stahlmarkt 3.2016 (März)
Aus dem Inhalt: Steel International / Werkstoffe / Rohre Profile Flansche - wire & Tube 2016 / IT, Digitalisierung / Edelstahl
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12 K Steel International<br />
Schwache Binnennachfrage<br />
in Spanien und Portugal<br />
Stahlindustrie setzt auf Automobilbranche und Export<br />
Düsseldorf (mh). Immobilienblase, Finanzkrise, Eurokrise – in den<br />
vergangenen Jahren waren Spanien und Portugal von Minuswachstum und<br />
strukturellen Defiziten geprägt, entsprechend flach entwickelte sich die<br />
dortige Stahlkonjunktur. Gegenwärtig führt der Weg jedoch wieder leicht<br />
bergan – auf einer allerdings steinigen Strecke. Für beide Länder spielen<br />
Export und Automobilbau eine bedeutende Rolle.<br />
In Spaniens Stahlindustrie wird, dem<br />
schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zum<br />
Trotz, derzeit auch investiert. Acerinox und<br />
Arcelor Mittal, zwei der größten Produzenten<br />
des Landes, haben für ihre spanischen Standorte<br />
diverse Eweiterungs- und Modernisierungsprojekte<br />
angekündigt. So will Arcelor-<br />
Mittal am Standort Asturien, im baskischen<br />
Herzen der Stahlindustrie des Landes, etwa<br />
100 Mill. € in vestieren, um die eigene Position<br />
auf verschiedenen Schlüsselmärkten zu<br />
verbessern, darunter Weißblech, Schienen<br />
und Grob bleche. Allerdings hat der weltgrößte<br />
Stahlhersteller im Januar zugleich die<br />
Stilllegung seines Werks Sestao auf unbestimmte<br />
Zeit bekanntgegeben. Als Gründe<br />
wurden »herausfordernde Marktbedingungen«<br />
genannt. Chinaimporte, gefallene<br />
Stahlpreise und hohe Stromkosten machen<br />
auf dem spanischen Markt zu schaffen.<br />
Spaniens Stahlhersteller setzen<br />
auf Export<br />
Die spanische Stahlindustrie produziert im<br />
wesentlichen über die Elektrostahlroute, nur<br />
eine vergleichsweise kleine Menge Rohstahl<br />
wird in Hochöfen erschmolzen. Neben der<br />
Stahlindustrie selbst ist auch die Zulieferbranche<br />
der Stahlindustrie in Spanien be -<br />
deutsam.<br />
Ein Indiz, mit welchen Schwierigkeiten<br />
nicht nur die Wirtschaft des Landes insgesamt,<br />
sondern insbesondere die Stahlindustrie<br />
in den vergangenen Jahren zu kämpfen<br />
hatte, zeigt ein Blick auf die Rohstahlproduktion.<br />
Weit entfernt von den deutlich<br />
über 18 Mill. t Rohstahl, die von 2006 bis<br />
2009 pro Jahr produziert wurden, hat sich<br />
die Produktion nach einem zwischenzeitlichen<br />
Tief von 13,6 Mill. t (2012) derzeit auf<br />
einem Niveau knapp über 14 Mill. t (2014:<br />
14,2 Mill. t) eingependelt.<br />
Die Situation der Stahlhersteller des Landes<br />
hat sich jedoch nicht vereinfacht. Die<br />
Unternehmen, deren wichtigste Binnenmärkte<br />
die Baubranche und der Automobilbau<br />
sind, kämpfen mit einer schwachen<br />
heimischen Nachfrage – angesichts derer die<br />
Branche seit Jahren eine Internationalisierungsstrategie<br />
verfolgt. In dieser Situation<br />
sind Exporte »die einzig logische Lösung«,<br />
wie der spanische Verband Siderex konstatiert.<br />
Hauptabnehmer spanischer Stahlprodukte<br />
sind die umliegenden Länder, allen<br />
voran Frankreich, Deutschland, dann Algerien,<br />
Portugal und Italien.<br />
Der Blick auf die Wachstumsraten des<br />
Landes zeigt die jüngste Aufwärtstendenz<br />
nach Jahren des Niedergangs: Erstmals nach<br />
einer harten Durststrecke hat sich Spaniens<br />
Wirtschaft 2014 wieder leicht positiv entwickelt<br />
(+ 1,4 %), für 2015 werden 3,1 %,<br />
für 2016 noch 2,7 % Plus erwartet.<br />
Portugals Wirtschaft ebenfalls<br />
mit leichten Wachstum<br />
Wie in Spanien zeigt die wirtschaftliche Entwicklung<br />
in Portugal derzeit leicht nach<br />
oben. Nach Rezessionsjahren 2011 bis 2013<br />
wuchs das Bruttoinlandsprodukt 2014 erstmals<br />
wieder und legte um 0,9 % zu, für<br />
2015 wird das Wachstum auf 1,3 % ge -<br />
(Bild: ArcelorMittal)<br />
Stranggussanlage bei ArcelorMittal Asturias<br />
in Spanien<br />
schätzt und für 2016 auf 1,7 %. Das Land<br />
ringt jedoch mit dem zunehmenden internationalen<br />
Wettbewerb. Nachdem Portugal<br />
nach seinem Beitritt zur EU 1986 lange Zeit<br />
überdurchschnittliche Wachstumsraten verzeichnet<br />
hatte, ist z. B. in den Jahren nach<br />
2000 ein Teil der auf billige Arbeitskraft bauenden<br />
Industrien wieder abgewandert.<br />
Portugals Wirtschaft ist zu einem überwältigenden<br />
Teil auf dem Dienstleistungssektor<br />
aufgebaut. Wärend die Sektoren Lo -<br />
gistik/Kommunikation und Agrarwirtschaft<br />
in den Re zessionsjahren noch Wachstumsraten<br />
vorzeigen konnten, geriet die Industrieproduktion<br />
mit deutlichen Negativraten<br />
stark unter Druck. Auch die ausländischen<br />
Direktinvestition in das Land (Hauptländer:<br />
Spanien, Frankreich, UK, Deutschland) sind<br />
in den letzen Jahren gesunken, von 11,1<br />
Mrd. USD im Jahr 2011 auf 3,4 Mrd. USD<br />
2013.<br />
Für den Export des Landes spielen – bei<br />
einer negativen Außenhandelsbilanz) – u. a.<br />
Kfz und Kfz-Teile eine bedeutende Rolle. Zu<br />
den wichtigsten Unternehmen der Stahlindustrie<br />
in Portugal gehören der Reroller<br />
Lusosider und das deutsche Unternehmen<br />
Böllinghaus, das sich auf nichtrostende<br />
Langstahlprodukte spezialsiert hat. K<br />
(sm 160303185)<br />
<strong>stahlmarkt</strong> 0<strong>3.2016</strong>