SYMPOSIUM - MixedMedia-Konzepts
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S Y M P O S I U M<br />
beträgers aufnehmen zu können, den<br />
man mittels Pendeln gelenkig gelagert an<br />
den Kragarmspitzen der Rampenbrücken<br />
aufhängen wollte. Das sich so ergebende<br />
statische System mit zwei zusätzlichen<br />
Fugen in der Hauptspannweite ähnelte<br />
der von Heinrich Gottfried Gerber<br />
(1832–1912) erstmals vorgeschlagenen<br />
Struktur einer Auslegerbrücke, die im 19.<br />
und zu Beginn des 20. Jahrhunderts oft<br />
angewendet wurde. [1] [2] [3]<br />
Ungünstige Querschnitte für die Gurte,<br />
Streben und Pfosten des Warren-Fachwerkträgers,<br />
eine längs- und quervorgespannte<br />
Betonfahrbahnplatte sowie das<br />
Stangen-Abspannsystem des ursprünglichen<br />
Entwurfes erwiesen sich in mehrfacher<br />
Hinsicht als technisch bedenklich<br />
und unwirtschaftlich. Außerdem war die<br />
Anwendung des vorgesehenen Taktschiebeverfahrens<br />
für die Rampenbrücken<br />
nicht ohne weiteres möglich. Der neuverfasste<br />
Entwurf respektiert die anspruchsvollen<br />
gestalterischen Vorgaben der<br />
vorherigen Konzeption, setzt allerdings<br />
konsequent auf Leichtbauprinzipien,<br />
bewährte Technologien für die hochfesten<br />
Zugglieder und berücksichtigt bereits<br />
in der Entwurfsphase ein wirtschaftliches<br />
Bauverfahren.<br />
Eine besondere Herausforderung war<br />
der straffe Zeitrahmen von nur sechs<br />
Monaten für die Entwurfsbearbeitung<br />
und Ausführungsplanung. Deshalb<br />
wurde Projektmanagement und Qualitätssicherung<br />
von Anfang an Beachtung<br />
geschenkt. Kritische Bereiche, deren<br />
gegenseitige Abhängigkeiten und heikle<br />
Phasen wurden frühzeitig erkannt und<br />
entsprechend behandelt.<br />
2 Ganzheitliche Entwurfsgrundsätze<br />
2.1 Leicht- und Verbundbau<br />
Fachwerkträger sind aufgelöste Strukturen,<br />
die sich weit verbreitet und sehr<br />
vielseitige Anwendungen im Stahlbrückenbau<br />
gefunden haben. [4] Sie sind ein<br />
ausgezeichnetes Beispiel für Leichtbauweisen<br />
im Brückenbau, da bei ihnen die<br />
Stabquerschnitte vorrangig nur durch<br />
Zug- und Druckkräfte beansprucht werden.<br />
Heute werden Fachwerkträger gerne<br />
auch mit Betonfahrbahnplatten im Verbund<br />
hergestellt, um die wirtschaftlichen<br />
Vorteile beider Konstruktionsweisen zu<br />
nutzen. [5] Dabei gilt es die Fahrbahnplatte<br />
so dünn wie möglich auszubilden, um<br />
Februar 2010 | BRÜCKENBAU<br />
3 Nachtansicht der Brücke<br />
© Infi nity Engineering Group<br />
4 Querschnitte der Pfeiler<br />
© Infi nity Engineering Group<br />
die Eigenlast der Brücke weiterhin niedrig<br />
zu halten. Die hohen Verkehrslast-Teilsicherheitsbeiwerte<br />
und Schwingfaktoren,<br />
als »Dynamic Load Allowance« in der<br />
kanadischen Brückennorm bezeichnet<br />
[6], die im Ultimate-Limit-State-(ULS-)<br />
Nachweis anzusetzen sind, bestimmten<br />
im Fall der Deh Cho Bridge die Fahrbahnplattendicke.<br />
Um eine im Durchschnitt<br />
lediglich 215 mm dicke Platte realisieren<br />
zu können, wurde die Bruchlinientheorie<br />
angewendet. [7] Aufgrund des reduzierten<br />
inneren Hebelarms erfordern dünne<br />
Platten einen vergleichsweise erhöhten<br />
Bewehrungsaufwand, der aber gerade<br />
beim Service-Limit-State-(SLS-)Nachweis<br />
im Zusammenhang mit der Rissbreitenbeschränkung<br />
positiv in Erscheinung tritt.<br />
2.2 Fugenlose Bauweise<br />
Die fugenlose Bauweise vermeidet anfällige<br />
Fahrbahnübergänge und vermindert<br />
den Wartungs- und Unterhaltsaufwand.<br />
[8] Entwurfsziel war deshalb ein Deck, das<br />
fugenlos über die gesamte Brückenlänge<br />
von 1.045 m durchläuft. Dies bedingte<br />
besondere Überlegungen, um zum einen<br />
Temperaturverformungen zwängungsarm<br />
zu gewährleisten und zum anderen<br />
Erdbebenlasten auf mehrere Pfeiler zu<br />
verteilen. Sogenannte Lock-up Devices,<br />
die zwischen Überbau und Pfeiler installiert<br />
werden, machen diesen Widerspruch<br />
möglich. [9] Die wie hydraulische Stoßdämpfer<br />
aussehenden Elemente sind mit<br />
Öl gefüllte Zylinder, die eine bedeutende<br />
Kolbenbewebung nur zulassen, wenn<br />
eine gewisse Kraft über einen längeren<br />
Zeitraum von mehreren Stunden aufgebracht<br />
wird.<br />
2.3 Versagensmechanismen<br />
Das »Redundancy Principle« basiert auf<br />
der Überlegung, neben den Primärlastpfaden<br />
weitere, sogenannte Sekundärlastpfade<br />
bereitzustellen, um im Grenzfall<br />
Traglastreserven zu aktivieren. Das bedeutet,<br />
dass bereits im Entwurfsstadium<br />
Versagensmechanismen durchgespielt<br />
werden.<br />
Sekundärlastpfade müssen nicht teuer<br />
sein. Viele Tragwerke erlauben das vollständige<br />
Versagen einzelner Tragwerkskomponenten,<br />
ohne dass ein fataler<br />
Brückeneinsturz die Folge wäre. Manche<br />
Regelwerke fordern sogar die Berücksichtung<br />
extremer Annahmen wie den<br />
schlagartigen Ausfall eines Schrägseils.<br />
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