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Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC

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40 Jahre <strong>DGPRÄC</strong> 2.2.3 Plexus-brachialis-<strong>Chirurgie</strong><br />

vier Wochen nach dem Trauma Aussagekraft. Für die<br />

Unterscheidung von Ab- und Ausriß im Wurzelbereich ist<br />

heute ein Myelo-CT und MRT von großer Hilfe. Diese beiden<br />

Untersuchungen können in geübten Händen bis zu<br />

93 Prozent verlässliche Ergebnisse bringen.<br />

Klassifikation<br />

Plexusläsionen können klassifiziert werden nach:<br />

1) Lokalisation (unilateral, bilateral)<br />

2) Ausprägung (obere Armplexusläsion, erweiterte obere<br />

Armplexusläsion, annähernd komplette Lähmung,<br />

komplette Lähmung),<br />

3) Schwere der Nervenschädigung (Nervenschädigung<br />

Grad I–V nach Sunderland bzw. I–VI nach Dellon).<br />

Therapie<br />

Die Entscheidung ob operative oder konservative<br />

Therapie, muss in den ersten drei bis sechs Monaten nach<br />

dem Trauma gefällt werden. Aus unserer Erfahrung,<br />

sowie den Erfahrungen der anderen Spezialisten geht dies<br />

eindeutig hervor (Millesi, Berger, Gilbert, Raimondi,<br />

Gu). Je früher operiert – umso besser sind die Ergebnisse<br />

vor allem durch die frühmöglichste Re-Neurotisation der<br />

Muskel.<br />

Als Therapieplan gilt heute:<br />

1) Allgemeine funktionelle Therapieziele<br />

– Verringerung der Deafferenzierungsschmerzen<br />

– Vermeidung von sekundären Kontrakturen<br />

– Wiederherstellung der Funktion der oberen Extremität<br />

2) Spezielle funktionelle operative Therapieziele<br />

– Schulteradduktion (thorakohumerale Zange)<br />

– Ellenbogenbeugung<br />

– (protektive) Sensibilität im Handbereich<br />

– Schulterabduktion/Flexion<br />

– Handgelenk- und Fingerbeugung<br />

– Handgelenk- und Fingerstreckung<br />

– Schulteraußenrotation<br />

– Ellenbogenstreckung<br />

– Daumenopposition<br />

– Pronation/Supination<br />

– Intrinsische Langfingerfunktion<br />

3) Psychologische Therapieziele<br />

– Verminderung einer prothetischen Versorgung<br />

4) Ästhetische Therapieziele<br />

Die chirurgische Exploration des Plexus brachialis ist<br />

weitgehend standatisiert. Die Zugänge sind je nach<br />

Operateur verschieden, die Präparation ist und bleibt eine<br />

sehr verantwortungsvolle und schwierige. Die Eingriffe<br />

benötigen viel Geduld und Zeit. Die Technik der<br />

Nerventransplantation und der Koaptation ist in der<br />

Literatur ausführlich dargestellt (Berger, Millesi). Das alte<br />

Problem, dass man mehr Transplantate benötigen würde<br />

als man zur Verfügung hat ist noch immer nicht gelöst<br />

auch wenn hier von vielen Gruppen an sogenannten<br />

Nervenersatz, „Bioartificicial Nerve Graft“ (Berger,<br />

Lohmeyer) oder Nerve Tubes (Archibald) geforscht wird<br />

(Abb. 1).<br />

Der wesentlichste Teil der Operation ist der Plan, welche<br />

Wurzel und Nervenstränge nach Darstellung des<br />

Schadens sollen rekonstruiert werden. Man geht nach der<br />

Anzahl der vorhandenen brauchbaren Wurzeln aus und<br />

re-neurotisiert die Muskelgruppen, die für wichtige<br />

Funktionen der Schulter, des Ellenbogens und der Hand<br />

von Bedeutung sind. Die Unterschiede zwischen Er -<br />

wachsenen und Kindern, Komplett- und Teilfunktionen<br />

sowie der Zeitpunkt der Eingriffe nach der Verletzung<br />

müssen miteinfließen (Berger, Millesi, Gilbert, Raimondi).<br />

Die dazu entwickelten Therapiepläne findet man in<br />

Band 4 von Berger <strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong>, Kapitel 6.<br />

Wenn die intraplexuelle Neurotisation nicht ausreicht<br />

haben wir extraplexuelle Wege zur Verfügung. Es ist der<br />

N. suprascapularis, Plexus cervicalis, N. accesorius für die<br />

Schulter sowie der N. phrenicus, die Nn. intercostales für<br />

den N. musculocutaneus. Neuerdings wird auch empfohlen<br />

den Ast des N. radialis zum langen Tricepskopf für<br />

Abb. 1 Bioartificial Nerve Graft. Kollagen-Röhrchen interne Matrix, Schwann-Zellen<br />

97<br />

<strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> 8 (Suppl. 2) � <strong>2008</strong>

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