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Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof Interlaken 2. Die Entwicklung Interlakens zur "Metropole des Fremdenverkehrs"<br />
S<strong>ch</strong>wingen, Steinstossen, Ziels<strong>ch</strong>iessen und Volksgesang zogen beide Male<br />
eine grosse Mens<strong>ch</strong>enmenge von S<strong>ch</strong>weizern und au<strong>ch</strong> Ausländern an, dabei<br />
wurden gegen 600 Personen in Privathäusern untergebra<strong>ch</strong>t (15). Obs<strong>ch</strong>on die<br />
Feste na<strong>ch</strong> 1808 ni<strong>ch</strong>t wiederholt wurden, war der Auftakt zu grösseren<br />
touristis<strong>ch</strong>en Bewegungen na<strong>ch</strong> Interlaken damit lanciert.<br />
2.2 Vom Luxus- zum Massentourismus<br />
Im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts vergrösserte si<strong>ch</strong> der Zustrom von<br />
Touristen stetig. Die wi<strong>ch</strong>tigsten Gründe dafür waren neue<br />
Strasseners<strong>ch</strong>liessungen und die Einführung der Dampfs<strong>ch</strong>iffahrt auf dem<br />
Thunersee. Diese Entwicklungen wurden mit beeinflusst dur<strong>ch</strong> die<br />
Umwälzungen in Europa und die Aufbru<strong>ch</strong>stimmung na<strong>ch</strong> der Einführung einer<br />
vom liberalen Geist geprägten neuen Kantonsverfassung 1831 (16). Bis zum<br />
Aufkommen der Massentransportmittel in der Mitte des 19. Jahrhunderts blieb<br />
das Reisen aber na<strong>ch</strong> wie vor den Angehörigen des Adels und der gehobenen<br />
Bürgers<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t vorbehalten. Na<strong>ch</strong> dem Ende der Napoleonis<strong>ch</strong>en Kriege reisten<br />
au<strong>ch</strong> die Engländer, für die Interlaken zusammen mit Thun ein bevorzugter<br />
Aufenthaltsort war, wieder auf den Kontinent und trugen wesentli<strong>ch</strong> zum Anstieg<br />
des Tourismus im Berner Oberland bei. Viele Reisebü<strong>ch</strong>er beri<strong>ch</strong>ten davon zum<br />
Teil kritis<strong>ch</strong>. „Interlaken […] ist während den Sommermonaten glei<strong>ch</strong>sam<br />
englis<strong>ch</strong>e Colonie […]“, bes<strong>ch</strong>rieb der Reisebu<strong>ch</strong>autor Leuthy die Verhältnisse<br />
1840 (17). Im Zentrum des Fremdenverkehrs stand s<strong>ch</strong>on bald der<br />
s<strong>ch</strong>nurgerade, der grossräumigen Höhematte entlangführende Höheweg,<br />
wel<strong>ch</strong>er, von Steinmäuer<strong>ch</strong>en gesäumt, den alten Ortskern Aarmühle mit dem<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Brienzersee gelegenen S<strong>ch</strong>loss verband (Abb. 3). Bald entwickelte<br />
si<strong>ch</strong> der Höheweg mit seinen prä<strong>ch</strong>tigen Nussbäumen zu einer breiten<br />
Promenade, auf wel<strong>ch</strong>er si<strong>ch</strong> das touristis<strong>ch</strong>e Leben mit Souvenirverkäufen und<br />
Sitzgelegenheiten abzuspielen begann (Abb. 4). Kritik an dieser neuen Situation<br />
blieb ni<strong>ch</strong>t aus, berühmt ist jene von Rodolphe Toepffer, der 1840 seinem<br />
Unmut freien Lauf liess: „Interlaken est toujours plus fashionable, et peut plaire<br />
aujourd’hui qu’aux touristes, qui <strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>ent dans les montagnes la vie de salon,<br />
les agréments du Casino, l’étiquette aristocratique, et une hereuse occasion de<br />
se montrer dans tout l’éclat d’une toilette distinguée (18).<br />
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