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Monitoring von Großraubtieren in Deutschland - Bundesamt für ...

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5.3.3 Daten<strong>in</strong>terpretation und Methoden zum Feststellen <strong>von</strong> Vorkommenund Populationsgrößen5.3.3.1 Vorkommen (Occurence) nach FFHSammlung <strong>von</strong> Zufallsh<strong>in</strong>weisenE<strong>in</strong> Gebiet gilt als Wolfsvorkommen, wenn e<strong>in</strong>e Zelle des 10*10 km UTM-Rasters währende<strong>in</strong>es Jahres m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en C1-Nachweis oder drei C2-H<strong>in</strong>weise aufweist. M<strong>in</strong>destenszwei dieser H<strong>in</strong>weise müssen verschiedenartig se<strong>in</strong> (Spur oder Losung oder Riss). Liegennur H<strong>in</strong>weise e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen Typs vor (z. B. nur Spuren oder nur Losungen), so s<strong>in</strong>d zehnH<strong>in</strong>weise erforderlich.Reproduktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rasterzelle muss durch m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en C1-Nachweis oder durchzwei C2-H<strong>in</strong>weise belegt se<strong>in</strong>. Die Sammlung <strong>von</strong> Zufallsh<strong>in</strong>weisen (Passives <strong>Monitor<strong>in</strong>g</strong>)erfordert im ersten Schritt ke<strong>in</strong>e eigene Feldarbeit, sondern besteht im Sammeln, Auswertenund Analysieren <strong>von</strong> Informationen, die zufällig anfallen, z. B. das Untersuchen tot gefundenerWölfe, das Auswerten <strong>von</strong> Nutztierschäden, direkte Beobachtungen, die <strong>von</strong> der Bevölkerunggemeldet werden, oder Umfragen. Bei der Interpretation der Daten ist Vorsicht geboten,da die Gefahr <strong>von</strong> systematischen Abweichungen gegeben ist (siehe Kapitel 2.2).Häufige H<strong>in</strong>weise aus Gebieten, <strong>in</strong> denen Wölfe bisher nicht nachgewiesen wurden, solltenAnlass se<strong>in</strong>, aktiv nach Wolfsh<strong>in</strong>weisen zu suchen. Allerd<strong>in</strong>gs besteht beim Wolf immer dieGefahr der Verwechslung mit Hunden. Außerdem ist die Tierart sehr stark emotional besetztund Medienberichte können e<strong>in</strong>e regelrechte Welle <strong>von</strong> Wolfsbeobachtungen provozieren.Wiederholte Sichtungen wirken dann oft geradezu <strong>in</strong>fektiös. Bei mehr als fünf MillionenHunden <strong>in</strong> unserem Land liegt es auf der Hand, dass viele <strong>von</strong> ihnen, v. a. wolfsähnlicheRassen wie Huskies oder Tschechoslowakische Wolfhunde, für Wölfe gehalten werdenkönnen. Zu entscheiden, ob zweifelhaften H<strong>in</strong>weisen nachgegangen werden soll, ist Sacheder erfahrenen Personen.Problematisch s<strong>in</strong>d Umfragen, weil Beobachtungen, Spuren oder andere H<strong>in</strong>weise wegenmangelnder Erfahrung oft nicht korrekt <strong>in</strong>terpretiert werden (ELGMORK et al. 1976, VAN Dyke& BROCKE 1987a, b, zit. <strong>in</strong> LINNELL et al. 1998).Jeder tot aufgefundene Wolf ist es wert, gründlich nach e<strong>in</strong>em standardisierten Verfahrenuntersucht zu werden, weil er e<strong>in</strong>e Quelle wichtiger Informationen ist. Es ist wünschenswert,dies <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er oder <strong>von</strong> wenigen erfahrenen Institutionen machen zu lassen. Bei der Interpretation<strong>von</strong> Daten wie Todesursachen oder Altersklassenverteilung ist zu berücksichtigen,dass diese Daten mit Sicherheit nicht zufällig verteilt s<strong>in</strong>d.Fazit: Passives <strong>Monitor<strong>in</strong>g</strong> alle<strong>in</strong> ist nicht geeignet, um Vorkommensgebiete sicher abzugrenzen.Trotzdem s<strong>in</strong>d Informationen aus zweiter Hand bzw. Zufallsbeobachtungen <strong>in</strong> das<strong>Monitor<strong>in</strong>g</strong> aufzunehmen, wenn auch mit gegebener Vorsicht zu <strong>in</strong>terpretieren. Umfragensche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zur Feststellung <strong>von</strong> Wolfsvorkommen wenig geeignet. Mit Zunahmeder Wölfe könnte sich dies <strong>in</strong> Zukunft ändern.<strong>Monitor<strong>in</strong>g</strong> <strong>von</strong> Großraubtieren <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>Suche nach Anwesenheitsh<strong>in</strong>weisenBei der am weitesten verbreiteten Methode zur Bestätigung <strong>von</strong> Wölfen werden Transekte(Forststraßen, Geländel<strong>in</strong>ien, Gitternetzl<strong>in</strong>ien u. a.) auf Wolfsh<strong>in</strong>weise (Spuren, Losung)abgesucht. Systematisch durchgeführt können damit Indizes der Wolfsdichte ermittelt werden.E<strong>in</strong> weniger systematisches Vorgehen liefert immerh<strong>in</strong> Daten zur An- bzw. Abwesenheit<strong>von</strong> Wölfen. Da Wölfe gerne Forststraßen nutzen und dort auch Losung absetzen, solltensolche Straßen, Wege und Pfade wiederholt und <strong>in</strong>tensiv zu Fuß oder mit dem Fahrradabgesucht werden. Die Methode ist arbeitsaufwändig, aber e<strong>in</strong>fach.62

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