Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC
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2.1.3 Exophthalmus – Olivari-Methode 40 Jahre <strong>DGPRÄC</strong><br />
die Dekompression bei drohendem Visusverlust. Post -<br />
operativ zeigen die Patienten eine höhere Diplopierate als<br />
vor der Operation.<br />
Zweiwand-Dekompression: Die am häufigsten angewandte<br />
Methode der ossären Dekompression ist die Zweiwand-<br />
Dekom pression (in den USA 75 % der ossären Dekom -<br />
pression). Man erreicht gute Werte bei der Korrek tur der<br />
Proptosis sowie bei bedrohtem Visus. Die Kompli kationsrate<br />
ist relativ hoch. Postoperativ zeigen die Patien ten eine<br />
wesentlich höhere Diplopierate als vor der Operation.<br />
Dreiwand-Dekompression: Die Dreiwand-Dekompres -<br />
sion wird häufig angewandt (20,5 % aller ossären De -<br />
kompressionen in den USA). Man erzielt mit dieser<br />
Methode eine gute Korrektur des Visus und der Proptosis.<br />
Wegen der Resektion von 3 Orbitawänden ist die<br />
Komplikationsrate allerdings relativ hoch. Eine zunehmende<br />
Anzahl von Diplopie nach der Operation wird von<br />
den meisten Autoren beschrieben. Zweiwand- und<br />
Dreiwand-Dekompression sind in den USA fast ausschließlich<br />
bei drohendem Visusverlust indiziert.<br />
Dekompression durch Fettentfernung (Olivari 1985)<br />
Die Dekompression der Orbita durch Fettentfernung<br />
erzielt eine Druckminderung durch Verkleinerung des<br />
Orbitainhaltes und nicht durch Vergrößerung des<br />
Orbitavolumens. Der Bulbus bleibt in seiner mittleren<br />
Lage. Es handelt sich hierbei um die einzige Methode, bei<br />
der sich die Diplopie drastisch bessert. Die Komplika -<br />
tionsrate ist klein; die Operation ist technisch aufwendig;<br />
die Lernkurve ist lang.<br />
Technik der Operation nach Olivari<br />
Präoperativ muss der Patient euthyreot sein. CT oder<br />
MR der Orbita ist unbedingt notwendig. Die Operation<br />
wird in Vollnarkose durchgeführt. In der Regel wird in<br />
einer Sitzung nur eine Orbita operiert, selten beide<br />
Orbitae gleichzeitig. Es wird mit einer Operationslupe<br />
(2,5fache Vergr.) operiert. Beide Lider werden mit einer<br />
nichtresorbierbaren Naht 5-0 temporär verschlossen.<br />
Transpalpebraler Zugang am Oberlid: Die Schnitt füh -<br />
rung am Oberlid wird ähnlich wie bei der Blepharoplastik<br />
angelegt. Der M. orbicularis oculi wird quer gespalten.<br />
Das Septum orbitale wird ebenfalls quer gespalten. Das<br />
vorgewölbte Fett wird mit einem stumpfen Instrument<br />
vom Periost der Orbita bis zum Apex mobilisiert. Dabei<br />
wird die Glandula lacrimalis dargestellt. Danach wird die<br />
Fettmenge aus dem kranialen Teil der Orbita entfernt.<br />
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<strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> 8 (Suppl. 2) � <strong>2008</strong><br />
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Abb. 1a Der Exophthalmus und seine klinischen Folgen<br />
1. Durch das zunehmende Volumen von Muskeln und Fett sowie den Venen- und<br />
Lymphstau wird der Bulbus in ventraler Richtung um 5-10 mm disloziert.<br />
2. Der N. opticus wird vom Bulbus in ventraler Richtung gestreckt. Der Nerv hat keine<br />
Elastizität und steht somit schon in Primärposition bei EO unter Tension. Bei den<br />
Bewegungen des Bulbus erhöht sich diese Spannung auf den N. opticus noch mehr.<br />
3. Die hypertrophen und fibrosierten extraokulären Muskeln haben schon ihre<br />
Elastizität eingebüßt. Es kommt zu einer indirekten Verkürzung der Muskeln; die<br />
Folgen sind Augenmotilitätsstörungen (Diplopie, Strabismus).<br />
4. Das intraorbitale Fett prolabiert in ventraler Richtung. Dadurch entsteht eine leichte<br />
Druckentlastung in der Orbita.<br />
5. Der N. opticus ist von der Dura mater umschlungen. Über den N. opticus erfolgt<br />
auch eine starke Traktion an der Dura mater. Dies wiederum verursacht den retrobulbären<br />
Druck oder Brennen und den Kopfschmerz.<br />
6. Der hypertrophe und fibrosierte M. levator palpebrae sowie der Müller’sche<br />
Muskel verursachen eine Oberlidretraktion.<br />
7. Die Retraktoren am Unterlid sind fibrotisch verändert und verkürzt. Es entsteht<br />
die Unterlidptosis.<br />
8. Durch die Retraktion des Ober- und Unterlides entsteht eine<br />
Lidspaltenvergrößerung<br />
9. (Lagophthalmus).<br />
10. Es kommt zu einem direkten Druck auf den N. opticus durch die verdickten<br />
Muskeln.<br />
11. Häufig besteht ein erhöhter Augeninnendruck (Glaukom).<br />
12. Es kommt zu einer starken Schwellung der Ober- und Unterlider durch<br />
Fettprolaps.<br />
13. Der N. opticus übt eine Traktion auf den Discus opticus aus.<br />
Anschließend wird bei starker Oberlidretraktion die<br />
Levatoraponeurose bis auf das mediale Viertel quer durchtrennt.<br />
Der Müller’sche Muskel wird komplett quergespalten.<br />
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