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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>und zu Moskau unterkühlt. Im Sommer des <strong>Jahr</strong>es gewinnt WarschauBerlin positive Seiten ab. Mit dem dortigen Machtwechsel sind die entscheidendenMänner in der politischen Führung endlich keine Preußenmehr. Hermann Göring zum Beispiel <strong>ist</strong> ein gemütlicher Bayer, JosephGoebbels ein fröhlicher Rheinländer und der <strong>neue</strong> Kanzler <strong>ist</strong> sogar einÖsterreicher. 157 Wien <strong>hat</strong>te sich bei den Polen längst nicht so unbeliebtgemacht wie Berlin; dort <strong>hat</strong>ten sie allerdings auch seit <strong>Jahr</strong>hundertenErfahrung bei der Verwaltung eines Vielvölkerreiches.Paule <strong>ist</strong> von der Aufnahme des Reiches in den Kreis der großen Länderbege<strong>ist</strong>ert und seine Freunde sind es ebenfalls. So wird das später imGeschichtsbuch stehen. Oder auch nicht. Was den siebzehnjährigen PaulConradi aus dem thüringischen Oberweißbach mit dem fünfundachtzigjährigenPaul von Hindenburg aus der Stadt Posen in dieser Sache verbindet,<strong>ist</strong> der Wunsch, dass ihr Deutschland wieder die geachtete Großmachtwird, auf die sie stolz sein können wie die Briten auf ihr Land. InFrankreich gehen aber viele Leute gegen den Viererpakt auf die Straßen.Paul und seine Freunde sind schrecklich enttäuscht. Sie fragen sich, obdie Franzosen etwa nochmal einen Krieg in Europa wollen. Wegen derAblehnung in der Bevölkerung traut sich die Pariser Regierung daraufhinnicht mehr, den Vertrag mit London, Rom und Berlin zur Ratifizierungin die Französische Nationalversammlung zu bringen. So bleibt dasUnterfangen auf halber Strecke liegen und das Deutsche Reich <strong>ist</strong> baldwieder da, wo es 1919 einmal <strong>angefangen</strong> <strong>hat</strong>te. <strong>Es</strong> dauert gar nicht sehrlange, da <strong>hat</strong> der Volksmund den Pakt, den es nun doch nicht geben soll,aufgegriffen: Zwei Sachsen gehen über den KuDamm. Die Zeitungsverkäuferrufen die Gazetten aus: „Der Viererpakt! Der Viererpakt!“ Dereine Sachse <strong>ist</strong> ganz erstaunt: „Was? Der Fiehrer packt . . . ? Schon?“ 158Krieg und Frieden und beide eigentlich in der umgekehrten Reihenfolgegehören zum Ressort jedes höheren Offiziers. Er wiederum unterliegt indieser Frage den Entscheidungen der großen Politik. So <strong>ist</strong> interessant,wie sich die Tagespolitik des <strong>Jahr</strong>es <strong>1933</strong> auf den Alltag eines höherenSoldaten auswirkt, der zu politischer Zurückhaltung aufgerufen <strong>ist</strong>. Der35-jährige Hauptmann Hans Speidel, der <strong>vor</strong> acht <strong>Jahr</strong>en seinen Doktorin Tübingen mit magna cum laude, mit großem Lob abgeschlossen <strong>hat</strong>,157 Wojciechowski, S. 265158 Hirche, S. 9561

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