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1933 Das neue Jahr hat vor wenigen Wochen angefangen. Es ist ...

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<strong>1933</strong>überführten Holländer für einen von mehreren Brandstiftern. Indessenvermögen sie über seine Helfershelfer nichts mitzuteilen. Sie bekennenoffen, dass dieses eigentliche Rätsel der Brandnacht auch für sie ungelöstbleibe.“ 219 Der jugendliche Held, der den Reichstag unbedingt alleinangezündet haben wollte, wird wenig später hingerichtet.Urteil hin oder her, im Volk mag man nicht so recht glauben, dass es derHolländer gewesen sein soll. Dort tauchen schnell Sprüche dieser Güteauf: Vater und Sohn sitzen beim <strong>Es</strong>sen. „Papa, wer <strong>hat</strong> den Reichstagangezündet?“ – „Junge, das weiß ich nicht.“ – „Ach, Papa, sag es mirdoch!“ – „Ich weiß es doch nicht!“ – „Doch, du wirst es schon wissen!“ –„Halt den Mund. ESS, ESS!“ Mit diesem Tipp liegt man zwar nicht ganzrichtig, aber andererseits auch nicht völlig falsch. Anderswo heißt es:„Wer <strong>hat</strong> den Reichstag angezündet?“ – „Die Gebrüder SASS.“ Schön <strong>ist</strong>auch der: Ein SA-Mann flüstert seinem Freunde zu: „Der Reichstagbrennt!“ Der Freund schaut sich um, legt den Finger auf den Mund undsagt: „Pst! Erst morgen!“ 220Ich weiß schon – Sie lesen das doch nur wegen der Witze. Na ja, warumauch nicht. So kommen die Leute von der Straße auch mal zu Wort. Na,was erzählt man sich <strong>1933</strong> noch so? Ein kleiner Landbürgerme<strong>ist</strong>er wirdaufgefordert, die Kommun<strong>ist</strong>en seines Ortes festzustellen. Da er nichtweiß, wie er sie erkennen soll, ruft er in der Stadt an. Da erklärt ihm einMann, der es wissen sollte: „Kommun<strong>ist</strong>en? <strong>Das</strong> sind Leute, die nichtstun und viel verdienen wollen.“ Der Landbürgerme<strong>ist</strong>er <strong>hat</strong> verstandenund meint: „Ach, da haben wir nur zwei: den Pfarrer und den Lehrer.“ 221In Königsberg erzählen sie sich den Witz: Hitler, Göring und Goebbelsberatschlagen, was sie tun sollten, falls sie angesichts der großen Unzufriedenheitgezwungen würden, abzudanken. Sagt Hitler: „Für mich <strong>ist</strong>das einfach. Ich werde als lästiger Ausländer ausgewiesen.“ Auch Göringgibt sich sehr zuversichtlich: „Ich ziehe mir Zivil an, da erkennt michniemand.“ Und Goebbels meint: „Bei mir <strong>ist</strong> es noch leichter. Ich fordereals Jude Entschädigung für erlittene Unbill!“ 222 So <strong>ist</strong> das heute bei uns;219 Gisevius I, S. 47220 Hirche, S. 124221 Ebd., S. 69222 Ebd., S. 9181

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