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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>Tage in vielen Auslandszeitungen in großer Aufmachung“ 167 erscheinen,dass jedoch der nächste Satz, den er in dieser Angelegenheit sagt, „überalletwas verschämt weggelassen“ wird. Darin formuliert der Me<strong>ist</strong>er derAufklärung: „Unverständlich aber scheint es uns, dass sich das Auslandweigert, den von Deutschland abwandernden jüdischen Überschuss aufzunehmen.“168Dr. Schmidt steht neben dem Herrn Min<strong>ist</strong>er, übersetzt und beobachtetdie Zuhörerschaft in der feinen Halle. Goebbels redet und Schmidt übersetztnoch eine ganze Weile weiter. Wie der Kanzler spricht der Min<strong>ist</strong>ervon der Sehnsucht des deutschen Volkes nach Frieden. Wohl oder übelräumt der Dolmetscher ein, dass die Art und Weise, wie der Min<strong>ist</strong>er Dr.Goebbels formuliert, eben wie er sich gibt an diesem Nachmittag hier inGenf, die Vertreter der Presse aus aller Welt trotz aller Vorbehalte gegendas Regime, das er vertritt, sehr beeindruckt. „Genau so wie die Politikerwaren auch sie wohl überrascht, dass der maßlose Demagoge, als den sieGoebbels aus seinen Äußerungen kannten, nun in einer so zivilisiertenund verbindlichen Gestalt <strong>vor</strong> ihnen stand.“ 169 Dr. Schmidt fällt auf, dasssich speziell die Journal<strong>ist</strong>innen herandrängen. Ein Sicherheitsbeamtersagt danach zu ihm: „Mir war oft nicht ganz behaglich zumute, wenn ichDamen mit Handtaschen dicht <strong>vor</strong> dem Min<strong>ist</strong>er stehen sah. Man weißnie, was plötzlich aus so einer Tasche herausgezogen wird.“ 170Im Reichsgericht zu Leipzig beginnt unterdessen am 21. September derProzess gegen die Brandstifter vom Berliner Reichstag. Dr. Hans-BerndGisevius nimmt daran als Beobachter teil und berichtet für uns aus demSaale: „Zunächst erwe<strong>ist</strong> sich freilich lange Zeit als die einzige Sensationdieses Leipziger Sensationsprozesses, dass er überhaupt keine Sensationbringt. So etwas <strong>ist</strong> nach großspurigen Ankündigungen immer peinlich.Diesmal wirkt es besonders übel. Denn alles verzeihen die Neugierigender Welt, nur nicht, dass man die von ihnen erwarteten Enthüllungennicht bietet. Wohl sitzen die Zuschauer gespannt auf ihren Plätzen, unddie aus aller Welt zusammengeströmten Presseleute harren unentwegtder Dinge, die da kommen sollen. Allein, es gibt weder Zwischenfälle167 Ebd., S. 280168 Ebd., S. 280169 Schmidt, S. 280170 Ebd., S. 28065

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