<strong>1933</strong>Der Führer sagt: Nur nicht in Lumpen laufen! Er <strong>hat</strong>’s ja schon gesagtder Industrie. Wir wollen <strong>neue</strong> Uniformen kaufen, der HauptmannRöhm liebt uns nicht ohne die. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> ein langer Weg zum DrittenReiche. Ein bisschen Liebe macht ihn halb so schwer. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> ein hoherBaum die deutsche Eiche, und kameradschaftlich sei der Verkehr.Der Führer <strong>hat</strong> gesagt, er lebt noch lange, und er wird älter als derHindenburch. Er kommt noch dran, da <strong>ist</strong> ihm gar nicht bange, esint’ressiert ihn gar nich. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> ein langer Weg zum Dritten Reiche.<strong>Es</strong> <strong>ist</strong> unglaublich, wie sich das zieht. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> ein hoher Baumdie deutsche Eiche, von der aus man den Silberstreifen sieht. 4Ortswechsel. Schellingstraße in München. Franz Josef* kommt von derSchule nach Hause. Sein Vater spricht heute wieder über Hitler. EineZeit lang fand Vater Strauß ihn noch gut. „Hitler, meinte mein Vater,habe recht eigenartige Ideen. Er sei gegen den Versailler Vertrag, füreine bessere Behandlung der Deutschen – vielleicht sei doch etwas anihm dran. Diese Möglichkeit wurde bei uns zu Hause jedoch nur kurzeZeit erörtert, dann kam die nächste Phase, in der mein Vater endgültigden Stab über Hitler brach. »Was der über die Juden sagt, darf keinKatholik mitmachen. Der <strong>ist</strong> Judenfeind, und der <strong>ist</strong> Kirchenfeind.«Von da an war Hitler für meinen Vater nur noch der Verderber und Zerstörer,der Dämon.“ 5 Am Dienstagmorgen <strong>hat</strong> sein Vater aus dem NeuenMünchener Tagblatt erfahren, dass Hitler Reichskanzler geworden <strong>ist</strong>.Als sein sportlicher Sohn aus der Schule nach Hause kommt, sagt derVater zu ihm: „Bub, jetzt <strong>ist</strong> der Hitler Kanzler. <strong>Das</strong> bedeutet Krieg, unddieser Krieg bedeutet das Ende Deutschlands.“ 6 Franz Josefs Vater hältAdolf Hitler seit dem Putsch hier in München 1923 für eine Ausgeburtdes Teufels, schon weil er so eine milde Strafe dafür bekam. Wenn derName Hitler fällt, schlägt Franz Josefs Vater das Kreuz, um den Dämonzu bannen. Da <strong>ist</strong> Franz siebzehn. Dieses Wort vom Ende Deutschlandsfällt in diesen Tagen zum Beispiel auch in Hannover. Dort spricht es derVater von Rudolf Augstein*. Da <strong>ist</strong> der kleine Rudolf <strong>ist</strong> erst neun. Wenner dann älter <strong>ist</strong>, wird er seinen Vater noch oft hören mit den Worten,das habe er von Anfang an kommen gesehen.4 Von der Schellack-Platte „Der Marsch ins Dritte Reich“5 Franz Josef Strauß, Die Erinnerungen, S. 266 Ebd., S. 114
<strong>1933</strong>Weil am 30. Januar Hitler jetzt bis zur Wahl im März kurz den Kanzlergibt, <strong>hat</strong> sich das Auswärtige Amt sofort gegen Überraschungen gefeit.Der Staatssekretär Bernhard von Bülow gibt einen Runderlass heraus, indem es heißt, Deutschland will auch künftig vermeiden, „seine Haltunggegenüber dem Ausland von jeweiligen Regierungsmaximen abhängigzu machen“ 7 . Denen im Amt <strong>ist</strong> das nicht so recht geheuer, den Kopf derbraun Uniformierten zum Kopf der Reichsregierung zu machen, und dasnoch nicht einmal <strong>vor</strong>übergehend für ein paar <strong>Wochen</strong>. Einer im Amt <strong>ist</strong>Erich Kordt. Er weiß, wie im Hintergrund die Strippen gezogen wurden:„Da Hitler nur legal zur Macht <strong>hat</strong>te kommen können, sah er sich gezwungen,auch bei der Errichtung seiner Diktatur weiterhin die Formender Verfassung zu wahren. Ein Argument, mit dem dem Reichspräsidentendie Verabschiedung Schleichers mundgerecht gemacht worden war,bestand darin, dass dieser gezwungen sein würde, den Reichstag erneutaufzulösen. Ein <strong>neue</strong>r Wahlkampf sollte dem Lande erspart bleiben.Dem Reichspräsidenten war beigebracht worden, die <strong>neue</strong> »nationaleRegierung« Hitlers werde auch die Parteien der Mitte an sich ziehenund dadurch eine Mehrheit im Reichstag erringen können. Hitler lag jedochalles daran, den Reichstag so schnell wie möglich aufzulösen undeinen <strong>neue</strong>n Wahlkampf zu eröffnen, bei dem er im Besitz der Machtmitteldes Staates, <strong>vor</strong> allem der Polizei, war. Wie sich bald zeigte, war erentschlossen, diese rücksichtslos gegen seine Gegner einzusetzen. EineVerbindung mit der Mitte hätte ihn nur stören können.“ 8Am Mittwoch löst Reichspräsident von Hindenburg nun also doch denReichstag auf. Jetzt <strong>hat</strong> auch ein Reichstagsabgeordneter wie TheodorHeuss* sehr viel Freizeit und muss nicht mehr über alles entscheiden.So gehen die Tage ins Land. Am Donnerstag tritt in Genf der Hauptausschussdes Völkerbunds zu einer Abrüstungskonferenz zusammen. Genfliegt an einem schönen See in der Schweiz und der Völkerbund war nachdem Weltkrieg gegründet worden, damit man über alles reden konnte.Perfekt lief das nicht, aber was <strong>ist</strong> schon perfekt. Auf Deutschland habensie sich eingeschossen und die Sowjetunion darf gar nicht erst rein. DerVölkerbund wird auch nicht aktiv, als Truppen oder einfach nur Bandenaus fremden Ländern über Deutschland herfallen, obwohl der Weltkrieg<strong>vor</strong>bei <strong>ist</strong>, und Adolf Hitler, 43, „nutzt die Erinnerungen der Deutschen7 Valentin Falin, Zweite Front, S. 35f.8 Erich Kordt, S. 295
- Seite 1 und 2: 1933Das neue Jahr hat vor wenigen W
- Seite 3: 1933und siegestrunken stürmt er au
- Seite 7 und 8: 1933der Gleichberechtigung des Reic
- Seite 9 und 10: 1933Die ersten Gehversuche der dipl
- Seite 11 und 12: 1933erste Mal auf Übersetzungsschw
- Seite 13 und 14: 1933Gefreite, wie der Reichspräsid
- Seite 15 und 16: 1933wehr identischer mit den Aufgab
- Seite 17 und 18: 1933mann Hans Speidel*, 35, der im
- Seite 19 und 20: 1933gut, dass er heute Abend gleich
- Seite 21 und 22: 1933tung der Bestimmungen von Versa
- Seite 23 und 24: 1933wie viele zu Hause sind oder be
- Seite 25 und 26: 1933Dr. Gerlich und Freiherrn v. Ar
- Seite 27 und 28: 1933vorgesehen, eine gerichtliche V
- Seite 29 und 30: 1933deutung 83 . Der Verfassungsrec
- Seite 31 und 32: 1933einem Paar war seit Augustin Do
- Seite 33 und 34: 1933in eine Zeitung reinkommt. Es i
- Seite 35 und 36: 1933sein, solange ihm nicht ein gle
- Seite 37 und 38: 1933ten einsperrten, habe ich gesch
- Seite 39 und 40: 1933der nächsten Straßenecke halt
- Seite 41 und 42: 1933Wenn Deutschland im revolution
- Seite 43 und 44: 1933die Gelegenheit für seinen eig
- Seite 45 und 46: 1933immer noch die schönste Freude
- Seite 47 und 48: 1933Uns’re Frauen gern mithalten,
- Seite 49 und 50: 1933wird euch nicht überwintern la
- Seite 51 und 52: 1933Untergliederungen beizutreten,
- Seite 53 und 54: 1933Höhen emporklettern, mit aller
- Seite 55 und 56:
1933nicht jeder einmal mit seiner P
- Seite 57 und 58:
1933Juli 1933 sein juristisches Ass
- Seite 59 und 60:
1933Ministers, des Reichsbankpräsi
- Seite 61 und 62:
1933und zu Moskau unterkühlt. Im S
- Seite 63 und 64:
1933land wieder in eine fast völli
- Seite 65 und 66:
1933Tage in vielen Auslandszeitunge
- Seite 67 und 68:
1933Als peinlich empfindet der Beru
- Seite 69 und 70:
1933Der Uniformenfimmel des dicken
- Seite 71 und 72:
1933dem Leben trachtet, soll hinger
- Seite 73 und 74:
1933ist gut.“ 193 Berichten Deuts
- Seite 75 und 76:
1933können, ist bald peinlich ber
- Seite 77 und 78:
1933Der Diplomat Kordt verweist dar
- Seite 79 und 80:
1933hohe Regierungsstellen durch fa
- Seite 81 und 82:
1933überführten Holländer für e
- Seite 83:
1933bürger sich im ersten Revoluti