<strong>1933</strong>Diesmal wird also Hitler Kanzler. Auch er <strong>ist</strong> gegen Versailles, aber dasokkupierte Land will er den anderen lassen. Adolf Hitler <strong>ist</strong> unser ersterKanzler, der den anderen das Land lassen will. Weil es sonst Krieg gibt,und niemand will wieder Krieg. Auch Vater nicht. Vater war Soldat. Undwas machen diese Kommun<strong>ist</strong>en für einen Wirbel mit ihren Sprüchen!Wer Hitler wählt, wählt den Krieg. Vater weiß, wen er im März bestimmtnicht wählt. Wer <strong>ist</strong> denn bis an seine Zähne bewaffnet? SA, SS oder derRotfrontkämpferbund? Oder wie sieht es aus mit dieser Eisernen Frontder Sozialdemokraten? Im Ausland wussten viele ja gar nicht, wie das inDeutschland alles so war, aber bei einem Prozess 1946 in Nürnberg kamdann nochmal zur Sprache, warum der charmante junge Mann hier sobeliebt gewesen <strong>ist</strong>: „Hitler, dem man alles, aber nicht Unkenntnis derMassenpsychologie <strong>vor</strong>werfen kann, <strong>hat</strong> dementsprechend auch immerwieder – <strong>vor</strong> und nach <strong>1933</strong> betont, dass er Frieden, Frieden und nichtsals Frieden wolle. Er <strong>hat</strong> darauf hingewiesen, dass er die Schrecken desKrieges am eigenen Leibe gespürt habe, dass der Krieg immer eine Gegenauslesezu Lasten der wertvollsten Menschen eines jeden Volkes sei.Nur damit <strong>hat</strong> er immer größere Teile des deutschen Volkes für sich undseine Idee gewonnen. Mit Kriegspropaganda, und wäre sie noch so <strong>vor</strong>sichtiggeführt worden, hätte er das niemals erreicht.“ 2Doch ohne die braunen Kämpfer für Ruhe und Ordnung in diesem Landhätte er das ebenfalls nicht erreicht und sie stehen nun hinter Hitler wieein Mann. Bedrohlich, denn sie fordern die Einlösung ihrer Forderungnach sozialer Gerechtigkeit. Die soll so aussehen, dass er allen reichenKnöpfen ihren Reichtum abnimmt und an die braunen Kämpfer verteilt.Gerecht. Der Führer der SA heißt Ernst Röhm. „Während Hitler in derReichskanzlei Halt macht, marschiert Röhm weiter. Der Reichskanzlermuss hinfort Schwierigkeiten erwägen, die sich nicht von heute auf morgenüberwinden lassen. Er muss nach den verschiedensten Seiten hinObacht geben. Röhm dagegen fühlt sich frei von solchen staatspolitischenRücksichten. Er meint, man müsse sofort aufs Ganze gehen. Unddeshalb gestattet er seinen <strong>vor</strong>dringenden Kolonnen weder Rast nochRuh. Im Sturmschritt führt er sie in die Totalität, mit noch hastigeremTempo in die Revolution hinein. Kein Erfolg kommt ihm schnell genug;keine Vermehrung seiner SA scheint ihm ausreichend genug. Fanatisch1. Oktober 1946, Teil II, S. 5252 Der Nürnberger Prozess I, S. 6342
<strong>1933</strong>und siegestrunken stürmt er auf das Volksheer der Zukunft los. Röhm<strong>ist</strong> in diese Idee so verrannt, dass er weder nach rechts noch nach linksschaut. Ihn kümmert es nicht, ob Hitler ihm eine langsamere Marschweiseanrät. Solche »realpolitischen« Redensarten ärgern ihn nur. DieserLandsknechtsführer verfährt lieber nach dem Rezept, seine Gegnereinfach über den Haufen zu rennen.Deshalb hält er auch so große Stücke von dem Terror der SA. Röhm <strong>hat</strong>sich früher nie um die Vorstrafenreg<strong>ist</strong>er seiner SA-Leute gekümmert –übrigens <strong>hat</strong> sein Führer während der Kampfzeit gleichfalls nie danachgefragt. Warum soll er sich daher ausgerechnet jetzt an allen möglichenStraftaten stoßen, die ihm in verschwenderischer Fülle aus dem Reichgemeldet werden? Erst recht lässt ihn kalt, wer alles noch <strong>vor</strong> kurzemKommun<strong>ist</strong> oder sonst was war. Hauptsache <strong>ist</strong>, dass seine Truppe großund schlagkräftig wird. Röhm rechnet einfach und folgerichtig: je eherer sich im ersten Schwung der Machtergreifung einen Weg durch dasundurchdringliche Gestrüpp von Gesetzes<strong>vor</strong>schriften und außenpolitischenBindungen bahnt, desto schneller muss seine Revolutionsarmeezur Wehrmacht der Zukunft werden. Allen Ernstes bildet Röhm sich ein,seine SA werde die Armee schlucken. Anstelle der reaktionären Offizieresieht er bereits die Heines, Karl Ernst, Heydebreck, Hayn als kommandierendeGeneräle. Ganz offen vergibt er die wichtigsten Armeekorps,während diese präsumptiven Generäle unverzüglich die unteren Chargenan ihre nächststehenden Radaubrüder weiter verteilen. <strong>Es</strong> kommt<strong>vor</strong>, dass sich irgendein SA-Standartenführer bei dem 1a eines Korpsfreundschaftlich meldet, um sich im Voraus in seinen künftigen Aufgabenbereicheinarbeiten zu lassen. Ebenso freimütig bespricht Karl Ernstbei der Bierrunde, wie er den Generalstab zusammenzusetzen gedenkt.“ 3Bei den Kommun<strong>ist</strong>en lachen sie sich kaputt über Ernst Röhms SA. InDuisburg sitzt eine Runde von ihnen zusammen und lässt den Wirt eineSchellack-Platte mit Ernst Busch als Sänger auflegen.Der Führer sagt: Jetzt kommt der letzte Winter, oh, jetzt nichtschlappgemacht, Ihr müsst marschier’n! Der Führer fährt <strong>vor</strong>an imZwölfzylinder – Marsch, Marsch, Marsch, Marsch, Ihr dürft die Fühlungnicht verlier’n! <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> ein langer Weg zum Dritten Reiche. Man soll’snicht glauben, wie sich das zieht. <strong>Es</strong> <strong>ist</strong> ein hoher Baum die deutscheEiche, von der aus man den Silberstreifen sieht.3 Hans-Bernd Gisevius, Bis zum bittern Ende I, S. 144f.3
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