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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>der nächsten Straßenecke halt macht und sich persönlich davon überzeugt,dass schauerliche Schreie noch Hunderte von Metern weit zu hörensind. Was wird er, Göring, jetzt tun? Hineingehen? Nein, das getrauter sich nicht. Aber er findet einen charakter<strong>ist</strong>ischen Ausweg.Er holt sich in den nächsten Tagen die gesamte SA-Belegschaft aus derHedemannstraße zuzüglich einer weiteren Kolonne aus der General-Pape-Straße. Damit <strong>hat</strong> er die verwegensten Totschläger der Berliner SAbeieinander. Diese Halunken ernennt er zu seiner »Feldpolizei«.Er dekoriert sie mit aufdringlichen Polize<strong>ist</strong>ernen und verleiht ihnen unbeschränktePolizeibefugnisse, besonders innerhalb der SA. Dann betrauter sie mit der ehrenvollen Aufgabe, nunmehr rücksichtslos auf ihresgleicheneinzudreschen. Diese Rechnung geht auf. Solchen Kerlen <strong>ist</strong>es völlig gleich, wen und weshalb sie zu Tode prügeln. Hauptsache <strong>ist</strong>,dass sich allabendlich ihre Bunker füllen. Deshalb sind die Feldjägerbald in der gesamten Bewegung gefürchtet. In ihrer Art schaffen sie tatsächlich»Ordnung«, mit der sich noch der ungewollte Vorzug verbindet,dass sie sich mit der Zeit selber eliminieren. Von denen, die bei derGründung dabei sind, bleibt kaum einer übrig. Was sich nicht in denersten zwei <strong>Jahr</strong>en gegenseitig totschlägt, wird späterhin, als die Zeitenruhiger werden, wegen krimineller Delikte eingesperrt.Als letzter der ursprünglichen Mannschaft geht ihr Chef über Bord. DemStandartenführer Fritsch gelingt es noch, richtiggehender Polizeioberstzu werden. In dieser Würde hascht ihn sein Schicksal. Er, der so vielehinter Schloss und Riegel gesetzt <strong>hat</strong>, wird Mitte 1935 selber abgeholt.“Lachen Sie nicht, Dr. Gisevius <strong>ist</strong> froh, dass der Innenmin<strong>ist</strong>er jetzt denSchutzhafterlass herausgibt. „Zehntausende sitzen in den Gefängnissen,Bunkern oder Lagern, ohne zu ahnen warum, ja ohne dass ihre eigenenLagerkommandanten wissen, weshalb sie eingeliefert wurden. Immerhinbringt der Erlass eine gewisse Übersichtlichkeit in dieses heimtückischeSystem neuzeitlicher Freiheitsberaubung, bei dem die Häftlinge <strong>vor</strong>sich selber in Schutz genommen werden.“ 110In diesen <strong>Wochen</strong> nach den Gewaltakten gegen viele jüdische Geschäfte,für die an <strong>vor</strong>derster Front Hitlers Berater bei der Volksaufklärung undPropaganda Dr. Joseph Goebbels schon seit <strong>Jahr</strong>en Stimmung gemacht<strong>hat</strong>te, entsteht folgender Liedtext, den man nur wenige <strong>Wochen</strong> späterauf Platte mit den Vier Nachrichtern in Goebbels’ rheinischem Dialekt110 Gisevius I, S. 139f.39

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