<strong>1933</strong>an die »Einmärsche« der Polen, Belgier und Franzosen in den frühen20er <strong>Jahr</strong>en, um den Menschen im eigenen Lande Frieden, Verteidigungund Aufrüstung als Teile eines Ganzen darzustellen.“ 9 Der Kanzlerkann mit Fug und Recht darauf verweisen, dass sich viele Länder nichtan die festgelegten Begrenzungen für bestimmte Rüstungsgüter halten. 10<strong>Das</strong>s sich das Deutsche Reich ebenfalls nicht an diese Vorschriften hält,sagt Adolf Hitler natürlich ebenso wenig, wie seine Vorgänger im Amt.Einer, der Grund genug <strong>hat</strong>, die heimliche deutsche Aufrüstung seit dem<strong>Jahr</strong> 1919 zu würdigen, weil er daran unheimlich verdient <strong>hat</strong>, <strong>ist</strong> GustavKrupp von Bohlen. In seinen Unterlagen werden die Alliierten nach demKrieg die Vorlage für eine Rede finden, die der Stahlfabrikant im Januar1944 zu halten gedachte, vermutlich wegen der absehbaren Niederlagedann aber nicht mehr hält. Darin wollte der Stahlfabrikant sagen: „<strong>Es</strong> <strong>ist</strong>ein einmaliges Verdienst der gesamten deutschen Wehrwirtschaft, dasssie in diesen bösen <strong>Jahr</strong>en nicht untätig gewesen <strong>ist</strong>, möchte ihre Wirksamkeitauch aus erklärlichen Gründen dem Lichte der Öffentlichkeitentzogen sein. In jahrelanger stiller Arbeit wurden die wissenschaftlichenund sachlichen Voraussetzungen geschaffen, um zu gegebenerStunde ohne Zeit- und Erfahrungsverlust wieder zur Arbeit für des ReichesWehrmacht bereitzustehen.“ Weiter schreibt Krupp: „Nur durchdiese verschwiegene Tätigkeit deutschen Unternehmertums, aber auchauf Grund der mit dem Friedensmaterial inzwischen gewonnenen Erfahrungenkonnte nach <strong>1933</strong> unmittelbar der Anschluss an die <strong>neue</strong>nAufgaben der Wiederwehrhaftmachung erreicht, konnten dann auch dieganz <strong>neue</strong>n vielfältigen Probleme geme<strong>ist</strong>ert werden.“ 11 Bei dem großenProzess 1946 in Nürnberg werden sich die Ankläger auch auf die Bücherder Marine-Geschichtsschreiber Kurt Aßmann und Walter Gladisch ausspäteren <strong>Jahr</strong>en berufen, die sehr stolz darauf waren, dass der VersaillerVertrag „nur wenige Monate nach seinem Inkrafttreten verletzt wurde,insbesondere durch den Bau einer <strong>neue</strong>n Unterseebootwaffe.“ 12In Genf war eine Abrüstungskonferenz zustande gekommen, weil sie inLondon wie in Paris um die Gefahr durch die Aufrüstung auf allen Seitenwissen. Jetzt soll endlich abgerüstet werden. Nach der Anerkennung9 Gerd Schultze-Rhonhof,Der Krieg, der viele Väter <strong>hat</strong>te, S. 31310 Ebd., S. 31211 Der Nürnberger Prozess II, S. 48112 Ebd., S. 4826
<strong>1933</strong>der Gleichberechtigung des Reiches am 11. Dezember 1932 nimmt aucheine Berliner Delegation unter dem Diplomaten Rudolf Nadolny teil. DieÜbersetzung für die deutschen Teilnehmer liefert Dr. Paul Schmidt. Der33-jährige <strong>ist</strong> jetzt seit zehn <strong>Jahr</strong>en Dolmetscher des Auswärtigen Amtesin seiner Heimatstadt Berlin. Der junge Mann war durch sein sehr gutesGedächtnis aufgefallen und avancierte so schnell zum Chefdolmetscher.Jetzt wird er hier in Genf eingesetzt. „Die deutsche Delegation bestand,mit verschwindenden Ausnahmen bei den jüngeren Offizieren vom »politischenSandkasten«, aus Nichtnationalsozial<strong>ist</strong>en. Besonders die Mitgliederdes Auswärtigen Amtes <strong>hat</strong>ten das Aufkommen dieser extremenPartei in Deutschland mit allerschwersten Bedenken verfolgt. Noch heutesehe ich die bedrückten Gesichter <strong>vor</strong> mir, wenn wir 1931 und 1932voller Spannung <strong>vor</strong> dem Lautsprecher des Hotelradios in Genf saßen,um die Wahlergebnisse aus Deutschland zu hören, und wenn dann jedesMal ein – unserer Ansicht nach – katastrophales Anwachsen der Hitlerparteigemeldet wurde.“ 13Jetzt haben es die Politiker aus dem Sandkasten an die Macht geschafftund benennen ihr Rezept für alle Probleme – es heißt Gleichschaltung.Ein Patentrezept für Wüsten und Seen, Berge und Täler, für Arme undReiche, für Alt und Jung. Eine gleichgeschaltete Gesellschaft lässt sichnatürlich für enge Stirnen leicht begreifen, zumal, wenn solch eine engeStirn allen anderen anderen <strong>vor</strong>geben kann, was sie sehen, hören, lesenund denken dürfen. Doch was Deutschland zur Stabilität führen soll, <strong>ist</strong>eine schlechte Idee. Selbstverständlich <strong>ist</strong> es besser, wenn kontrolliertund korrigiert werden kann, was sich irgendein ein Hirn da ausgedacht<strong>hat</strong>. Winston Churchill bemerkte bei passender Gelegenheit, Demokratiesei die schlechteste Staatsform, wenn man von allen anderen absieht,die gelegentlich noch so ausprobiert werden. Hautnah erlebt Gisevius,wie bei uns der Gleichschritt als Fortbewegungsform Einzug hält: „Manmuss es der SA lassen, dass ihr an dieser Gleichschaltungsspontaneitätder Hauptanteil zufällt. Wo sich der Einzelne über seine Freiwilligkeitnicht ganz schlüssig <strong>ist</strong>, da beseitigt sie unzweideutig jedes Missverständnis.Ihre Mittel sind primitiv, dafür um so schlagkräftiger. Beispielsweiselernt sich auf den Straßen der neuartige Hitlergruß außerordentlichschnell, sobald neben jeder marschierenden SA-Kolonne – undwo wird in jenen Tagen nicht marschiert? - auf dem Bürgersteig ein paar13 Paul Schmidt, Stat<strong>ist</strong> auf diplomatischer Bühne, S. 2557
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