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Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC

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40 Jahre <strong>DGPRÄC</strong> 2.1.3 Exophthalmus – Olivari-Methode<br />

Pathohistologische Veränderungen<br />

In der extraokulären Muskulatur sowie dem Fett findet<br />

man folgende inflammatorischen Infiltrationen (Bulbus<br />

bleibt intakt):<br />

� Antigene<br />

� T-Zellen, B-Zellen<br />

� Makrophagen<br />

� Lymphozytäre Infiltration<br />

� Glykosaminoglykane<br />

� HLA-DR<br />

� Dendrale Zellen und Zytokine<br />

� und viel mehr<br />

Klassifikation der EO<br />

Klassifikation nach Werner<br />

Grad I Oberlidretraktion (Dalrymplesches Phänomen),<br />

Zurückbleiben des Oberlides bei Blicksenkung (Graefe),<br />

Konvergenzschwäche<br />

Grad II Bindegewebsbeteiligungen (Lidschwellungen,<br />

Konjunktivitis, Chemosis, Tränenträufeln, Photophobie)<br />

Grad III Protrusio bulbi sive bulborum (pathol. Hertel-<br />

Werte, mit und ohne Lidschwellungen)<br />

Grad IV Augenmuskelparesen (Unscharf- und Doppel -<br />

tsehen)<br />

Grad V Hornhautaffektionen (meistens Lagophthalmus<br />

mit Trübungen, Ulzerationen)<br />

Grad VI Sehausfälle bis Sehverlust (Beteiligung des<br />

N. opticus)<br />

Diagnose<br />

Die Anamnese und klinische Untersuchung sowie die<br />

genaue Abklärung der Schilddrüsenfunktion stehen am<br />

Anfang der Diagnostik. Alle Patienten, die zu uns in<br />

Behandlung kamen, wurden von Endokrinologen,<br />

Ophthalmologen und Nuklearmedizinern mehrmals<br />

gründlich untersucht und vorbehandelt. Bis auf 2<br />

Patienten waren alle euthyreot. Präoperativ ist ein CT<br />

oder MR der Orbita notwendig.<br />

Epidemiologie der endokrinen Orbitopathie<br />

Schilddrüsenerkrankungen sind häufig; ca. 20<br />

Millionen Deutsche haben eine behandlungsbedürftige<br />

Struma, 120000 werden jährlich operiert (Strumektomie).<br />

Eine Immunhyperthyreose tritt bei ca. 0,5 % der deut-<br />

schen Bevölkerung, d.h. bei 400 000 Patienten auf 40 bis<br />

60 % der Patienten mit einer Immunhyperthyreose entwickeln<br />

eine endokrine Orbitopathie (160000). Exakte<br />

statistische Daten existieren nicht.<br />

Lokale symptomatische Therapie<br />

Der lokalen Therapie kommt vor allem in der akuten<br />

Phase der Erkrankung eine große Bedeutung zu. Eine<br />

starke Keratokonjunktivitis und Lagophthalmus müssen<br />

entsprechend therapiert werden. Diese Therapie gehört in<br />

die Hände eines Ophthalmologen.<br />

Orale Glukokortikoid-Therapie: Die Therapie einer EO<br />

in der Akutphase mit Kortikosteroiden ist eine sinnvolle<br />

Behandlungsmaßnahme. Es wird angenommen, dass die<br />

Kortikosteroide neben einer antiinflammatorischen auch<br />

eine immunsupressive Wirkung besitzen. Außerdem ist<br />

bekannt, dass sie eine inhibitorische Wirkung auf die<br />

Synthese von GAG-Fibroblasten haben.<br />

In der Spätphase der EO, mit schon aufgetretenen fibrotischen<br />

Veränderungen, ist die Therapie mit Gluko -<br />

kortikosteroiden wenig wirksam.<br />

Orbitabestrahlung: Die pathophysiologische Vorstellung<br />

geht davon aus, dass durch die lokale Bestrahlung die infiltrierenden<br />

Lymphozyten im retrobulbären Raum geschädigt<br />

werden, so dass dadurch lokal eine antiinflammatorische<br />

Wirkung erreicht wird. Außerdem soll der<br />

Strahleneffekt antiproliferativ auf die Fibroblasten und<br />

die Produktion von Glykosaminoglykanen sein. Kurz -<br />

zeitergebnisse sind in der akuten Phase als gut beschrieben;<br />

Langzeitergebnisse sind weniger überzeugend. Gute<br />

Resultate in Bezug auf Protrusio, Diplopie und Visus sind<br />

fraglich. Langzeitbefunde über eventuelle Strahlen -<br />

schäden existieren nicht.<br />

Die Orbitabestrahlung bewirkt keine Heilung, verstärkt<br />

die Fibrosierung und ist daher nicht indiziert.<br />

Chirurgische Therapie<br />

Eine Tarsorrhaphie, von vielen Autoren empfohlen,<br />

bringt keine Besserung und ist abzulehnen.<br />

Ossäre Dekompression<br />

Mediale Dekompression: Die mediale Dekompression<br />

bringt eine Korrektur der Proptosis um ca. 2–3 mm, verursacht<br />

jedoch häufig Diplopie bzw. Strabismus convergens.<br />

Es handelt sich jedoch um einen guten Zugang für<br />

85<br />

<strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> 8 (Suppl. 2) � <strong>2008</strong>

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