<strong>1933</strong>handfeste SA-Männer einhergehen und allen Passanten rechts und linkshinter das Ohr hauen, wenn sie nicht bereits drei Schritte im Voraus derSturmfahne den Gruß entbieten. Ähnlich verfahren diese Sturmleute aufsämtlichen anderen Gebieten. Ganz so spontan, wenn auch selbstverständlichfreiwillig, pflegt schließlich kein Vereins<strong>vor</strong>sitzender zu liquidieren.“14Dr. Schmidt, der berufsbedingt häufig im Ausland weilt, stellt dort fest,dass die Gleichschaltung in Deutschland und die dabei angewandtenMethoden „die Welt sehr beunruhigt“ 15 haben. Er denkt an die Worte,die Jules Sauerwein vom Pariser Matin schon drei <strong>Jahr</strong>e zu<strong>vor</strong> unterdem Eindruck der Aufmärsche der Nazis von sich gegeben <strong>hat</strong>te: „Wennbei Ihnen die Nationalsozial<strong>ist</strong>en an die Macht kommen sollten, danngibt es danach bestimmt Krieg.“ 16 Später schreibt er: „Wir konnten aufGrund unseres besseren Überblicks über die Verhältnisse außerhalb derReichsgrenzen nur allzu gut Befürchtungen verstehen, wie sie Sauerweinausgesprochen <strong>hat</strong>te. Einige Pessim<strong>ist</strong>en unter uns standen auf genaudemselben Standpunkt wie dieser Franzose und sollten ja auch leideruns jüngeren Optim<strong>ist</strong>en gegenüber, die wir mehr hofften als glaubten,»es werde alles nicht so schlimm werden«, Recht behalten.“ 17 <strong>Das</strong> wirdvon Franz Josef Strauß in München bestätigt. Er lebt seit jenem Orakelseines Vaters vom 31. Januar ebenfalls „in der Hoffnung, dass kein Kriegkommt, und in der Furcht, dass er kommt“ 18 . Paul Schmidt konstatierteinerseits, dass die Amtseinführung Hitlers einen Schock in Frankreichauslöste, und andererseits: „Ebenso einleuchtend aber war es für alleUn<strong>vor</strong>eingenommenen auf der Genfer Konferenz, dass dem deutschenVolk auf die Dauer eine zweitrangige Stellung nicht zugemutet werdenkonnte und ihm letzten Endes nur mit Gewalt, also mit einem <strong>neue</strong>nKriege, hätte aufgezwungen werden können. Besonders die angelsächsischenLänder waren sich als praktische Real<strong>ist</strong>en über diese Sachlageklar geworden. Die Lage auf der Abrüstungskonferenz wurde infolgedieses inneren Widerspruchs immer hoffnungsloser.“ 1914 Gisevius I, S. 128f.15 Schmidt, S. 25516 Ebd., S. 25517 Ebd., S. 25518 Strauß, S. 1319 Schmidt, S. 255f.8
<strong>1933</strong>Die ersten Gehversuche der diplomatischen Equipe des Kanzlers in Genfbleiben dem Dolmetscher in Erinnerung: „Zwar <strong>hat</strong>te Hitler im Reichstagüber die politische Lage und die Abrüstungskonferenz viel beachteteReden gehalten, die wegen ihrer Mäßigung damals besonders aufseitender Engländer anerkannt wurden, aber grundlegende Weisungen <strong>hat</strong>teer nicht erteilt. Dafür war der später berüchtigte SS-GruppenführerHeydrich als erster Nationalsozial<strong>ist</strong> zusammen mit einem SA- und einemStahlhelm-Führer eines Tages bei der Delegation erschienen. Diedrei sollten als »Sachverständige« für die nationalen Verbände in derKommission für die Landheere auftreten. Dort dolmetschte Jakob, undseinetwegen gab es gleich den ersten Krach mit Heydrich. Er beschwertesich bei Nadolny darüber, dass seine Ausführungen durch einen Judenübersetzt wurden. Auf diese Weise musste ich zu meinem Bedauern wiederzur »Infanterie« zurück, und ausgerechnet Heydrich wurde meinerster nationalsozial<strong>ist</strong>ischer »Kunde«. Er war schon damals eine nichtgerade Sympathie erregende Erscheinung mit seinem kleinen Kopf aufdem großen langen Körper und dem hämischen Lächeln, das seine Lippenbei fast allem, was er sagte, umspielte.“ 20In der Luftkommission fordert Berlins Vertreter, der Min<strong>ist</strong>erialdirektorBrandenburg, die Abschaffung der militärischen Luftfahrt, speziell derBombenflugzeuge. Er <strong>ist</strong> der Chef der Zivilluftfahrtabteilung des Reichsverkehrsmin<strong>ist</strong>eriums.Dagegen wird von englischer Seite eingewendet,man brauche die Bomber zu Polizeizwecken in Übersee. 21 Paul-Boncourerklärt für Paris, man sei „bereit, der Abschaffung der Luftbombardementszuzustimmen.“ 22 Zu einem völligen Verbot aller Luftwaffen jedochkönnen sich die Franzosen aber ebenfalls nicht durchringen. Siefordern dafür die Internationalisierung und strenge Überwachung derZivilluftfahrt, „damit diese nicht zu einer unerhörten Bedrohung werde“.Damit kommen die Franzosen auf eine Sachverständigenfrage aus demVorjahr zurück, die lautete: „Kann man auch aus VerkehrsflugzeugenBomben herauswerfen?“ Die älteren Teilnehmer, die den Weltkriegnoch erlebt haben, mögen, wie Herr Brandenburg, nicht über Aufrüstungsprechen. Die jüngeren jedoch meinen, wenn die Militärluftfahrtnicht vollständig abgeschafft werde, dann müsste sich natürlich auch20 Schmidt, S. 261f.21 Ebd., S. 25922 Ebd., S. 2609
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