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Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof Interlaken 6. Entwicklungen im Hotelbau bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
Dieser Umstand erklärt au<strong>ch</strong> Veränderungen im Konsumverhalten der Gäste.<br />
Der Grossteil der Touristen bes<strong>ch</strong>ränkte si<strong>ch</strong> vermehrt auf die nötigsten<br />
Ausgaben und war beispielsweise ni<strong>ch</strong>t mehr bereit, die hohen, auf vermögende<br />
Gäste ausgeri<strong>ch</strong>teten Weinpreise zu bezahlen (150).<br />
Die Ar<strong>ch</strong>itektur der Hotelbauten zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> am Ende des 19. Jahrhunderts<br />
dur<strong>ch</strong> enorm grosse Bauvolumen und dur<strong>ch</strong> eine - im Verglei<strong>ch</strong> mit den Bauten<br />
der ersten grossen Ausbauphase - ungeheure Vielfalt an historisierenden<br />
Baustilen aus. Die Fassaden der Hotelbauten wurden zunehmend als beliebig<br />
auswe<strong>ch</strong>selbare Maske aufgefasst, deren Gestaltung na<strong>ch</strong> Wuns<strong>ch</strong> ausgelesen<br />
werden konnte. Viele Ar<strong>ch</strong>itekten verstanden ihr Handwerk als Beratung des<br />
Bauherrn in der Auswahl des ihm zusagenden Stils. Die Gestaltungsvors<strong>ch</strong>läge<br />
für den neuen Da<strong>ch</strong>abs<strong>ch</strong>luss des Hotel Beau-Rivage in Ou<strong>ch</strong>y aus dem Jahr<br />
1897, wel<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en französis<strong>ch</strong>er Renaissance und barocken Elementen<br />
lavierten und Mansard-, Walm- oder Pyramidendä<strong>ch</strong>er ebenso vors<strong>ch</strong>lugen wie<br />
eine grosse zentrale Kuppelbeda<strong>ch</strong>ung dokumentieren diese Haltung<br />
exemplaris<strong>ch</strong> (Abb. 46) (151). Die Zeit vor 1900 war na<strong>ch</strong> wie vor von einer<br />
historisierenden, zunehmend maleris<strong>ch</strong>er werdenden Ar<strong>ch</strong>itekturspra<strong>ch</strong>e<br />
zwis<strong>ch</strong>en Neorenaissance und Neobarock geprägt. Zu Beginn des 20.<br />
Jahrhundert wurde die Stilpalette mit Jugendstil und mit Fa<strong>ch</strong>werkbauten im<br />
ländli<strong>ch</strong>en Stil um neue Gestaltungsmögli<strong>ch</strong>keiten erweitert, die einem beinahe<br />
grenzenlosen Rei<strong>ch</strong>tum an Formen, Farben und Ar<strong>ch</strong>itekturelementen den Weg<br />
öffneten. Au<strong>ch</strong> Bauten im S<strong>ch</strong>weizer Holzstil reihten si<strong>ch</strong> in diesen bunten<br />
Reigen ein (152).<br />
Ähnli<strong>ch</strong> vielfältig wie die äussere Gestaltung präsentierten si<strong>ch</strong> gegen die<br />
Jahrhundertmitte die Grundrisse neuer Hotelbauten. Der fünfteilige Grundriss<br />
blieb für Grand und Palace Hotels bis ins 20. Jahrhundert sehr beliebt. Daneben<br />
wurden gegen 1890 zunehmend au<strong>ch</strong> kompliziertere und freiere Grundrisse mit<br />
abgewinkelten Gebäudeteilen, asymmetris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>werpunkten oder Innenhöfen<br />
aktuell (153).<br />
6.4 Palasthotels als Mittel der gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Selbstdarstellung<br />
Der gegen die 1870er Jahre auftretende Bautypus des Palasthotels resultierte<br />
aus dem Repräsentationsbedürfnis einer exklusiven und vermögenden Klientel,<br />
die si<strong>ch</strong> auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> an aristokratis<strong>ch</strong>en Lebensformen orientierte. Ein gutes<br />
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