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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>erste Mal auf Übersetzungsschwierigkeiten bei dem Bemühen, die durchdas nationalsozial<strong>ist</strong>ische Regime geprägten <strong>neue</strong>n Begriffe dem Auslanddeutlich zu machen. »Wehrsport« war von der SA als Betätigungangegeben wurde. »Military sport« durfte ich nicht sagen, denn dannwäre ja bereits in der Übersetzung der militärische Charakter der SAzum Ausdruck gekommen, und dieser wurde damals von deutscher Seitebestritten. Nach Rücksprache mit meinen englischen Kollegen einigtenwir und dann schließlich auf »defence sport«. »Was <strong>ist</strong> das für ein Unsinn«,fuhr mir der englische General Temperley dazwischen, als ich denAusdruck gebrauchte. »Ich vertrete das Land, von dem der AusdruckSport herstammt,« sagte er ärgerlich, »aber unter defence sport kannich mir gar nichts <strong>vor</strong>stellen.« Ich konnte mir ebenso wenig etwas unterWehrsport als einer nichtmilitärischen Sportart denken, trotzdem sichmehrere Sachverständige auf der deutschen Seite längere Zeit bemüht<strong>hat</strong>ten, mir klarzumachen, dass »Wehr« mit militärischen Dingen nichtszu tun habe.“ 27 Schade, dass Schmidt nicht auf die Frage kommt, wozues dann die Reichswehr gibt. „Außer dem Krach wegen Jacob provozierteHeydrich dann noch einen Flaggenzwischenfall. Als er in Genf ankam,war die Reichsflagge noch nicht offiziell geändert worden. So wehten dieFarben Schwarz-Rot-Gold immer noch über unserem Hotel und an unserenDelegationsautos. Anscheinend <strong>hat</strong>te Heydrich in seinem Gepäckeine Hakenkreuzfahne mitgebracht, die er eines Tages auf eigene Fauststatt der offiziellen Farben auf unserem Hotel aufzog. <strong>Das</strong> war natürlichein paar Stunden lang die Sensation von Genf. <strong>Das</strong> Publikum, und <strong>vor</strong>allem die Schweizer Arbeiter, <strong>hat</strong>ten ohnehin schon eine von Tag zu Tagfeindseligere Haltung gegenüber der deutschen Delegation eingenommen.Die Zeitungen waren voll von Nachrichten über die UnterdrückungAndersdenkender im Reich, über »Säuberung« und »Gleichschaltung«.Manchmal flogen schon Steine hinter unseren Autos her, und geschimpftwurde kräftig, wenn wir <strong>vor</strong>überfuhren. <strong>Das</strong> Hakenkreuz aufdem Carlton Hotel drohte zu noch unangenehmeren Zwischenfällen zuführen. Energisch griff Nadolny ein. Er brachte die Rekordle<strong>ist</strong>ung fertig,das Hakenkreuzbanner innerhalb weniger Stunden einholen und diealten Reichsfarben wieder an seine Stelle setzen zu lassen, obwohl Hitlerin Berlin längst »die Macht ergriffen« <strong>hat</strong>te. Heydrich sagte er so gründlichdie Meinung, dass diesem eine Zeit lang das maliziöse Lächeln ver-27 Schmidt, S. 26211

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