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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>können, <strong>ist</strong> bald peinlich berührt ob ihres Fehlgriffs und versucht mitmagischen Worten im Nebel zu belassen, was sie angerichtet <strong>hat</strong>, dennniemand will es dann gewesen sein, der den Ge<strong>ist</strong> aus der Flasche geholt<strong>hat</strong>te. Für dieses Phänomen findet Erich Kordt jedoch passende Worte:„<strong>Es</strong> <strong>hat</strong> in Deutschland Leute gegeben, die glaubten, Hitler beherrschenzu können: die bayrischen National<strong>ist</strong>en, die preußischen Reaktionäre,die Industriemagnaten, die radikalen Landsknechte, die Armee. Auchim Ausland <strong>ist</strong> häufig die Auffassung vertreten worden, er glaube zuschieben, werde aber selbst geschoben. Wer nur die große Domäne derWillkür sah, die Hitler bewusst seinen Helfershelfern überließ, konntewohl zu einem solchen Schlusse kommen. In Wirklichkeit war er dasWerkzeug von niemandem und herrschte unbestritten auch ohne Sachkenntnis,ja, ohne ein Programm, das außerhalb seiner Person lag. Zudem polnischen Außenmin<strong>ist</strong>er Beck äußerte er einmal, man brauchekein Programm, um die Macht zu behalten, aber man müsse dafür sorgen,stets 30 Prozent der Bevölkerung hinter sich zu bringen. Außerdemsei eine gute Polizei erforderlich.“ 200Stattdessen wird später versucht, die Schuld dem Volk zuzuweisen. Aberdie Wirkung, die Hitler im Inland <strong>hat</strong>, <strong>hat</strong> ebenso wenig mit Hypnose zutun. Nur, wer jeden Tag genug zu essen <strong>hat</strong> und sich nur um die Farbender Strümpfe sorgt, die seine Kinder heute in die Schule für die besserenLeute anziehen sollen, fragt sich, warum sich die Lumpensammler nachdem Weltkrieg kommun<strong>ist</strong>ischen und nationalsozial<strong>ist</strong>ischen und allenmöglichen anderen radikalen Straßenrednern anschließen, die meinen,die Lösung für die allgemeine Misere parat zu haben. <strong>Das</strong> Grundübel <strong>ist</strong>dabei überhaupt nicht die Demokratie nach der Abdankung des Kaisers.<strong>Das</strong> Grundübel der zwanziger <strong>Jahr</strong>e <strong>ist</strong> wohl eher der Egoismus, mit derdie Leute in den verschiedenen Schichten im Lande versuchen, trotz derNiederlage im Weltkrieg so gut wie irgend möglich zu leben. Ein großerTeil der Elite <strong>hat</strong>te eben nicht nach Lösungen für die massenhafte Verelendunggesucht, was sich unter anderem auch in den Wahlergebnissender demokratischen Parteien widergespiegelt <strong>hat</strong>te.Vielleicht <strong>hat</strong> Adolf Hitler wirklich kein Programm, aber er <strong>hat</strong> ein Ziel,und er steuert zumindest in den ersten <strong>Jahr</strong>en nicht darauf zu, er wartetvielmehr Situationen ab, um sich Stück für Stück seinem Ziel zu nähern.200 Kordt, S. 5375

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