<strong>1933</strong>der <strong>neue</strong> Kanzler in Berlin hoffentlich etwas gegen den Diktator in derSowjetunion ausrichten kann. Sie <strong>hat</strong> Angst, dass Stalin über kurz oderlang die baltischen Staaten wieder in den russischen Staat zurückholt. 66Am 20. März hört Paul im Radio, dass der Münchener Polizeipräsident,kommissarisch eingesetzt <strong>vor</strong>erst, Heinrich Himmler die Errichtung voneinem Konzentrationslager in der Nähe der Stadt Dachau bekannt gegeben<strong>hat</strong>. <strong>Das</strong> Wort <strong>ist</strong> Lagern entlehnt, die es Anfang des <strong>Jahr</strong>hundertsschon im Süden Afrikas gab und die vom Britischen und vom DeutschenReich in ihren dortigen Kolonien betrieben wurden. Die ersten Lager inMitteleuropa, in denen die Republik Polen zehntausende Deutsche gefangenhielt, gab es schon in den zwanziger <strong>Jahr</strong>en in Szczypiorno, BrestLitowsk und Bereza Kartuska. 67 <strong>Das</strong> <strong>ist</strong> von Tilsit bis Aachen bekannt.Am 21. März liest Franz in den Münchener Neuesten Nachrichten: „AmMittwoch wird in der Nähe von Dachau das erste Konzentrationslagereröffnet. <strong>Es</strong> <strong>hat</strong> ein Fassungsvermögen von 5000 Menschen. Hier werdendie gesamten kommun<strong>ist</strong>ischen und – soweit notwendig – Reichsbanner,und marx<strong>ist</strong>ischen Funktionäre, die die Sicherheit Deutschlandsgefährden, zusammengezogen, da es auf die Dauer nicht möglich <strong>ist</strong>,wenn der Staatsapparat nicht so sehr belastet werden soll, die einzelnenkommun<strong>ist</strong>ischen Funktionäre in den Gerichtsgefängnissen zu lassen,während es andererseits nicht angängig <strong>ist</strong>, diese Funktionäre wieder indie Freiheit zu lassen. Bei einzelnen Versuchen, die gemacht wurden,war der Erfolg der, dass sie weiter hetzen und zu organisieren versuchen.“Reichsbanner waren die von den Sozialdemokraten organisiertenbewaffneten Kräfte zum Schutz der Republik. „Weiter versicherte PolizeipräsidentHimmler, dass die Schutzhaft in den einzelnen Fällen nichtlänger aufrechterhalten werde, als notwendig sei. <strong>Es</strong> sei aber selbstverständlich,dass das Material, das in ungeahnter Menge beschlagnahmtwurde, zur Sichtung längere Zeit benötigt. Die Polizei werde dabei nuraufgehalten, wenn dauernd angefragt werde, wann dieser oder jenerSchutzhäftling freigelassen werde. Wie unrichtig die vielfach verbreitetenGerüchte über die Behandlung von Schutzhäftlingen seien, gehe darausher<strong>vor</strong>, dass einigen Schutzhäftlingen, die es wünschten, wie z. B.66 Aus dem Privatarchiv des Autoren .67 Internetquellen 9-1224
<strong>1933</strong>Dr. Gerlich und Freiherrn v. Aretin, priesterlicher Zuspruch genehmigtworden sei.“ 68<strong>Es</strong> dauert gar nicht so lange, bis auf den Straßen Sprüche dieser Machartkursieren: <strong>Das</strong> Propagandamin<strong>ist</strong>erium <strong>hat</strong> die Zeitungen aufgefordert,für die Eintopf-Sonntage geeignete Kochrezepte zu veröffentlichen. Alswichtigstes Gericht soll empfohlen werden: gedämpfte Zunge. 69 Oder so:„Wenn jetzt <strong>neue</strong> Konzentrationslager eingerichtet werden, soll das aufBerggipfeln geschehen.“ – „Warum denn?“ – „Man erwartet, dass dieHäftlinge dort schneller braun werden.“ 70 Andere geben diesen Hinweisweiter: „Alter schützt <strong>vor</strong> Schutzhaft nicht.“ 71Der 49-jährige Reichstagsabgeordnete Theodor Heuss* wird sich spätererinnern, wie der staatliche Terror plättete: „Mein Vater <strong>hat</strong> mir eine Erziehungbürgerlicher Anständigkeit gegeben, in der das Verbrechen alsaktuelle Form des öffentlichen Lebens nicht <strong>vor</strong>kam. Unsere Phantasie,auch wenn wir einige Übersicht über Greuel als h<strong>ist</strong>orische Geschehenbesaßen, reichte nicht so weit, das Verbrechen als institutionelle Formstaatlichen Wirkens einzusetzen.“ 72 So bleibt bei vielen Leuten lange dieVorstellung erhalten, es handele sich um Arbeitslager für Querulanten,zumal Hitler sogar der ausländischen Presse Lager <strong>vor</strong>führen lässt. Aberzurück in das Obdachlosenheim der SA in Oranienburg bei Berlin. Hörtman dort von der Ankündigung des Münchener Polizeipräsidenten undtreibt die Aufräumaktion auch in Brandenburg <strong>vor</strong>an? Oder geht die SA-Standarte 208 auf eigene Faust los und nimmt vierzig Kommun<strong>ist</strong>en ausden Gemeinden in der Umgebung der Stadt mit in ihr Heim? Die vierzigMänner werden die ersten Gefangenen auf dem Brauereigelände. 73 „Deruralte und ewig <strong>neue</strong> Reiz, der von dem Besitz der Macht ausgeht, zeigteinmal mehr seine Wirkung. Hat man nicht soeben die SA programmgemäß,wenn auch unbedacht, zur Hilfspolizei gemacht? Nun, dann willsie auch wirklich Polizei spielen. Zwar mag sich Göring diese Maßnahmeso denken, dass auf zwei schwer bewaffnete Polizeiwachtme<strong>ist</strong>er je ein68 Münchener Neueste Nachrichten, 21. März <strong>1933</strong>69 Hirche, S. 8470 Ebd., S. 11471 Ebd., S. 11472 Schultze-Rhonhof, S. 31073 Internetquelle 425
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