<strong>1933</strong>Uniformierten von ihrem Tun ab? Steht es an den Veranstaltungsortennicht hundert zu null? Warum protestiert niemand? Heinrich Heine <strong>ist</strong>zum Protest nicht mehr in der Lage. Er <strong>ist</strong> nun bereits geraume Zeit tot.Doch Theodor Heuss <strong>ist</strong> quicklebendig. Hat er sich zwischen das Feuerund die Muskelmänner gestellt? Kann man also formulieren, dass dieseAktion von den Autoren und Leseratten in Deutschland begrüßt wurde?Doch etwas kann man sagen: dass diese wüste Szene, die sich in vielenUniversitätsstädten abspielt, ohne Zweifel beiträgt zur Meinungsbildungin der Bevölkerung, so oder so. Manch einer kauft sich zum Beispiel die<strong>neue</strong> Platte von Weiß-Ferdl. 128 Hören wir ein bisschen hinein.Früher gab’s so viel Parteien, deshalb auch viel Reibereienbis dann kam ein Ingenieur, und sprach: nein, so geht’s nicht mehr.Weg mit diesen Wechselströmen, woll’n wir lieber Gleichstrom nehmen.Er <strong>hat</strong> aus- und umgeschaltet: gleichgeschaltet, gleichgeschaltet.Hat man Zeitungen gelesen, früher <strong>ist</strong> man blöd gewesen.Die schrieb: Bravo! Richtig! Heil!Die and’re: Pfui – grad ’s Gegenteil!Doch das Geld kannst dir jetzt sparen. Liest du eine, b<strong>ist</strong> im Klaren:Gleichlautend sind all’ gestaltet, Gleichgeschaltet, gleichgeschaltet.Arbeitsdienst wurd’ eingeführet, mancher freudig mitmarschieret,endlich schaffen, Gott sei Dank, And’re aber macht das bang. Stattbeim Fünf-Uhr-Tee beim Schwofen soll er jetzt im Gleichschritt loofen,handgepflegt den Spaten halten. Gleichgeschaltet, gleichgeschaltet.Man hört nicht mehr Saxophone, tanzt nicht Rumba, Tscharlestone,Fort mit Jazz und Niggertanz, sind nicht mehr meschugge ganz.Alte Weisen hört man wieder, stramme Märsche, deutsche Lieder,die man gern im Ohr behaltet, gleichgeschaltet, gleichgeschaltet.Bei den Abrüstungskonf’renzen, die Franzosen immer penzen,Deutschland, ach, bedroht uns sehr, doch die Welt glaubt’s längst nichtmehr. Unser Kanzler sprach es offen: Friede <strong>hat</strong> nur der zu hoffen,der abrüstet. Da Wort haltet! Gleichgeschaltet, gleichgeschaltet.128 Von der Schelleck-Platte „Gleichgeschaltet“46
<strong>1933</strong>Uns’re Frauen gern mithalten, ganz bege<strong>ist</strong>ert sie gleichschalten,Geht der Mann am Abend aus, macht sie’s auch, bleibt nicht zu Haus.Kriegt die Nachb’rin Hut und Kleider, rennt sie auch sofort zumSchneider. Glaubst, dass die das Alt’ behaltet?Oh, gleichgeschaltet, gleichgeschaltet.Will der Mann e’ Freundin halten und nich treu blei’m seiner Alten,geht im Saft die deutsche Frau, droht dem Gatten mit Dacháu.Zwanzig <strong>Jahr</strong>’ hast du verdrossen, meine Reize du genossen?Dabei bleibt’s, du bis auch veraltet. Gleichgeschaltet, gleichgeschaltet.Ganz vereint sind Bayern-Preißen, nicht mehr ausanand zu reißen.Statt, dass in die Berg’ wir ziehen mach mer Weekend in Berlin,nun im Lunapark dort droben, die Preußen lernen dafür jodeln.Mensch, wie det zusammenhaltet, Gleichjeschaltet, gleichjeschaltet.Wenn wir fest zusammen stehen, muss’s doch wieder aufwärts gehen!Baue Arbeitsmann und Knecht, alle Bürger gleiches Recht!Für das Land, das wir gestritten, und viel <strong>Jahr</strong>e Not gelitten,woll’n wir leben ungespaltet, gleichgeschaltet, gleichgeschaltet.Auch im Ausland tragen die Veränderungen der letzten Monate auf derpolitischen Bühne in Deutschland zu einem Meinungswandel bei. Wennder sowjetische Botschafter in Berlin nach dem Frühstück die Zeitungenliest, wird jetzt noch öfter vom nötigen Kampf gegen den Bolschewismusgeschrieben. Darüber macht er sich so seine Gedanken. Im Moment <strong>ist</strong>das für sein Land natürlich keine Gefahr, dafür <strong>ist</strong> die eigene Armee zugroß und die deutsche dagegen verschwindend klein. Aber er macht sicheben seine Gedanken. Moskauer Diplomaten und Politiker <strong>hat</strong>ten schonseit <strong>Jahr</strong>en da<strong>vor</strong> gewarnt, die Reichswehr zu sehr zu unterstützen. DieMilitärs <strong>hat</strong>ten sich aber immer durchgesetzt. Im Mai <strong>1933</strong> <strong>ist</strong> das Maßvoll, und die Militärs selbst werden losgeschickt, um die Deutschen daswissen zu lassen. Kliment Woroschilow, Alexander Jegorow und MichailTuc<strong>hat</strong>schewski treffen General von Bockelberg und erklären ihm, dassdie Beziehungen zwischen den Streitkräften doch nicht so ganz von der„großen Politik der Regierungen“ 129 abgekoppelt werden können. UnserGeneral kann das schon verstehen, aber übertrieben findet er es doch.129 Falin, S. 3647
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