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SYMPOSIUM - MixedMedia-Konzepts

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81<br />

Von Anfängen in Japan bis zur Gegenwart in der Slowakei<br />

Ausgewählte Beispiele für Extradosed Bridges<br />

� � � von Christian Gläser<br />

Extradosed Bridges stellen eine<br />

wirtschaftliche Möglichkeit dar, für<br />

Spannbetonbrücken einen größeren<br />

Hebelarm der Vorspannkraft nutzbar<br />

zu machen. Die Anforderungen<br />

an die verwendeten Spannglieder<br />

liegen zwischen denen von Schrägseilen<br />

und externen Spanngliedern.<br />

In Japan wurden zahlreiche Brücken<br />

unter Verwendung von externen<br />

Spanngliedern mit verschiedenen<br />

Litzentypen ausgeführt, bei einem<br />

Projekt in der Slowakei bei Považská<br />

Bystrica kommen Litzenbündelseile<br />

Typ Dyna Grip® als Spannglieder<br />

zum Einsatz.<br />

1 Einführung<br />

Seit der Einführung der »Richtlinie für Betonbrücken<br />

mit externen Spanngliedern«<br />

[1] in Deutschland müssen alle bisher<br />

im Steg von Brücken mit Kastenquerschnitten<br />

angeordneten Spannglieder als<br />

externe Spannglieder ausgeführt werden,<br />

deren vorrangige Vorteile im werkmäßig<br />

hergestellten Korrosionsschutz sowie der<br />

Kontrollier-, Nachspann- und Auswechselbarkeit<br />

bestehen. [2] Bei Hohlkastenbrücken,<br />

in denen ausschließlich externe<br />

Spannglieder zum Einsatz kommen, ist<br />

ein Verlust von innerem Hebelarm unumgänglich.<br />

Zur Reduzierung des Überbaueigengewichts<br />

und zur Erzielung eines größeren<br />

inneren Hebelarms durch externe Vorspannung<br />

regte der französische Ingenieur<br />

Mathivat bereits 1988 in einem Sondervorschlag<br />

zu einem Brückenbauwerk<br />

an, auf eine Voutung des Querschnitts<br />

zu verzichten und die Exzentrizität der<br />

Spannglieder über dem Aufl ager durch<br />

einen sogenannten Deviator zu erhöhen.<br />

Diese neue Bauweise bezeichnete er als<br />

»extradosed prestress«. [3]<br />

In den letzten Jahren wurden in Japan,<br />

aber auch in Frankreich sowie vermehrt in<br />

Osteuropa »extradosed« Brücken gebaut.<br />

Die Baukosten lagen dabei zwar über<br />

denen einer Spannbetonbrücke, jedoch<br />

niedriger als bei einer Schrägseilbrücke.<br />

Eine Übersetzung des Begriffes »extradosed«<br />

ins Deutsche ist schwierig und<br />

könnte am ehesten mit dem Wort »überspannt«<br />

geschehen.<br />

2 Abgrenzung und Charakteristika<br />

»Extradosed« Brücken stellen eine Mischform<br />

zwischen Schrägseilbrücken und<br />

extern vorgespannten Brücken dar. Bei<br />

diesen Bauwerken verlaufen die Spannglieder<br />

nicht innerhalb, sondern (auch)<br />

außerhalb des Hohlkastens, wobei die<br />

Tragprinzipien von Spannbetonbalken<br />

und Schrägseilbrücken miteinander<br />

verbunden werden.<br />

Im Vergleich zur Schrägseilbrücke ist der<br />

Überbau wesentlich steifer, und der Pylon<br />

hat, bezogen auf die Spannweite, eine<br />

geringe Bauhöhe (nur ca. 1/15–1/10 der<br />

Spannweite). Durch die fl ache Seilneigung<br />

erhält der Überbau aus der Seilkraft<br />

eine erhebliche Normalkraftkomponente<br />

und trägt die Lasten in erster Linie als<br />

vorgespannter Biegeträger ab. Dadurch<br />

fallen die möglichen Spannweiten kleiner<br />

aus, so dass gegebenenfalls mehr Pylonen<br />

erforderlich werden.<br />

Im Vergleich zur Spannbetonbrücke kann<br />

die Bauhöhe, insbesondere über den<br />

Pfeilern, aber niedriger gehalten werden,<br />

und es lassen sich größere Spannweiten<br />

bewältigen.<br />

3 Anforderungen an die Spannglieder<br />

Im Vergleich zu externen Spanngliedern<br />

sind vor allem zusätzliche Anforderungen<br />

an den Korrosionsschutz in der freien Länge<br />

zu stellen, da die Spannglieder ständig<br />

der Bewitterung ausgesetzt bleiben. Die<br />

Anforderungen an den Ermüdungswiderstand<br />

sind ebenfalls höher als beim externen<br />

Spannglied, aber niedriger als beim<br />

Schrägseil. Es kann davon ausgegangen<br />

werden, dass sämtliche Schrägseilsysteme<br />

auch die Anforderungen für Spannglieder<br />

von extradosed Brücken erfüllen.<br />

Für externe Spannglieder sind bei der Verwendung<br />

in extradosed Brücken jedoch<br />

zusätzliche Nachweise zu erbringen.<br />

S Y M P O S I U M<br />

Werden Spannglieder mit Umlenksattel<br />

am Pylonen ausgeführt, ist konstruktiv zu<br />

gewährleisten, dass Biegespannungen in<br />

den Spanngliedern an den Übergängen<br />

der Umlenksättel minimiert werden, und<br />

es ist nachzuweisen, dass ein Verschleiß<br />

durch Reibung verhindert wird. Falls die<br />

Auswechselbarkeit gefordert ist, muss<br />

diese ebenfalls nachgewiesen werden.<br />

4 Schwingbreiten und Seilkräfte<br />

Externe Spannglieder in Deutschland<br />

werden bei den üblichen Spannstahlfestigkeiten,<br />

wie auch im Verbund liegende<br />

Spannglieder, mit 72–76 % der charakteristischen<br />

Zugfestigkeit vorgespannt.<br />

Im Zulassungsverfahren werden diese<br />

Spannglieder mit einer Schwingbreite<br />

von 80 N/mm² bei 2 ·10 6 Lastwechseln<br />

geprüft.<br />

Bei Litzenbündelseilen wird im Gebrauchszustand<br />

üblicherweise eine<br />

Seilkraft entsprechend 45 % der charakteristischen<br />

Zugfestigkeit der Einzellitze<br />

verwendet. Zum Nachweis der hohen<br />

Ermüdungsbeanspruchung werden diese<br />

Litzenbündelseile mit einer Schwingbreite<br />

von 200 N/mm 2 bei 2 ·10 6 Lastwechseln<br />

geprüft.<br />

Da insbesondere aufgrund der größeren<br />

Überbausteifi gkeiten kleinere<br />

Schwingbreiten in den Spanngliedern<br />

der extradosed Brücken auftreten, wird<br />

in [4] empfohlen, dass die zulässige Kraft<br />

60 % der charakteristischen Zugfestigkeit<br />

entsprechen kann.<br />

5 Beispiele aus Japan<br />

Seit 1994 werden in Japan extradosed<br />

Brücken errichtet und haben sich als<br />

wirtschaftliche Lösung bewährt. Bei<br />

diesen Projekten kamen Spannglieder mit<br />

bis zu 48 Litzen zum Einsatz, die entweder<br />

aus nackten oder doppelt korrosionsgeschützten<br />

epoxidbeschichteten Litzen<br />

in HDPE-Hüllrohren, die in beiden Fällen<br />

nach der Montage mit Zementmörtel<br />

injiziert wurden, bestehen.<br />

BRÜCKENBAU | Februar 2010

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