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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>und siegestrunken stürmt er auf das Volksheer der Zukunft los. Röhm<strong>ist</strong> in diese Idee so verrannt, dass er weder nach rechts noch nach linksschaut. Ihn kümmert es nicht, ob Hitler ihm eine langsamere Marschweiseanrät. Solche »realpolitischen« Redensarten ärgern ihn nur. DieserLandsknechtsführer verfährt lieber nach dem Rezept, seine Gegnereinfach über den Haufen zu rennen.Deshalb hält er auch so große Stücke von dem Terror der SA. Röhm <strong>hat</strong>sich früher nie um die Vorstrafenreg<strong>ist</strong>er seiner SA-Leute gekümmert –übrigens <strong>hat</strong> sein Führer während der Kampfzeit gleichfalls nie danachgefragt. Warum soll er sich daher ausgerechnet jetzt an allen möglichenStraftaten stoßen, die ihm in verschwenderischer Fülle aus dem Reichgemeldet werden? Erst recht lässt ihn kalt, wer alles noch <strong>vor</strong> kurzemKommun<strong>ist</strong> oder sonst was war. Hauptsache <strong>ist</strong>, dass seine Truppe großund schlagkräftig wird. Röhm rechnet einfach und folgerichtig: je eherer sich im ersten Schwung der Machtergreifung einen Weg durch dasundurchdringliche Gestrüpp von Gesetzes<strong>vor</strong>schriften und außenpolitischenBindungen bahnt, desto schneller muss seine Revolutionsarmeezur Wehrmacht der Zukunft werden. Allen Ernstes bildet Röhm sich ein,seine SA werde die Armee schlucken. Anstelle der reaktionären Offizieresieht er bereits die Heines, Karl Ernst, Heydebreck, Hayn als kommandierendeGeneräle. Ganz offen vergibt er die wichtigsten Armeekorps,während diese präsumptiven Generäle unverzüglich die unteren Chargenan ihre nächststehenden Radaubrüder weiter verteilen. <strong>Es</strong> kommt<strong>vor</strong>, dass sich irgendein SA-Standartenführer bei dem 1a eines Korpsfreundschaftlich meldet, um sich im Voraus in seinen künftigen Aufgabenbereicheinarbeiten zu lassen. Ebenso freimütig bespricht Karl Ernstbei der Bierrunde, wie er den Generalstab zusammenzusetzen gedenkt.“ 3Bei den Kommun<strong>ist</strong>en lachen sie sich kaputt über Ernst Röhms SA. InDuisburg sitzt eine Runde von ihnen zusammen und lässt den Wirt eineSchellack-Platte mit Ernst Busch als Sänger auflegen.Der Führer sagt: Jetzt kommt der letzte Winter, oh, jetzt nichtschlappgemacht, Ihr müsst marschier’n! Der Führer fährt <strong>vor</strong>an imZwölfzylinder – Marsch, Marsch, Marsch, Marsch, Ihr dürft die Fühlungnicht verlier’n! <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> ein langer Weg zum Dritten Reiche. Man soll’snicht glauben, wie sich das zieht. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> ein hoher Baum die deutscheEiche, von der aus man den Silberstreifen sieht.3 Hans-Bernd Gisevius, Bis zum bittern Ende I, S. 144f.3

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