<strong>1933</strong>fen sie den wahren Tätern, aus dem Blickfeld zu verschwinden.“ 183 <strong>Das</strong>Gerichtsurteil wird für das <strong>Jahr</strong>esende erwartet.Während Dr. Gisevius auf den Landstraßen zwischen der Reichshauptstadtund der alten Messestadt Leipzig hin- und herfährt, geschieht nocheiniges mehr in Deutschland. So macht der Kanzler am 29. Septemberden feierlichen ersten Spatenstich für ein großangelegtes Infrastrukturprojekt,die Reichsautobahn. 184 An ihren Baustellen werden viele LeuteArbeit finden und bald wird es auch eine Autobahn nach Leipzig geben.Im Dezember des <strong>Jahr</strong>es 1932 war Hauptmann Hans Speidel informiertworden, dass nach einer internationalen Entscheidung die Posten vonMilitärattachés an den Botschaften in den Hauptstädten der Welt wie<strong>vor</strong> dem Krieg wieder eingerichtet werden sollten und er als Gehilfe desMilitärattachés an der deutschen Botschaft in Paris <strong>vor</strong>gesehen war. ImOktober <strong>1933</strong> <strong>ist</strong> es soweit. So lernt Hans Speidel* die Sicht deutscherDiplomaten auf die Wahlsieger vom März dieses <strong>Jahr</strong>es näher kennen:„Mit den höheren Beamten der Botschaft entwickelte sich ein bleibendesFreundschaftsverhältnis. Den ersten Weltkrieg <strong>hat</strong>ten alle als Offizieremitgemacht: An der Spitze der Botschafter, der das Flugzeugführerabzeichenund das Eiserne Kreuz erster Klasse bei allen Einladungen aufdem Frack trug, weiter der kultivierte Botschaftsrat Dr. Dirk Forster, einprofunder Kenner der politischen Materie, der gewandte, über her<strong>vor</strong>ragendeinternationale Beziehungen verfügende Gesandtschaftsrat Dr.Dumont, die Legationssekretäre Freiherr von Maltzan, Freiherr von derHeyden-Rynsch, von Holleben und Peter Pfeiffer, der 1934 aus Moskaukam. Mit Ausnahme des Freiherrn von der Heyden <strong>hat</strong>ten alle der nationalsozial<strong>ist</strong>ischenRegierung gegenüber starke Reserven. Forster undFreiherr von Maltzan mussten später den Dienst quittieren. Dem treuenFreund Voit von Maltzan* blieben wir verbunden.“ 185Die Reichsregierung sorgt sich verstärkt um Leib und Leben der Amtswalterder NSDAP sowie der Angehörigen der SA und der ihr weiterhinunterstellten SS. Am 13. Oktober erlässt sie deshalb ein Gesetz zur Gewährle<strong>ist</strong>ungdes Rechtsfriedens. Wer den besonderen Deutschen nach183 Ebd., S. 40184 <strong>Das</strong> Dritte Reich I, S. 177185 Speidel, S. 5670
<strong>1933</strong>dem Leben trachtet, soll hingerichtet werden. 186 Erlaubt bleibt natürlich,dass die besseren Deutschen wie gehabt den anderen Leuten nach demLeben trachten dürfen. Was kann ein einzelner Mensch gegen Zuständewie diese machen? Wenig. Aber das Wenige, was man machen kann, tutzum Beispiel auch der Landrat von Rendsburg in den Tiefen des Reichesund schreibt eine Denkschrift, in der er das Regime, wie es jetzt <strong>ist</strong>, klarund deutlich kritisiert und ihm von einer religiösen Grundlage aus denKampf ansagt. 187 Der Landrat <strong>hat</strong> wohl auch einen Namen, aber diesenNamen kennen nur die Leute in der Gegend rund um das verschlafeneRendsburg. Er heißt Theodor Steltzer*. Von dieser Denkschrift werdensoundsoviele Abzüge gemacht, die von ihm in seinem Bekanntenkreisverbreitet werden. In eine Zeitung kommt er damit nicht mehr rein.Am 14. Oktober <strong>1933</strong> werden der Reichstag und alle Landtage aufgelöst.„Im Herbst <strong>1933</strong> <strong>hat</strong>te Hitler fast alle Konkurrenten und Widersacherbeseitigt.“ Hören wir weiter die Auswertung von Erich Kordt aus demAuswärtigen Amt: „Die Kommun<strong>ist</strong>en, die Sozialdemokraten, die Regierungender süddeutschen Staaten, die Gewerkschaften, das Zentrum, dieMonarch<strong>ist</strong>en, der Stahlhelm, die Industrieführer – alle waren sie einzeln,me<strong>ist</strong> nach geschickten Täuschungsmanövern, politisch ausgeschaltetworden. Die Konzentrationslager, in die viele der alten und alle<strong>neue</strong>n Opponenten wanderten, sorgten dafür, dass sich keine <strong>neue</strong> legaleOpposition bilden konnte. Die <strong>wenigen</strong> Führer, die sich ins Auslandretteten, wurden dort bis auf verschwindend geringe Ausnahmen widerwilligaufgenommen und konnten den Terror nicht wirksam bekämpfen.Immerhin hätte es wohl mehr spontane Akte des Widerstandes gegendas Regime Hitlers gegeben, wenn nicht ein großer Teil des deutschenVolkes doch noch auf den Reichspräsidenten von Hindenburg und dieReichswehr gesetzt hätte. Unmöglich konnte der Reichspräsident auf dieDauer diesem Treiben zusehen.“ 188 Doch der alte Mann bleibt stumm.Was denen blüht, die spontan den Aufstand proben, kann man gerade inOberbayern sehen. Als die Bergarbeiterstadt Penzberg <strong>1933</strong> und 1934energische Aufstandsbestrebungen gegen die Diktatur zeigt, 189 wird den186 Ecke, S. 25f.187 Rothfels, S. 61f.188 Kordt,S. 34f.189 Steinbach, S. 54571
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