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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>Welche Regierung <strong>hat</strong> denn hier anderthalb <strong>Jahr</strong>e Bestand gehabt? Unddie Amateure jetzt sind noch schneller weg als jede Regierung zu<strong>vor</strong>. Diehaben doch nun gleich gar nicht die Voraussetzungen zum Wirtschaften.Doch die Russen bleiben steinhart. Als „doppelzüngig“ 130 bezeichnen siedie deutsche Außenpolitik.Vor dem Berliner Reichstag wandelt der <strong>neue</strong> Reichskanzler Hitler am17. Mai Worte ab, die er so ähnlich bei dem Dinner im Februar <strong>vor</strong> denGenerälen ausgesprochen <strong>hat</strong>te. Doch wie klingen seine Gedanken jetzt?„Indem wir in grenzenloser Liebe und Treue an unserem eigenen Volkstumhängen, respektieren wir die nationalen Rechte auch der anderenVölker.“ Ist das derselbe Redner? Er weiß sich einig mit dem Publikum,wenn er dort formuliert, wir „möchten aus tiefinnerstem Herzen mit ihnenin Frieden und Freundschaft leben. Wir kennen daher auch nichtden Begriff des Germanisierens. Die ge<strong>ist</strong>ige Mentalität des vergangenen<strong>Jahr</strong>hunderts, aus der heraus man glaubte, vielleicht aus Polen undFranzosen Deutsche machen zu können, <strong>ist</strong> uns genauso fremd, wie wiruns leidenschaftlich gegen jeden umgekehrten Versuch wenden.“ Undob das die Leute gerne hören. „<strong>Es</strong> wäre ein Glück für die Welt gewesen,wenn im Vertrag von Versailles diese Realitäten auch im Bezug aufDeutschland gewürdigt worden wären . . . Eine überlegte Behandlungder Probleme hätte damals im Osten ohne Weiteres eine Lösung findenkönnen, die den verständlichen Ansprüchen Polens genauso wie den natürlichenRechten Deutschlands entgegengekommen wäre.“ 131Zur Abstimmung steht heute eine Resolution, die Hitlers Friedenspolitikbilligen soll. Wie wird die Partei dastehen, die den Frieden ablehnt? Alsoehrlich. Jene SPD-Leute, die nicht in ein Konzentrationslager verbrachtworden waren und nicht ins Ausland geflohen sind, sitzen in der Patscheund stimmen dieser Resolution zu. Sie meinen, dass Herr Kanzler baldabgewirtschaftet haben wird und so lange versuchen sie zu überwintern.Ihre Partei taumelt jetzt ebenfalls am Rande des Abgrundes. Seit einigenMonaten <strong>ist</strong> die Partei in sich gespalten – ein Teil der Führungsspitze <strong>ist</strong>aus Angst <strong>vor</strong> dem Zugriff durch die Schlägertrupps nach Prag geflohen.Vom Ausland aus rufen sie ihren Genossen, die in der Reichshauptstadtgeblieben sind, zu: „Ihr täuscht euch; Hitler wird lange dauern; und er130 Ebd., S. 36131 Schultze-Rhonhof, S. 313, Fußnote 848

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