Version PDF - bauforschungonline.ch
Version PDF - bauforschungonline.ch
Version PDF - bauforschungonline.ch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof Interlaken 2. Die Entwicklung Interlakens zur "Metropole des Fremdenverkehrs"<br />
2. Die Entwicklung des Klosterdorfes Interlaken zur<br />
“Metropole des Fremdenverkehrs“ (11)<br />
2.1 Molkenkuren und Unspunnenfeste<br />
Das „Bödeli“ von Interlaken, das fla<strong>ch</strong>e Gebiet zwis<strong>ch</strong>en Thuner- und<br />
Brienzersee, wurde dank seiner Nähe zu den Alpen bereits früh von Reisenden<br />
besu<strong>ch</strong>t. Euphoris<strong>ch</strong>e Beri<strong>ch</strong>te von einigen wenigen Adeligen und Gelehrten,<br />
wel<strong>ch</strong>e um 1700 die S<strong>ch</strong>weiz bereisten, führten bereits im Verlauf des 18.<br />
Jahrhunderts zu einer ersten grossen Reisewelle. Zur weiten Verbreitung des<br />
Rufes vom Hirten- und Bergland im Herzen von Europa trugen die<br />
Veröffentli<strong>ch</strong>ungen von S<strong>ch</strong>eu<strong>ch</strong>zer, Haller und Rousseau bei. Vor allem Hallers<br />
Gedi<strong>ch</strong>t „Die Alpen“, wel<strong>ch</strong>es in mehreren Spra<strong>ch</strong>en ers<strong>ch</strong>ien, wurde zu einer<br />
eigentli<strong>ch</strong>en Propagandas<strong>ch</strong>rift für die Entdeckung der Alpenwelt (12). Für junge<br />
Adelige, zunä<strong>ch</strong>st vor allem aus England, wurde die Reise dur<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>weiz<br />
und in die Alpen als Abs<strong>ch</strong>luss der Bildungsreise dur<strong>ch</strong> Europa zum Pfli<strong>ch</strong>t-<br />
programm, wobei si<strong>ch</strong> Ziele, Art und Dur<strong>ch</strong>führung einer „ri<strong>ch</strong>tigen<br />
S<strong>ch</strong>weizerreise“ im Verlauf des 18. Jahrhunderts konkretisierten. Zu den zu<br />
besi<strong>ch</strong>tigenden Sehenswürdigkeiten gehörten das Panorama des oberen<br />
Genfersees, die Rigi als Aussi<strong>ch</strong>tsberg und die „vereinigten Merkwürdigkeiten“<br />
des Berner Oberlandes wie der Staubba<strong>ch</strong> in Lauterbrunnen, die Wengernalp<br />
unter der Jungfrau und die Glets<strong>ch</strong>er von Grindelwald (13).<br />
Als Ausgangspunkt der Reisen ins Berner Oberland konnte si<strong>ch</strong> mit anfangs des<br />
19. Jahrhunderts dank seiner günstigen Lage vor den Alpentälern und dem<br />
milden Klima neben der Stadt Thun au<strong>ch</strong> das Dorf Interlaken etablieren. Zur<br />
Erhöhung der Anziehungskraft des Ortes trug zu Beginn des Jahrhunderts aber<br />
massgebli<strong>ch</strong> die Einführung von Kuren mit Ziegenmolke bei, die man im Kanton<br />
Appenzell bereits seit einigen Jahren kannte. Unter der Regie des Arztes<br />
Christian Aebersold und des Kunstmalers Johann Niklaus König wurden zu<br />
diesem Zweck in Unterseen und beim Kloster Interlaken Anstalten zu<br />
Molkenkuren eingeri<strong>ch</strong>tet, die si<strong>ch</strong> zunehmender Beliebtheit erfreuten (14). Der<br />
ents<strong>ch</strong>eidende Aufs<strong>ch</strong>wung des Fremdenverkehrs folgte jedo<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den<br />
beiden Älplerfesten 1805 und 1808 auf der Matte bei der Burgruine von<br />
Unspunnen. Niklaus Friedri<strong>ch</strong> von Mülinen, der S<strong>ch</strong>ultheiss von Bern, hatte die<br />
„ä<strong>ch</strong>t vaterländis<strong>ch</strong>en Volksfeste“ ins Leben gerufen, um die dur<strong>ch</strong> Napoleon<br />
gefährdete Volkstümli<strong>ch</strong>keit neu zu stärken. Die Feste mit Wettkämpfen im<br />
- 11 -