Plastische Chirurgie 8: Supplement 2 (2008) - DGPRÄC
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2.3.2 Rekonstruktive <strong>Chirurgie</strong> nach Verbrennungstrauma 40 Jahre <strong>DGPRÄC</strong><br />
Expandertherapie<br />
Die Einführung der Expandertherapie erfolgte durch<br />
Neumann (1957). Besonders durch die Arbeiten von<br />
Radovan (1982, 1984) und Austad (1986, 1988) und<br />
Becker (1984, 1987) wurde das Prinzip der Gewebe -<br />
expansion ein fester Bestandteil der rekonstruktiven<br />
<strong>Plastische</strong>n <strong>Chirurgie</strong>.<br />
Eine Indikation zur Expandertherapie ist bei ausgedehnten<br />
kontrakten Narbenflächen gegeben. Grund -<br />
vorrausetzung hierfür ist allerdings, dass unmittelbar<br />
angrenzende Nachbarzonen unverletzt und narbenfrei<br />
sind. Die Präexpansion eines benachbarten Hautareals<br />
vergrößert die Fläche an Weichteilgewebe, welches die<br />
Charakteristika der Empfängerregion in Farbe, Textur,<br />
Gewebestärke und gegebenenfalls Behaarung aufweist.<br />
Eine Sonderform hierbei ist die Präexpansion von definierten<br />
Lappenplastiken. So können nicht nur dünne und<br />
modellierfähige Lappen vorbereitet, sondern auch die<br />
Hebemorbidität deutlich reduziert werden. Das expandierte<br />
Weichteilgewebe wird im Anschluss an die<br />
Expansionsphase entsprechend den Prinzipien lokoregionaler<br />
oder freier Lappenplastiken in das zu rekonstruierende<br />
Gesichtsareal transferiert (Pallua und O´Dey<br />
2006).<br />
Lappenplastiken<br />
Die Indikation für eine Lappenplastik ist gegeben,<br />
wenn funktionelle Strukturen exponiert sind. In<br />
Abhängigkeit der Gewebszusammensetzung stehen kutane,<br />
fasciokutane, myokutane oder osteokutane Lappen -<br />
plastiken zur Auswahl.<br />
Rekonstruktionen im Gesichtsbereich sollten wann<br />
immer möglich durch lokale und regionale Lappen -<br />
plastiken erfolgen. Durch diese Lappenplastiken werden<br />
neben der Farb- und Texturübereinstimmung meist auch<br />
das Hautniveau ideal wiederhergestellt. Im Gegensatz zu<br />
Hauttransplantaten zeigen Lappenplastiken keine<br />
Schrumpfungstendenz, wodurch sich die Anzahl der<br />
Revisionseingriffe vermindert und so die Lebensqualität<br />
des Patienten verbessert.<br />
Regionale Lappenplastiken stellen eine ideale<br />
Indikation zur Rekonstruktion großer Areale des<br />
Gesichtes und des Halses dar (Ninkovic et al. 2004, Pallua<br />
und von Heimburg 2005). Die Schulterregion eignet sich<br />
als Spenderzone zur Hals- und Gesichtsrekonstruktion.<br />
Besonders bewährt hat sich hierbei der supraclaviculäre<br />
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<strong>Plastische</strong> <strong>Chirurgie</strong> 8 (Suppl. 2) � <strong>2008</strong><br />
Insellappen (SIF), mit dem selbst ganze Gesichtshälften<br />
wiederhergestellt werden können (Pallua et al. 1997,<br />
Pallua und Noah 2000, Pallua und von Heimburg 2005).<br />
Kontraindikationen für regionale Lappenplastiken sind<br />
vernarbte Hebestellen oder eine durch Voroperation<br />
beeinträchtigte Gefäßversorgung (Hallock 1992, Rose<br />
1995).<br />
Freie Lappenplastiken<br />
Stehen keine lokalen und regionalen Optionen zur<br />
Verfügung, so ist bei lappenpflichtigen Defekten ein<br />
freier Gewebstransfer indiziert. Trotz fehlender Farb- und<br />
Texturübereinstimmung kann mit dünnen fasziokutanen<br />
Lappen ein durchaus befriedigendes Ergebnis erzielt werden.<br />
Zur Verfügung stehen beispielsweise der Oberarm -<br />
lappen, der Radialislappen oder alternativ der Skapulaoder<br />
Paraskapularlappen (Angrigianni 1994, Abramson et<br />
al. 1996).<br />
In der letzten Dekade geht der Trend aufgrund der dünnen<br />
Gewebetextur mit geringer Hebestellenmorbi dität zum<br />
Einsatz von Perforatorlappenplastiken wie z.B. dem ALTP-<br />
Lappen (anterior-lateral thigh perforator) oder dem TD-Flap<br />
(thoraco-dorsal artery perforator) (Tsai et al. 2006).<br />
Hautersatzverfahren<br />
Die Indikation zum Einsatz von Dermisersatzverfahren<br />
íst als Alternative bei großflächigen Narben im Bereich<br />
der Spenderareale im Einzellfall gegeben. Hierfür stehen<br />
aus dem Tissue Engeneering zahlreiche Neuent wick -<br />
lungen in Form permanenter Dermisersatzverfahren wie<br />
Integra® (Integra Lifescience Corp.), Matriderm® (Dr.<br />
Suwelack Skin & Health Care AG) oder Alloderm®<br />
(LifeCell Corp.) zur Verfügung.<br />
Integra® ist ein Composite aus einer azelluären Matrix<br />
aus vernetztem Rinderkollagen-Typ-I und Chondroitin-6-<br />
Sulfat mit einer Silikonschicht. Integra® wird auf die zu<br />
rekonstruierende Fläche aufgelegt. Nach Kapillar -<br />
einsprossung entsteht eine Neodermis. Die Matrix wird<br />
innerhalb von 4 bis 6 Wochen zu Kollagen umgewandelt.<br />
Am Anschluss kann eine dünne Spalthaut aufgelegt werden.<br />
Eine qualitativ bessere Narbenstruktur mit erhöhter<br />
Viskoelastizität wird ermöglicht (Burke 1981 et al., Kolo -<br />
kythas und Vogt 2006).<br />
Matriderm®, eine Matrix aus nichtvernetztem bovinem<br />
Kollagen Typ I, III und V sowie Elastin, wird in den