<strong>1933</strong>Nachfolgender Text vom stellvertretenden Vorsitzenden der DeutschenGesellschaft für Psychologie Prof. Dr. Walther Poppelreuther mag hiereinerseits für die Sprache dieser Tage stehen und andererseits auch fürden Versuch eines Autoren, hinter das Geheimnis von Hitlers Erfolg beiden Massen zu kommen: „Überall zeigt sich Hitler als der biologisch eingestelltePsychologe. <strong>Das</strong> heißt, er klebt nicht an dem bewussten Seelenlebeneinen einzelnen Menschen, sondern er sieht das Seelenleben desEinzelnen im großen Zusammenhang des Lebens, welches letzten Endesalles Organische umfasst. So <strong>ist</strong> er bei aller Idealhaftigkeit – man könntefast sagen, trotz aller Idealhaftigkeit – insofern auch ein Naturwissenschaftler,der die Dinge des Lebens <strong>vor</strong> allem als von unabänderlichenNaturgesetzen gesteuert ansieht. Hitler fand beide Theorien <strong>vor</strong>: einerseitsder Kampf zwischen den Lebewesen <strong>ist</strong> der »Vater aller Dinge«,andererseits gegenseitiges Dulden, Nichtbekämpfen, Toleranz, gegenseitigesFördern (idealhafter Pazifismus) <strong>ist</strong> das Ziel. Hier unterscheidet erwissenschaftlich richtig: das eine stimmt und das andere auch; das Problemliegt nur darin, festzulegen, wo und wie stimmt das eine, wo undwie das andere? Hitler findet die »richtige Mitte« der antiken Philosophen,indem er eben ganz einfach »das Volk«, d. h. den Volksstaat <strong>vor</strong>rangiert.Denn stellt man das Volksganze <strong>vor</strong>an, so löst sich das Problemharmonisch! Kampf gegenüber allem, was das Volksganze bedroht, Friedeaber in allem, was für das Volksganze <strong>ist</strong>! Die echte WissenschaftlichkeitHitlers erwe<strong>ist</strong> sich schon an der Wurzel seiner Massenpsychologie,in seiner wertenden Stellungnahme zur Masse. In der Fachwissenschaftgeht es hin und her mit der Frage: Ist die Masse minderwertig, dumm,ego<strong>ist</strong>isch, material<strong>ist</strong>isch, profitlich usw. – oder aber <strong>ist</strong> sie hochwertig,klug, aufopferungsfähig, altru<strong>ist</strong>isch, idealhaft usw.? Hitler fand auchhier die richtige Antwort auf diese Problematik: Die Masse <strong>ist</strong> einerseitsgut, hochwertig, klug usw., andererseits aber auch minderwertig, dummusw. Für das politische Wirken handele es sich aber darum, richtig zuerkennen: wo und wie <strong>ist</strong> die Masse gut, hochwertig usw., wo und wie <strong>ist</strong>sie minderwertig, dumm usw.? Eine schematische Wertung sei unsinnig.“201 Soweit Professor Poppelreuther. Um nun so viele Leute wie nurmöglich hinter sich zu bekommen, muss jemand richtig einschätzen, wiedie Mehrheit der Bevölkerung eine aktuelle Lage vermutlich sieht sowierichtig beurteilen, welche Reaktion darauf spontan erwartet wird.201Poliakov und Wulf, S. 39976
<strong>1933</strong>Der Diplomat Kordt verwe<strong>ist</strong> darauf, dass das Ausscheiden des ReichsLondon ebenfalls zum Grübeln bringt: „<strong>Das</strong>s der britischen Regierungangesichts dieser für sie unerwarteten Reaktion Hitlers nachträglichdoch Bedenken hinsichtlich der Richtigkeit ihrer Politik kamen, gehtdeutlich aus der Unterhausrede Sir John Simons vom 7. November <strong>1933</strong>her<strong>vor</strong>, in welcher der britische Außenmin<strong>ist</strong>er das Bestreben, auch weiterhineine Versöhnung zwischen Paris und Berlin zu suchen, zum Ausdruckbrachte.“ 202Am 12. November wird der Reichstag neu gewählt. Da sollen die Bürgernur noch die aufgestellten Kandidaten der NSDAP bestätigen. Zugleichwird eine Volksabstimmung über Hitlers Außenpolitik durchgeführt. Inerster Linie geht es um die Bestätigung des Austritts aus dem Völkerbund.Die Wahlbeteiligung soll bei 96,3 Prozent liegen. Nur 4,8 Prozentseien gegen die <strong>neue</strong> Außenpolitik. Wer es glaubt, wird selig, und wer esnicht glaubt muss dran glauben. In der fernen Zukunft wird sich zeigenlassen, dass das die erste Wahl der <strong>neue</strong>n Zeit <strong>ist</strong>, an deren Ergebnis imNachhinein gearbeitet wird. 203In Warschau gewinnt man den Nicht-Preußen weiterhin positive Seitenab; man betrachtet sie als „unbelastet vom traditionellen antipolnischenKomplex“ 204 . Am 15. November lässt Marschall Piłsudski den Botschafterin Berlin Józef Lipski bei der Reichsregierung anfragen, ob sie eineMöglichkeit sieht, Polen nach dem Austritt des Reiches aus dem Völkerbundeine Rückversicherung für die eigene Sicherheit zu geben. 205 Hitlerbietet Józef Piłsudski „einen Freundschafts- und Nichtangriffsvertragan. Am 24. November legt der deutsche Botschafter von Moltke den Vertragsentwurfdazu im polnischen Außenmin<strong>ist</strong>erium <strong>vor</strong>. Dann herrschtfür sechs <strong>Wochen</strong> Funkstille zwischen Warschau und Berlin. Piłsudskiversucht in dieser Zeit ein drittes Mal, Paris zu animieren, einer zukünftigenWiederaufrüstung Deutschlands durch einen Präventivkrieg zu<strong>vor</strong>zukommen.Als Frankreich ihm erneut die kalte Schulter zeigt, entschließtsich der polnische Staatschef, seine Außenpolitik zu ändern.“ 206202 Kordt, S. 59203 Der Spiegel, 48/1949, S. 7f.204 <strong>Das</strong> Dritte Reich I, S. 265205 Schultze-Rhonhof; S. 406206 Schultze-Rhonhof, S. 40677
- Seite 1 und 2:
1933Das neue Jahr hat vor wenigen W
- Seite 3 und 4:
1933und siegestrunken stürmt er au
- Seite 5 und 6:
1933Weil am 30. Januar Hitler jetzt
- Seite 7 und 8:
1933der Gleichberechtigung des Reic
- Seite 9 und 10:
1933Die ersten Gehversuche der dipl
- Seite 11 und 12:
1933erste Mal auf Übersetzungsschw
- Seite 13 und 14:
1933Gefreite, wie der Reichspräsid
- Seite 15 und 16:
1933wehr identischer mit den Aufgab
- Seite 17 und 18:
1933mann Hans Speidel*, 35, der im
- Seite 19 und 20:
1933gut, dass er heute Abend gleich
- Seite 21 und 22:
1933tung der Bestimmungen von Versa
- Seite 23 und 24:
1933wie viele zu Hause sind oder be
- Seite 25 und 26: 1933Dr. Gerlich und Freiherrn v. Ar
- Seite 27 und 28: 1933vorgesehen, eine gerichtliche V
- Seite 29 und 30: 1933deutung 83 . Der Verfassungsrec
- Seite 31 und 32: 1933einem Paar war seit Augustin Do
- Seite 33 und 34: 1933in eine Zeitung reinkommt. Es i
- Seite 35 und 36: 1933sein, solange ihm nicht ein gle
- Seite 37 und 38: 1933ten einsperrten, habe ich gesch
- Seite 39 und 40: 1933der nächsten Straßenecke halt
- Seite 41 und 42: 1933Wenn Deutschland im revolution
- Seite 43 und 44: 1933die Gelegenheit für seinen eig
- Seite 45 und 46: 1933immer noch die schönste Freude
- Seite 47 und 48: 1933Uns’re Frauen gern mithalten,
- Seite 49 und 50: 1933wird euch nicht überwintern la
- Seite 51 und 52: 1933Untergliederungen beizutreten,
- Seite 53 und 54: 1933Höhen emporklettern, mit aller
- Seite 55 und 56: 1933nicht jeder einmal mit seiner P
- Seite 57 und 58: 1933Juli 1933 sein juristisches Ass
- Seite 59 und 60: 1933Ministers, des Reichsbankpräsi
- Seite 61 und 62: 1933und zu Moskau unterkühlt. Im S
- Seite 63 und 64: 1933land wieder in eine fast völli
- Seite 65 und 66: 1933Tage in vielen Auslandszeitunge
- Seite 67 und 68: 1933Als peinlich empfindet der Beru
- Seite 69 und 70: 1933Der Uniformenfimmel des dicken
- Seite 71 und 72: 1933dem Leben trachtet, soll hinger
- Seite 73 und 74: 1933ist gut.“ 193 Berichten Deuts
- Seite 75: 1933können, ist bald peinlich ber
- Seite 79 und 80: 1933hohe Regierungsstellen durch fa
- Seite 81 und 82: 1933überführten Holländer für e
- Seite 83: 1933bürger sich im ersten Revoluti