind“ (S.178)? So fühlte ich mich im Prozess immer wieder durch meine<br />
rationale Denkweise in meiner Kreativität blockiert – obwohl ich mich für einen sehr<br />
kreativen Menschen halte. Um diesen Akt der Balance erfolgreich zu meistern, schlagen<br />
Strauß & Corbin vor, sich nicht zu sehr von den Daten fesseln zu lassen und sich<br />
regelmäßig von ihnen zu entfernen, um sich klar zu machen, was eigentlich gerade<br />
passiert, sozusagen eine Metaebene einzunehmen. Hierbei half es mir persönlich, die<br />
Metapher ‚sich entfernen‘ wörtlich zu nehmen, auf einen Berg oder einen Turm zu<br />
steigen und die Welt und meine Forschungsarbeit von oben zu betrachten.<br />
Desweiteren sollte man die erstellten Kategorien als provisorisch betrachten und ihnen<br />
gegenüber skeptisch bleiben bis zum Schluss. Außerdem betonen Strauß & Corbin die<br />
Wichtigkeit dessen, die vorgeschlagenen Verfahren der Datensammlung und -analyse<br />
zu befolgen und den Wechsel zwischen den beiden ernst zu nehmen, denn das „Glück<br />
begünstigt nur den vorbereiteten Geist“ (Rapport & Wright zit. nach Strauß & Corbin,<br />
1996, S.29).<br />
3.4.7 Subjektivität und (Selbst-) Reflexion<br />
„Je mehr man also nach innen gehen kann, je introspektiver und<br />
selbstreflexiver man wird, desto mehr vermag man sich vom Ich zu lösen<br />
und über dessen begrenzten Horizont zu erheben und desto weniger