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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>Der Uniformenfimmel des dicken Hermann <strong>ist</strong> eines der Dauerthemen.<strong>Es</strong> dauert gar nicht lange, da <strong>hat</strong> der Volksmund schon diesen Spruchausgeheckt: Hermann bestellt eine <strong>neue</strong> Uniform. „Aber diesmal ganzschlicht. Oben nur ein schmaler Kragen mit drei silbernen Streifen. Undalles Übrige dann ganz einfach in Gold.“ 180Als Dimitroff sprechen darf, kommt er der Lösung noch ein gutes Stücknäher: „Ich frage, was <strong>hat</strong> der Herr Innenmin<strong>ist</strong>er am 28. Februar undin den nächsten Tagen getan, damit durch die polizeiliche Untersuchungder Weg Lubbes von Berlin nach Henningsdorf, sein Aufenthalt im dortigenAsyl, seine Bekanntschaft mit zwei anderen Leuten dort festgestelltund so die Komplizen ausfindig gemacht werden konnten?“ 181 <strong>Das</strong> warenwohl zwei Nazis, denen van der Lubbe von den Zündelabsichten erzählteund die ihn in den nächsten Tagen nicht aus den Augen ließen. Wie warwohl auch die Abstimmung für die gleichzeitige Aktion der SA zustandegekommen. Jedenfalls fiel dem Herrn Min<strong>ist</strong>er auf Dimitroffs Frage nurein Psalm ein, der im Licht der vermutlichen Täterschaft schon wiedereine interessante Note erhält: „Ich selbst bin nicht Kriminalbeamter,sondern verantwortlicher Min<strong>ist</strong>er. Für mich war es deshalb nicht sowichtig, den einzelnen kleinen Strolch festzustellen, sondern die Partei,die verbrecherische Weltanschauung, die dafür verantwortlich war.“ 182„Die endlose Zeugenvernehmung klärt nichts auf, eigentlich macht sieden Kriminalfall von Tag zu Tag verworrener. Übergehen wir die berufsmäßigenLügner, ich meine die SS-Gruppenführer und <strong>neue</strong>n Polizeipräsidenten,dann <strong>ist</strong> das Merkwürdige, dass man keineswegs von lautergedungenen Zeugen reden kann. Dazu sind ihre Aussagen viel zu auseinanderliegendund ungekünstelt. Diese Leute sind me<strong>ist</strong>ens echt. Siesind typische Zeugen, wie man sie allenthalben finden kann. Keiner vondiesen Angestellten, Ehefrauen, Kellnern, Kneipwirten, Chauffeurenund Fahrstuhlführern wird ohne Weiteres seine Hand zum Meineid erheben.Sie bilden sich fest ein, mit ihren eigenen Augen gesehen zu haben,was sie jetzt so weitschweifig bezeugen. Sie wollen nicht der Verschleierungdienen, sie wollen aufklären. Sie wollen die Schuldigen dergerechten Strafe zuführen – aber gerade dadurch verwirren sie und hel-180 Hirche, S. 80181 Gisevius I, S. 43182 Gisevius I, S. 4469

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