Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC
Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC
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40 Jahre <strong>DGPRÄC</strong> 2.2.1 40 Jahre Handchirurgie in der <strong>DGPRÄC</strong><br />
Auch in anderen Teilgebieten der Handchirurgie wurde<br />
durch theoretische und technische Neuerungen während<br />
der 60er Jahre der Grundstein für entscheidende<br />
Fortschritte gelegt. Von herausragender Bedeutung ist<br />
hierbei die Revolution der Beugesehnenchirurgie durch<br />
postoperative dynamische Schienung durch H. Kleinert,<br />
der sich bis dahin vor allem durch seine Arbeiten zur<br />
Wiederherstellung von Blutgefäßen hervorgetan hatte.<br />
Durch dieses revolutionäre Nachbehandlungskonzept,<br />
das mit einigen Modifikationen bis heute Anwendung findet,<br />
wurden bis dahin nicht für möglich gehaltene<br />
Ergebnisse nach primären Beugesehnennähten auch im<br />
gefürchteten „Niemandsland“ der Beugesehnenscheiden<br />
realisierbar. Ergänzend zu diesen praktischen Neuerun -<br />
gen trugen neue Erkenntnisse zu den zellulären Grund -<br />
lagen der Sehnenheilung in zahlreichen Publika tionen<br />
während der 60er und 70er Jahre dazu bei, die Ergebnisse<br />
dieser bis dahin oft mir schweren Funktions ein -<br />
schränkungen einhergehenden Verletzungen immer weiter<br />
zu verbessern. Auch Verletzungen des Streckapparats<br />
werden heute mit aktiven, bzw. dynamischen Nach -<br />
behandlungsprotokollen behandelt. Im deutschsprachigen<br />
Raum haben sich vor allem P. Reil, J. Geldmacher, und in<br />
Österreich Zechner, um die Sehnenchirurgie verdient<br />
gemacht.<br />
Die <strong>Chirurgie</strong> der rheumatischen Hand, aber auch<br />
anderer Gelenkerkrankungen war in den letzten Jahr -<br />
zehnten untrennbar mit dem Wirken von P. Haussmann,<br />
G. Stellbrink und L. Mannerfelt verbunden, dessen<br />
Beiträge in Wort und Schrift nicht nur inhaltlich, sondern<br />
auch hinsichtlich der hervorragenden Photographien allseits<br />
geschätzt waren und sind.<br />
Im Bereich des Handgelenks und insbesondere der<br />
Handwurzel wurden durch biomechanische Studien in<br />
den 70er Jahren die Grundlagen für die bis heute gültigen<br />
Behandlungskonzepte gelegt. 1972 diskutierten J. Dobyns<br />
und R. Linscheid erstmals das Konzept des „interkalierten<br />
Segments“ der proximalen Handwurzelreihe anhand<br />
der Ergebnisse nach skapholunärer Instabilität, 1981<br />
stellte D. Lichtman den unter Spannung stehenden Ring<br />
als theoretisches Alternativmodel zu der bis dahin gültigen<br />
Säulentheorie von Navarro vor. 1984 prägte K.<br />
Watson erstmals den Begriff des SLAC-Wrist für die stadienhaft<br />
verlaufende Arthrose des Radiokarpalgelenks bei<br />
skapholunärer Instabilität. Im deutschsprachigen Raum<br />
waren es besonders U. Lanz, H. Krimmer und M.<br />
Sauerbier, die sich in den vergangenen Jahren um den<br />
Karpus verdient gemacht haben. Zahlreiche Operations -<br />
verfahren, die wir heute zum Standard rechnen, sind in<br />
den letzten zwei Jahrzehnten inauguriert worden.<br />
Ein Durchbruch bei der Behandlung der Skaphoid -<br />
fraktur gelang Timothy Herbert 1977 mit der Übertragung<br />
des aus dem Fensterbau entliehenen Konzepts einer<br />
Schraube mit zwei unterschiedlichen Gewindesteigungen<br />
in die Handwurzel, um eine Kompression der Fragmente<br />
zu erzielen. Obwohl mittlerweile vielfach modifiziert,<br />
stellt die Herbert-Schraube nach wie vor das Standard -<br />
implantat bei der Versorgung von Frakturen und<br />
Pseudarthrosen des Kahnbeins dar. Auch hier wurden im<br />
deutschsprachigen Raum Weiterentwicklungen geleistet,<br />
die in deutliche Verbesserungen der Schraubentechnologie<br />
und der Implantatsicherheit mündeten.<br />
Ein kurzer geschichtlicher Abriss kann natürlich nie<br />
allen prägenden Figuren gerecht werden. So seien die<br />
Verdienste von P. Brüser im Bereich Nervenersatz -<br />
operation und Klinische Forschung, von U. Lanz im<br />
Bereich der Radiuschirurgie, der chirurgischen Anatomie<br />
und der bildgebenden Verfahren, von B. Partecke bei der<br />
Daumenrekonstruktion, C. Wulle in der Sehnenchirurgie<br />
der Vollständigkeit halber erwähnt, wobei den Autoren<br />
bewusst ist, dass sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />
erheben wollen.<br />
Viele Kollegen, die noch aktiv sind, haben dazu beigetragen,<br />
diese große Tradition der deutschsprachigen<br />
Handchirurgie in ihren Kliniken weiter zu entwickeln.<br />
Hier sind als Schwerpunkte vor allem die periphere<br />
Nervenchirurgie und die Weiterentwicklung der funktionelle<br />
Weichteilrekonstruktion zu nennen. Diese<br />
Schwer punkte sind vor allem mit den Kliniken in<br />
Hamburg, Hannover, Bochum, Tübingen, Ludwigshafen,<br />
Neustadt/Saale und München verbunden. Die <strong>Plastische</strong>n<br />
Chirurgen haben viele Pioniere der Handchirurgie in<br />
ihren Reihen gehabt. Es gilt, dieses Erbe für die Zukunft<br />
zu sichern. �<br />
Dr. med. Kai Megerle<br />
Prof. Dr. med. Günter Germann<br />
Ludwigshafen/Heidelberg<br />
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<strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> 8 (Suppl. 2) � <strong>2008</strong>