SYMPOSIUM - MixedMedia-Konzepts
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Bei dem neuen Bauwerk handelt es sich<br />
um eine Stahlverbund-Stabbogenbrücke<br />
mit aufgelösten, tiefgegründeten Widerlagern.<br />
Die Stützweite beträgt 59 m, die<br />
Breite zwischen den Geländern 13,85 m.<br />
Damit sich der Neubau harmonisch in<br />
das Ortsbild der Gemeinde Berkenthin<br />
einfügt, soll der Bogen bewusst fl ach<br />
gehalten und die Widerlager ortstypisch<br />
verblendet werden.<br />
Die reinen Baukosten in Höhe von ca.<br />
6,90 Mio. € teilen sich die Bundesfernstraßenverwaltung<br />
und die Wasser- und<br />
Schifffahrtsverwaltung des Bundes<br />
jeweils zur Hälfte. Die zusätzlichen<br />
Aufwendungen für die geothermischen<br />
Einrichtungen werden vollständig von der<br />
Bundesfernstraßenverwaltung übernommen,<br />
da sie ausschließlich dem Straßenverkehr<br />
dienen.<br />
Gründe für die geothermische Projektierung<br />
sind die hier auftretenden besonderen<br />
klimatischen Verhältnisse: Der Elbe-<br />
Lübeck-Kanal verläuft annähernd in Nord-<br />
Süd-Richtung innerhalb der eiszeitlichen<br />
Schmelzwasserrinne der Stecknitzniederung.<br />
Die mikroklimatische Situation ist<br />
daher geprägt von Kaltluftströmungen<br />
sowie hoher Luftfeuchtigkeit und daraus<br />
resultierender häufi ger Nebelbildung.<br />
Durch Lufttemperaturen oftmals um den<br />
Gefrierpunkt ist die Zahl der Frost-Tau-<br />
Wechsel, vor allem in frühen Morgen- und<br />
Abendstunden von Herbsttagen, relativ<br />
groß. Dadurch besteht bei niedrigen<br />
Temperaturen die Gefahr eines erhöhten<br />
Unfallrisikos durch frühzeitige Raureif-<br />
und Glättebildung auf dem Bauwerk im<br />
Unterschied zur bodengebunden Fahrbahnstrecke.<br />
Verstärkt wird dieses Phänomen noch<br />
durch die Gradiente der B 208, die im<br />
Bereich der Kanalquerung im Vergleich<br />
zu den angrenzenden Strecken um bis<br />
zu 10 m abfällt, sich aber kurz vor der<br />
Kanalkreuzung in Dammlage befi ndet.<br />
Die Rampendämme wiederum wirken in<br />
der Stecknitzniederung als Barriere für die<br />
Luftströmungen, die infolgedessen im Bereich<br />
der Brückenöffnung kanalisiert und<br />
verstärkt werden. Das fördert zusätzlich<br />
die Abkühlung der Fahrbahntafel.<br />
Überlegungen hinsichtlich einer geothermischen<br />
Aktivierung der Brückenfahrbahn<br />
erfolgten bereits in der frühen Konzeptionsphase.<br />
Im Verlauf des weiteren<br />
Planungsprozesses wurde der Neubau<br />
der Brücke als Pilotprojekt zur deutschlandweit<br />
ersten Erprobung einer Temperierung<br />
der Fahrbahntafel mit oberfl ächennaher<br />
Geothermie vorgesehen.<br />
4 Ansicht des neuen Bauwerkes<br />
© Böger + Jäckle<br />
Brückenkörper<br />
(Stahlbeton)<br />
Fahrbahnaufbau<br />
5 Prinzip der Geothermie<br />
© H.S.W. GmbH<br />
Asphaltschicht mit<br />
Rohrleitungen (Register)<br />
6 Fahrbahnaufbau mit Temperierungsregister<br />
© H.S.W. GmbH<br />
3 Stand der Technik und Umsetzung<br />
Das Beheizen von Fahrbahnen, Brücken,<br />
Bahnsteigen und Infrastrukturfl ächen<br />
mittels Geothermie ist bereits Stand der<br />
Technik. Weltweit existieren Beispiele<br />
dafür, wie mit umweltfreundlicher Erdwärme<br />
verschiedene Bauwerke eis- und<br />
schneefrei gehalten bzw. erfolgreich<br />
Glätte vermieden werden kann. Die verschiedenen<br />
Systeme differieren teilweise<br />
in der Zielsetzung (Glättevermeidung,<br />
ganzjährige Schneefreihaltung, Kühlung<br />
etc.), der Bauart mit Energierohren aus<br />
Edelstahl, PE oder PE-Xa sowie in Art bzw.<br />
Steuerung der geothermischen Anlage,<br />
beispielsweise eine direkte Beheizung mit<br />
Thermalwasser, das Heizen und Kühlen<br />
mit Untergrundspeicher etc. umfassend.<br />
Ursprünglich war durch den LBV-SH lediglich<br />
eine Glatteiswarnanlage für den Neubau<br />
der Kanalbrücke erwogen worden.<br />
Brunnen<br />
S Y M P O S I U M<br />
Fahrbahnbeheizung<br />
(Temperierung)<br />
Kanal<br />
Wasserspiegel<br />
bei Betrieb<br />
Grundwasserleiter (in ca. 75 m<br />
unter der Oberfläche)<br />
mit ca. 12° C<br />
Technikraum mit<br />
Geoenergiezentrale<br />
7 Schema der Temperaturerfassung<br />
© igf Ingenieurbüro für Geothermie<br />
Abschlagen des<br />
durchgeleiteten Wassers<br />
in den Kanal<br />
Aufgrund der aktuellen Ergebnisse des<br />
Forschungsvorhabens der BASt »Vermeidung<br />
von Glatteisbildung auf Brücken«<br />
entschied man sich jedoch, die Möglichkeiten<br />
einer geothermischen Aktivierung<br />
des Brückenneubaus zu prüfen. Eine<br />
Studie kam zu dem Ergebnis, dass mit der<br />
thermischen Grundwassernutzung eine<br />
wirtschaftliche Erschließung der oberfl ächennahen<br />
Erdwärme zur Temperierung<br />
der Brückenfahrbahn realisierbar wäre.<br />
Daraufhin wurde die geothermische<br />
Aktivierung der neuen Kanalbrücke Berkenthin<br />
detailliert ausgearbeitet.<br />
Neuartig ist der vorgesehene Heißeinbau<br />
der »Energierohre« aus aluminiumummanteltem<br />
PE-Xa-Material in den<br />
Gussasphalt, der durch die Universität<br />
der Bundeswehr München entwickelt<br />
und erfolgreich getestet wurde. Damit<br />
ist es möglich, den Asphalt nach Ende<br />
BRÜCKENBAU | Februar 2010