Tanz! Und danach? - Stiftung TANZ
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Kritiken: Diskussion 86<br />
Einordnung in vorhandene Literatur<br />
Vergleicht man die in der Literatur gefundenen Auslöser für die Einleitung des<br />
‚Transition‘ (vgl. Abschnitt 2.3.2), lassen sich diese einteilen in ‚Beschädigungen‘ der<br />
in der vorliegenden Arbeit gefundenen vier Säulen. Dümcke (2008) erwähnt das<br />
unerwartete Ende der Tänzerlaufbahn aufgrund von körperlichen Verletzungen. Die<br />
Säule Körperlichkeit bricht ein. Die in Kieser Schneider und Wesemann (2011)<br />
genannten Extrembelastungen als Auslöser des beginnenden Übergangs sind unter<br />
einer ‚Beschädigung‘ der Säule sich Bewegen im <strong>Tanz</strong>milieu einzuordnen. Keine<br />
weitere Anstellung aufgrund des allgemeinen Stellenabbaus mehr zu bekommen<br />
(Dümcke, 2008) würde einen Bruch der Säule ‚auf der Bühne sein‘ bedeuten. Das<br />
Berufstänzer-Dasein braucht eine Bühne, um zu existieren.<br />
Roncaglia (2010) berichtet in ihrer Studie Retirement Transition in Ballet Dancers:<br />
„Coping Within and Coping Without“ von acht möglichen Reaktionen auf die<br />
‚Transition‘ (vgl. Abschnitt 2.3.2). Der in der vorliegenden Arbeit gefundene erlebte<br />
Bruch findet sich bei Roncaglia unter den Begriff ‚severence‘ (Bruch) und der<br />
Neubeginn unter dem Begriff ‚reconstruction‘ (Erneuerung) wieder. Beim<br />
Ausschleichen findet immer wieder eine Neuaushandlung (‚renegotiation‘) statt. Die<br />
schnelle Alternative beruht auf einem Gehenlassen (‚letting go‘) des Daseins als<br />
Berufstänzer, der Annahme (‚acceptance‘) der neuen Lebenssituation und einer<br />
schnellen Erneuerung (‚reconstruction‘).<br />
Eine neue Erkenntnis der vorliegenden Studie ist das gefundene Zusammenspiel der von<br />
Roncaglia gefundenen Reaktionen in verschiedenen Wegen des Übergangs.<br />
Ein weiterer Erkenntnisgewinn ist der Befund, dass Berufstänzer in den meisten Fällen<br />
versuchen, einer der ursprünglichen vier Säulen – sich als Tänzer begreifen, sich im<br />
<strong>Tanz</strong>milieu bewegen, auf der Bühne sein und die Säule Körperlichkeit –<br />
aufrechtzuerhalten. Dies entspricht der oben erwähnten Aussage, Tänzer würden<br />
versuchen in einem ‚gasförmigen‘ Zustand zu bleiben, um das Gefühl der ‚Transition‘<br />
abzumildern (Kieser, Schneider & Wesemann, 2011) (vgl. Abschnitt 2.3.4). Die bisher<br />
in der Literatur genannten Befunde neuer Berufstätigkeiten (vgl. Abschnitt 2.3.4)<br />
lassen sich zumeist einer der Säulen zuordnen. Menschen in tanznahen Berufen halten<br />
die Säule des sich als Tänzer begreifen aufrecht, während körpernahe Berufe (Kieser,