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Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof Interlaken 7. Ausbaustandard eines Hotels im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts<br />
und aneinander gereiht sein“ sollte, wobei im Zentrum der Anlage, „wie die<br />
Spinne im Netz, der Dirigent, der Wirth mit seinen Bureaus, Offices u.s.w.“<br />
platziert sein muss (185).<br />
Bezügli<strong>ch</strong> der äusseren Gestaltung äussert si<strong>ch</strong> Roller – als Verfe<strong>ch</strong>ter der<br />
S<strong>ch</strong>weizer Holzstil – kritis<strong>ch</strong> gegenüber der „modernen Ansi<strong>ch</strong>t, au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />
Aussen eine gewisse Opulenz zur S<strong>ch</strong>au zu tragen […]. Ja, wir finden in dieser<br />
Ri<strong>ch</strong>tung ein zu weit Gehen!“ Diese Haltung dehnt Roller au<strong>ch</strong> auf die<br />
Gestaltung im Innern aus, wo er si<strong>ch</strong> zwar für angepassten Komfort ausspri<strong>ch</strong>t,<br />
übertriebenen Luxus aber für unnötig hält, da der vornehme Reisende „das Alles<br />
bei si<strong>ch</strong> zu Haus in no<strong>ch</strong> weit höherem Grad besitzt“ und auf Reisen vorab die<br />
S<strong>ch</strong>önheiten der Natur su<strong>ch</strong>e. Ausserdem stellt Roller fest, dass si<strong>ch</strong> die<br />
Mittelklasse sol<strong>ch</strong> teuere Institute ni<strong>ch</strong>t leisten könne, was s<strong>ch</strong>on viele Unter-<br />
nehmen in den Ruin getrieben habe (186). Diese Eins<strong>ch</strong>ätzung belegt, dass<br />
Roller si<strong>ch</strong> darüber im Klaren ist, wie stark die Gestaltung eines Hotels vom<br />
Profil der Klientel abhängt.<br />
7.3.2 Das Hotel Faulenseebad als erweiterbarer Hotelbau<br />
Mit dem Hotel Faulenseebad präsentiert Roller den Prototyp eines in<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Phasen erweiterbaren Hotels, wobei er von einem künftig drei-<br />
oder fünfteiligen Gebäude ausgeht. Ziel der Planarbeit muss es na<strong>ch</strong> Roller<br />
sein, dass sowohl der zuerst erstellte Bau, dabei kann es si<strong>ch</strong> um den Mitteltrakt<br />
oder um einen – zukünftigen – Flügel des Gebäudes handeln, als au<strong>ch</strong> die<br />
gesamte erweiterte Anlage si<strong>ch</strong> als „ein harmonis<strong>ch</strong>es, in si<strong>ch</strong> abges<strong>ch</strong>lossenes<br />
Ganzes“ präsentiere (187). Dabei muss insbesondere au<strong>ch</strong> die innere<br />
Disposition von Beginn weg bea<strong>ch</strong>tet werden. Roller verweist an dieser Stelle<br />
auf ältere Hotels, deren Ausbau zur Überlebensfrage des Betriebs wurde, wo<br />
aber „die ursprüngli<strong>ch</strong>e Anlage kaum mehr einen ri<strong>ch</strong>tig organis<strong>ch</strong> angebauten<br />
Weiterbau gestattet […].“(188). Hier bestehe die Gefahr, dass Erweiterungen<br />
zum Flickwerk würden, an dem si<strong>ch</strong> Sa<strong>ch</strong>verständige wie Laien stossen, und<br />
wel<strong>ch</strong>es zudem den Betrieb ers<strong>ch</strong>were.<br />
Für das im Mai 1875 eröffnete Hotel Faulenseebad entwarf Roller eine in<br />
diesem Sinn erweiterbare Anlage. Auf einem Plateau oberhalb des Dorfes<br />
Faulensee über dem Thunsersee situiert, lag die Hotelanlage in einem sorgfältig<br />
gestalteten Park mit breiter Terrassen-Promenade, Spazierwegen und<br />
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