Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC
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40 Jahre <strong>DGPRÄC</strong> 2.3. Verbrennungen<br />
Rekonstruktive <strong>Chirurgie</strong><br />
nach Verbrennungstrauma<br />
Norbert Pallua, Erhan Demir<br />
Die Behandlung von Verbrennungen und deren<br />
Folgen stellt traditionell eine der vier Säulen<br />
unseres Fachgebietes dar. Vor allem während der<br />
letzten Jahre kam es zu einem Paradigmenwechsel in der<br />
Verbrennungsbehandlung. Die so genannte fünfte Säule<br />
der <strong>Plastische</strong>n <strong>Chirurgie</strong>, die Forschung, konnte durch<br />
zahlreiche Fortschritte und Innovationen ganz neue<br />
Aspekte und Möglichkeiten hervorbringen. In der<br />
<strong>Plastische</strong>n- und Rekonstruktiven <strong>Chirurgie</strong> gelang es in<br />
kurzer Zeit und sehr effizient diese Fortentwicklungen,<br />
beispielsweise aus dem Gebiet des Tissue Engineering als<br />
neue Hautersatzmaterialien, in die Therapiekonzepte<br />
mit einzubeziehen. Daneben konnten Erkenntnisse aus<br />
anatomischen Studien in Form neuer Lappenplastiken für<br />
die Rekonstruktion von Verbrennungsnarben angewendet<br />
werden. In der letzten Zeit wurden auch Ergebnisse aus<br />
der molekularbiologischen Fettforschung zur Korrektur<br />
von Verbrennungsnarben mittels Lipofilling therapeutisch<br />
genutzt.<br />
Im Folgenden soll eine Zusammenstellung der aus<br />
unserer Sicht wichtigsten Veränderungen der letzten<br />
Jahrzehnte in der Behandlung von Verbrennungs patien -<br />
ten dargestellt werden.<br />
Erstellung eines Behandlungsplanes<br />
Nach der Befunderhebung ist das Erstellen eines therapeutischen<br />
Zeitplanes der rekonstruktiven Schritte von<br />
entscheidender Bedeutung. Dabei sollte generell die<br />
Technik gewählt werden, die am einfachsten zum<br />
gewünschten Ziel führt. Dieses Prinzip entspricht der<br />
rekonstruktiven Leiter nach Gillies. Diese beginnt mit<br />
dem Primärverschluss als einfachste Technik und führt<br />
über Hauttransplantationen, lokale- und regionale<br />
Lappen plastiken zu komplexen mikrochirurgischen<br />
Operationsmethoden (Quelle: Gillies).<br />
Einer akuten rekonstruktiven Intervention muss die<br />
Wiederherstellung aktiver Funktionen wie z.B. von<br />
Narbensträngen über Gelenken oder im Halsbereich<br />
zugeführt werden. Diese Regionen sollten mit größter<br />
Priorität behandelt werden, um bleibende Organschäden<br />
und Deformitäten sowie aktive Funktionsdefizite zu vermeiden.<br />
Bereiche, welche einer verzögerten chirurgischen<br />
Intervention zugeführt werden können, sind Narben -<br />
areale ohne funktionelle Einschränkung wie z.B. Thorax -<br />
narben. Diese Areale können zunächst unter einer gezielten<br />
konservativen Narbentherapie eine Verbesserung des<br />
Ausgangsbefundes erfahren, ohne dass die Gefahr einer<br />
dauerhaften Organ- bzw. Funktions schädigung besteht.<br />
Im Allgemeinen darf eine chirurgisch rekonstruktive<br />
Maßnahme nur bei ausgereiftem Narbenstatus erfolgen.<br />
Ausnahmen hierbei bilden aktive Narben, welche zu einer<br />
funktionelle Beeinträchtigung führen.<br />
Der zu erwartende Defekt muss präoperativ genau evaluiert<br />
werden und zwar ob ein reiner Weichteildefekt oder<br />
ein zusätzlicher knöcherner Defekt wiederherzustellen<br />
ist. Ein allschichtiger Defekt im Gesichtsbereich unter<br />
Beteiligung der Schleimhäute erfordert eine zusätzliche<br />
Planung der Schleimhautrekonstruktion des sogenannten<br />
Mucosal Linings.<br />
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<strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> 8 (Suppl. 2) � <strong>2008</strong>