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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>Schein der Berechtigung ableitet, ein ganzes Sechzig-Millionen-Volkdem Terror auszuliefern.“ 52 Erst im September beginnt der Prozess.In dieser Atmosphäre läuft am 5. März die Wahl zum Reichstag an. <strong>Es</strong><strong>ist</strong> Sonntagmorgen in München. Am Abend geht der 18-jährige FranzJosef Strauß mit seinem Vater zur Versammlung der Bayerischen Volksparteiin den Mathäser-Bräu. Dort sagt der Vorsitzende der Partei, FritzSchäffer*, der die Versammlung leitet, jetzt gebe es keinen Zweifel mehr,Nationalsozial<strong>ist</strong>en und Deutschnationale hätten die Mehrheit. Danachsagt Schäffer einen Satz, den Franz nicht vergisst: „Meine lieben Parteifreunde,jetzt kommt eine furchtbare Zeit. Morgen beginnt die Karwochefür Deutschland. Diese Karwoche wird einen Karfreitag für Deutschlandbringen. Wir sind gläubige Chr<strong>ist</strong>en. Nach dem Karfreitag kommtdie Auferstehung, der Ostersonntag.“ Der Franz erlebt Fritz Schäffer alseindrucksvollen Redner mit sonorer Stimme, der plastisch formulierenkann und ein Me<strong>ist</strong>er der deutschen Sprache <strong>ist</strong>. Lähmende Stille breitetsich unter den drei- bis vierhundert Zuhörern aus und dann löst sich dieVersammlung auf. „Bedrückt, schweigend ging ich mit meinem Vaternach Hause, die Stimmung war unheimlich.“ 53Die erste außenpolitische Reaktion auf die deutschen Wahlergebnissefällt harsch aus. Gleich am Montag verstärkt Marschall Piłsudski PolensTruppen im Fre<strong>ist</strong>aat Danzig, den Polen sowieso gern für sich will. Nachdem relativen Wahlsieg der NSDAP wird in Warschau befürchtet, dasssich die Stadt jetzt wieder mit dem Deutschen Reich vereinigen könnte.Józef Piłsudski lässt ein Bataillon Marineinfanterie auf der Westerplattean der Zufahrt zum Hafen von Danzig stationieren. Dabei muss er keinerussischen Gegenmaßnahmen befürchten, da er sich, obwohl er so antirussischwie auch antisowjetisch eingestellt <strong>ist</strong>, am 25. Juli 1932 durcheinen Nichtangriffspakt mit Moskau gegen ein Eingreifen sowjetischerTruppen abgesichert <strong>hat</strong>te. Der Völkerbund <strong>hat</strong>te Polen nur eine relativbescheidene Wachmannschaft für ein Munitionsdepot zugestanden undprotestiert scharf, so dass Piłsudskis Truppen wieder abgezogen werdenmüssen. 54 Unterdessen wird mit Paris verhandelt, ob nicht Frankreichzu einem Krieg gegen das Reich bereit sei, um Deutschland zur Einhal-52 Gisevius I, S. 1953 Strauß, S. 2954 Schultze-Rhonhof, S. 40420

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