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Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof Interlaken 7. Ausbaustandard eines Hotels im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts<br />

Nebengebäuden (Abb. 51). Als erstes zu erstellendes Gebäude arbeitete Roller<br />

den Mittelbau der zu einem fünfteiligen Komplex ausbaubaren Anlage aus (Abb.<br />

52). Bei dem ausgeführten Mittelbau handelte es si<strong>ch</strong> um ein s<strong>ch</strong>muckes<br />

Gebäude unter Sattelda<strong>ch</strong> mit einem zentralen, mit Portikus und Balkonen<br />

versehenen Quergiebel zum See hin. Das Gebäude wurde von Westen her<br />

ers<strong>ch</strong>lossen und enthielt im Erdges<strong>ch</strong>oss mit Lese- und Damensalon sowie<br />

Billardsaal an bester Lage und dem im östli<strong>ch</strong>en Gebäudeteil angelegten, dur<strong>ch</strong><br />

einen Anbau erweiterten Speisesaal das übli<strong>ch</strong>e Raumprogramm (Abb. 53).<br />

Die Grundidee des weiteren Ausbaus beruht auf der Beifügung zweier seitli<strong>ch</strong>er,<br />

dur<strong>ch</strong> Verbindungstrakte dem Mittelbau anges<strong>ch</strong>lossenen Flügelbauten (Abb.<br />

54). Dur<strong>ch</strong> den gegenüber den Verbindungstrakten um ein Ges<strong>ch</strong>oss erhöhten<br />

und mit einem Quergiebel versehenen Mitteltrakt sowie den beiden glei<strong>ch</strong><br />

erhöhten seitli<strong>ch</strong>en Flügeln sollte eine kasernenartige Wirkung des Baus<br />

vermieden werden. Der Grundriss des 1. Stockwerks mit der Zimmereinteilung<br />

zeigt eine zweibündige Ers<strong>ch</strong>liessung dur<strong>ch</strong> einen langen Korridor, der an<br />

beiden Enden in einen Li<strong>ch</strong>thof mündet. Roller stellt selbst fest, dass sein<br />

Entwurf Mängel aufweist und verweist auf die ungenügende Ausstattung mit<br />

Treppen bei der vorges<strong>ch</strong>lagenen Zimmerzahl (189).<br />

Rollers Erweiterungsvors<strong>ch</strong>lag wurde ni<strong>ch</strong>t ausgeführt, vermutli<strong>ch</strong> weil die<br />

Grösse des Gebäudes lange Zeit der Na<strong>ch</strong>frage genügte. Erst 1895 wurde<br />

neben dem Hotel – dur<strong>ch</strong> Edouard Davinet – ein zweites Gebäude erri<strong>ch</strong>tet<br />

(Abb. 55). Dabei handelte es si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t um einen Anbau, sondern um ein in<br />

Baukörper und Gliederung selbständiges Gebäude. Rollers Betra<strong>ch</strong>tungen zu<br />

Hotelerweiterungen verweisen interessanterweise auf Grundprobleme und<br />

Charakteristika, wel<strong>ch</strong>e die Hotelar<strong>ch</strong>itektur des ausgehenden 19. Jahrhunderts<br />

prägten und wel<strong>ch</strong>e in gewisser Weise bis heute Gültigkeit haben:<br />

“Oft erfolgen in vers<strong>ch</strong>iedenen Jahresabständen, und eben ohne einheitli<strong>ch</strong>es<br />

Project, Anbauten; meist zuerst ein Speisesaalbau mit neuer Kü<strong>ch</strong>en- und<br />

Office-Anlage darunter. Eines ruft das Andere. Wieder ein oder mehrere<br />

Jahre später folgt ein Zimmeraufbau auf diesen Saalbau. […] Diese ruckweise<br />

Anbauerei (weil eben planlose) ist das s<strong>ch</strong>limmste Verfahren der Erweiterung.<br />

Meist liegt der Grund in allzugrosser Aengstli<strong>ch</strong>keit, in finanzieller<br />

Bes<strong>ch</strong>ränktheit, oder in Kurzsi<strong>ch</strong>tigkeit des Besitzers!“ (190)<br />

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